Hat es das schon mal gegeben? Menschen, die viel erzählen, wie Vertreter oder Verkäufer wollen ihre Ware an den Mann oder die Frau bringen. Aber das jemand nichts verkaufen, sondern verschenken will? Rossmann-Chef Dirk Roßmann wollte in in der ARD-Sendung "Maischberger" am Mittwochabend genau das, viel verschenken. Richtig viel.
Die Klimakrise hatte den millionenschweren Unternehmer sichtlich mitgenommen. Roßmanns Lebensphilosophie: "Angst kann nicht das Leitmotiv für eigenes Handeln sein." Stattdessen will er handeln – und überraschte dann auch die ARD-Moderatorin.
Nach gut einer Dreiviertelstunde Talk-Geplänkel verkündete Roßmann selbstbewusst: "Ich mache jetzt etwas, was es im deutschen Fernsehen so noch nicht gab."
Roßmann machte in der Folge nicht etwa einen Tisch kaputt ...
... sondern verschenkte Bücher. Und zwar 25.000 Stück. Ja, ist denn schon Weihnachten?
Roßmann erklärte: "Bis vor zwei Monaten hatte ich als Bürger dieses Landes das Gefühl, dass ich ganz viel tue gegen die Erderwärmung und auch ganz viel tue, um Ressourcen zu schonen."
Dann habe er jedoch ein Buch gelesen. Und zwar das Sachbuch "Wir sind das Klima" des US-Autors Jonathan Safran Foer. Für Roßmann ein Erweckungserlebnis: "Als ich das gelesen habe, da wusste ich, dass ich ganz viel nicht weiß. Davor habe ich immer gedacht: Ich weiß ja eigentlich einiges."
Mancher ARD-Zuschauer dürfte da gedacht haben: Zumindest der letzte Satz trifft wohl auf jeden Maischberger-Gast zu. Foers Buch, das zu einem radikalen Fleisch- und Auto-Verzicht rät, hat Roßmann sichtlich bewegt: "Mir waren ganz viele Zusammenhänge überhaupt nicht klar." Roßmann weiter: "Ich bin 73 Jahre alt, aber das heißt nicht, dass ich jetzt den ganzen Tag Däumchen drehen muss."
Roßmanns Vermögen wurde 2016 vom "Forbes"-Magazin auf 2,7 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Die irgendwie rührenden Ausführungen des Drogerie-Chefs amüsierten auch die Moderatorin Maischberger. Roßmann hielt anschließend das Buch seines Lieblingsautors in die Kamera – und erklärte wie der aufgeregte Onkel beim Familienessen, der gerade erst von den Problemen der Klimakrise erfahren hat, seine neue Leidenschaft.
Die fiel allerdings eine Nummer kostspieliger aus als die des Onkels von der Familienfeier: "Deshalb habe ich in der letzten Woche allen Bundestagsabgeordneten, allen Vorständen von deutschen Dax und M-Dax-Unternehmen - das sind round about 2000 Menschen – habe ich dieses Buch geschickt mit einem Begleitbrief."
Ein teures Unterfangen: Foers Buch kostet 19 Euro – allein schon diese Versandaktion dürfte Roßmann 38.000 Euro gekostet haben. Versandgebühren noch nicht eingerechnet.
Aber Roßmann wollte noch mehr: Zur besten Sendezeit erklärte der Unternehmer in der ARD, dass er 25.000 weitere Bücher des Foer-Buchs an die Maischberger-Zuschauer verschenken würde. Sie müssten sich nur bei ihm auf der Website seiner Drogerie melden.
Das taten Tausende Zuschauer dann auch noch am späten Mittwochabend – und brachten die Website des Drogeriekonzerns zum Einsturz.
In der Nacht gelang es dann aber offenbar 25.000 Maischberger-Zuschauern ein Buch bei Roßmann zu "bestellen". In der Nacht war auf der Website der Drogerie ein Hinweis zu sehen, wonach alle Bücher bereits vergeben seien.
Die Bücher, das versprach Roßmann unter dem Studio-Gelächter, würden auch ohne Werbung seiner Firma ausgeliefert. Sollte Roßmann die Bücher des Autoren Foer tatsächlich zum Ladenpreis von 18,99 Euro erstanden haben, dürften sich die Kosten der Aktion auf weit mehr als 500.000 Euro belaufen.
Wer sich das leisten kann, kann seine Website auch mal abstürzen lassen. Roßmann: "Ich möchte, das wir vom Reden zum Handeln kommen."
(pb)