Wenn man die Berichterstattung der vergangenen Wochen in den Medien verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, ganz Deutschland macht nichts anderes, als sich über das mangelhafte Corona-Management der Bundesregierung zu ärgern. Die "Bild-Zeitung" titelt fast täglich mit den neuesten Enthüllungen zum "Impf-Desaster" und den – in ihren Augen – Verantwortlichen dafür: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn.
Und ja, die Kritik ist berechtigt. Natürlich ist es mehr als ärgerlich, dass der Lockdown weiter anhält und die Corona-Maßnahmen ständig verlängert werden, weil die Impfungen so schleppend vorangehen und die Fallzahlen nicht schnell genug sinken. Und natürlich ist es tragisch, wenn in Sachsen Krematorien nicht mehr hinterherkommen, die Toten zu verbrennen.
Aber: Dafür ist nicht der mangelhafte Impfstoff verantwortlich. Dieses "Impf-Desaster" wird im Rückblick nur ein kurzer Schluckauf bleiben, der im Verlauf des Jahres 2021 eine Randnotiz darstellt. Denn: Die Produktion des Impfstoffes läuft längst auf Hochtouren. Über die Nachbestellungen und neu zugelassenen Impfstoffe werden bis Ende des Jahres – wenn alles gut läuft – 322 Millionen Impfdosen für Deutschland bereitstehen, berichtet die "FAZ". Mehr als genug, um die Bevölkerung der Bundesrepublik doppelt zu immunisieren.
Wir haben Luxusprobleme
Global betrachtet liegt das Problem mit dem Impfstoff ganz woanders, nämlich dort, wo Menschen sowieso schon wenig zum Leben haben. Im globalen Süden, den ärmeren und ärmsten Ländern der Welt, wurden bis heute in manchen Staaten nur 25 Dosen Impfstoff injiziert. Während wir hier besprechen, wann damit gestartet werden kann, Menschen unter 60 Jahren zu impfen, ist in den meisten Ländern noch nicht einmal klar, wann dort Gesundheitspersonal und die Risikogruppe geimpft werden. Der Kontrast könnte nicht größer sein.
"Drei Jahre, nachdem jeder Bundesbürger ein Impfangebot erhalten hat, werden dann endlich auch die letzten der Ärmsten der Armen geimpft."
Und das hat Folgen: Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnt gegenüber watson davor, dass im globalen Süden einige Menschen erst 2024 geimpft werden könnten, sollte sich die Verteilung des Impfstoffes weiter verzögern. Folgt man den Worten der Kanzlerin, würde das bedeuten: Drei Jahre, nachdem jeder Bundesbürger ein Impfangebot erhalten hat, werden dann endlich auch die letzten der Ärmsten der Armen geimpft.
Nix ist mit globaler Solidarität
Als die Pandemie im Frühjahr 2020 den Globus erfasste, war von "globaler Solidarität" die Rede. Eine globale Pandemie könne man nur gemeinsam bekämpfen, hieß es. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gründete schließlich die Agentur Covax, die dafür sorgen sollte, dass der Impfstoff gemeinsam eingekauft und fair verteilt wird. Inzwischen sind auch die USA unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden Teil der Impfallianz.
Nach einem Jahr Corona ist die Bilanz allerdings ernüchternd. Zwar geben die reichen Länder Geld an Covax, damit diese Impfstoffe für die ärmeren Länder einkaufen. Aber der Impfstoff-Markt ist längst leergefischt von den Industrienationen, die sich den Löwenanteil der Kontingente gesichert haben. Das Fazit: Nix ist mit globaler Solidarität.
Wenn wir es mit der globalen Pandemiebekämpfung ernst meinen, dürfen wir nicht den Fehler begehen, der dazu geführt hat, dass HIV in Afrika immer noch verheerende Wirkung entfaltet. Wir müssen dafür sorgen, dass Medikamente in den ärmeren Nationen ebenso erhältlich sind wie hier.
Ein Schritt kann die Aussetzung der geistigen Eigentumsrechte auf Corona-Medikamente sein, also der Verzicht auf Patente. Das hatten Indien und Südafrika vor bald einem halben Jahr vorgeschlagen und die Linksfraktion Ende des vergangenen Jahres in den Bundestag eingebracht. Getan hat sich seither nichts.
Das kanadische Modell
Dass man eine globale Krise nicht auf nationalstaatlicher Ebene lösen kann, bleibt derweil so wahr wie eh und je. Die Mutation des Virus in Südafrika hat gezeigt, was passieren kann, wenn Teile der Welt vergessen werden bei der Pandemiebekämpfung. Wenn Corona in den hintersten Ecken weiter wütet, kann das am Ende auch uns in Europa gefährlich werden.
Was machen wir also, wenn wir dann irgendwann im Dezember auf einem Berg von überschüssigen Impfdosen sitzen? Wir könnten uns ein Vorbild an Kanada nehmen und ihn an ärmere Länder verschenken. Dort wäre er auch bitter nötig.
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