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Donald Trump trägt plötzlich Maske, weil er erkannt hat, was ihm droht

Dann war es plötzlich doch ganz wichtig, eine Maske zu tragen: Donald Trump und sein neuester Kurswechsel.
Dann war es plötzlich doch ganz wichtig, eine Maske zu tragen: Donald Trump und sein neuester Kurswechsel.Bild: www.imago-images.de / CHRIS KLEPONIS
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Trump trägt plötzlich Maske, weil er erkannt hat, was ihm droht

22.07.2020, 15:3224.07.2020, 08:15
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Einen Elefanten kann er einwandfrei identifizieren. Das hat er beim Lösen eines Alzheimer-Tests eindrucksvoll bewiesen. Das politisch Notwendige hingegen erkennt Donald Trump leider nur selten oder wenn, dann oftmals zu spät. Nach den jüngsten Ereignissen fragt man sich, ob die Anforderungen an das Präsidentenamt der USA eigentlich die an ein Kleinkind übersteigen – und wenn ja, wie es dann zu erklären ist, dass ein derart inkompetenter Mensch im Weißen Haus sitzen kann.

Immer wieder hat sich Donald Trump geweigert, trotz Corona-Pandemie einen Mundschutz zu tragen. Immer wieder hat er sich dagegen ausgesprochen, eine Maskenpflicht einzuführen. Er tut das immer noch – trotz steigender Fallzahlen und inzwischen beinahe 150.000 Corona-Toten in den USA. Nun ist Trump schließlich doch öffentlich mit Maske aufgetreten und hat empfohlen, eine zu tragen. "Ob man es mag oder nicht, sie wirken", hat er am Dienstag in einer Pressekonferenz erklärt.

In Deutschland dauerte es auch einige Zeit, bis man sich auf eine Maskenpflicht einigen konnte. Das hatte aber einen anderen Hintergrund: Wissenschaftler waren zunächst nicht vom Nutzen der Masken überzeugt. Bundeskanzlerin Angela Merkel soll Angst gehabt haben, dass die Menschen unvorsichtig werden und die Mindestabstände nicht mehr einhalten, wenn sie den Schutz tragen. Am Ende empfahl das Robert-Koch-Institut aufgrund von Studien das Maskentragen – und die Politik setzte die Pflicht sinnvoll um.

Keine Ahnung von Wissenschaft

Auch wenn es vorher schon klar gewesen ist, durch die Corona-Krise wird es noch deutlicher: Donald Trump hat keine Ahnung davon, wie Wissenschaft funktioniert. Er zeigt beliebige Zahlen und Graphen und macht Witze darüber, dass er sich mit "Models" auskennt. Das stimmt sicherlich. Aber von wissenschaftlichen Modellen hat er keinen Plan.

Das ist an sich nicht so schlimm und trifft sicherlich auch auf viele andere Politiker zu. Nicht jeder hat einen naturwissenschaftlichen Background wie die deutsche Bundeskanzlerin – aber die meisten anderen Politiker lassen sich dann wenigstens beraten von Leuten, die Ahnung haben. Nicht so Trump.

Egal ob es um Verhandlungen über die nukleare Abrüstung Nordkoreas geht, Steuerreformen oder die Wirkung von Masken: Donald Trump hält seine eigene Meinung für richtiger und wichtiger als die von Experten, die sich ein Leben lang mit nichts anderem beschäftigt haben – so wie der wichtigste Immunologe der USA, Anthony Fauci, den Trumps Weißes Haus seit Wochen zu demontieren versucht.

Und Trump ist unfähig, Fehler einzugestehen. Eine der wichtigsten Grundlagen von Wissenschaft ist die Falsifizierbarkeit bisheriger Erkenntnisse. Alle Wahrheiten gelten nur, bis sie widerlegt werden. Für Donald Trump undenkbar. Glaubt man dem, was seine Nichte Mary Trump in ihrem Buch schreibt, dann wurde ihm jegliche Fähigkeit, Fehler einzugestehen in seiner Kindheit ausgetrieben.

Das "Trump-Virus"

Schuld sind immer die anderen: "China-Virus" hat Trump das Coronavirus immer wieder bezeichnet – um klar zu machen, wen er für die Pandemie verantwortlich macht. Jetzt erntet der Präsident, was er gesät hat: Die Sprecherin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, nannte das Coronavirus unlängst das "Trump-Virus".

Und sie hat recht. Denn wenn man ehrlich ist: Trump hat wahrscheinlich mehr Schuld daran, dass das Virus in den USA derart großen Schaden anrichten konnte, als die chinesischen Behörden, die zu Beginn versucht hatten, die Epidemie zu vertuschen.

Statt es zu verheimlichen, hat Trump das Coronavirus monatelang kleingeredet – im Gegensatz zu den meisten europäischen Regierungen. Unter den Folgen leiden heute Millionen US-Amerikaner. Daran sollten sich auch konservative Wähler in den USA im November erinnern.

Trump droht Wahlverlust

Bisher ist der Präsident gut mit seinen Richtungswechseln und Fehlern durchgekommen. Ob das so bleiben wird, ist fraglich, denn die Umfragen sehen nicht besonders gut aus. Auch könnten ihm viele seiner eigenen Stammwähler die Auswirkungen der Corona-Pandemie übelnehmen, die inzwischen auch die Bundesstaaten erreicht hat, die Trump bei der letzten Wahl gewählt haben.

Vielleicht ist das auch der Grund für den plötzlichen Richtungswechsel von Trump in Sachen Maske. Auch wenn er sich in der Vergangenheit immer auf den harten Kern seiner Wähler verlassen konnte, die ihm aufgrund des amerikanischen Wahlsystems im Zweifel die Wiederwahl sicherten, könnte es jetzt eng werden für den Präsidenten.

Denn folgt man den Beschreibungen seines ehemaligen Sicherheitsberaters John Bolton in dessen Enthüllungsbuch, dann ist nur eines für Donald Trump entscheidend, wenn es hart auf hart kommt: Noch einmal gewählt zu werden.

Warum Podcasts im Wahlkampf immer wichtiger werden

Wer die deutsche Podcast-Landschaft einigermaßen kennt, hat schon mal von "Hotel Matze" gehört. Seit 2016 gibt es das Interview-Format von Matze Hielscher – und man muss schon konzentriert nachdenken, damit einem ein paar angesagte deutsche Promis einfallen, die noch nicht bei ihm zu Gast waren.

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