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E-Fuels für PKW: Sieben Tweets zeigen, wie dämlich die Idee wirklich ist

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Verbrenner-Autos sollen trotz Verbrenner-Aus ab 2035 durch E-Fuels-Antrieb weiter neu zugelassen werden dürfen.Bild: IMAGO/Wolfgang Maria Weber
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E-Fuels für PKW: Sieben Tweets zeigen, wie dämlich die Idee wirklich ist

06.04.2023, 15:19
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Verbrennermotoren, Atomkraftwerke und jetzt auch noch E-Fuels: Die EU dreht sich in vielen Diskussionen seit Monaten, gar seit Jahren im Kreis. Die Beschlüsse gingen schleppen voran.

Außer bei E-Fuels: Eigentlich dürfen Autos mit Verbrennermotoren ab 2035 nicht mehr zugelassen werden. Doch die EU-Kommission hat nun Ende März beschlossen, dass Fahrzeuge, die einen Verbrennermotor besitzen, aber ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden, ab 2035 neu zugelassen werden dürfen.

E-Fuels zählen zu den synthetischen Kraftstoffen, die als Alternative zu den fossilen Brennstoffen beworben werden. Dadurch, dass mit erneuerbaren Energiequellen hergestellt werden, gelten sie als klimaneutral.

Doch für ihre Herstellung wird vergleichsweise sehr viel Energie benötigt, weshalb E-Fuels vor allem als teuer und ineffizient gelten. Denn durch die benötigte Energie sind die Literpreise höher als bei Benzin und Diesel. Außerdem sind sie nicht konkurrenzfähig mit Elektroautos, die die Alternative zu Verbrennermotoren darstellen. Denn eine Windkraftanlage kann entweder: 1600 E-Autos, 600 Wasserstoff-Fahrzeuge oder 250 E-Fuels-PKW versorgen.

Während es bei anderen Themen zumindest meistens ein Für und Wider gibt, dominiert bei E-Fuels vor allem eines: das Wider. Denn die fast einstimmige Meinung der Expert:innen-Riege besagt: E-Fuels bei PKWs einzusetzen, ist keine gute Idee. Das belegen unterschiedliche Untersuchungen, wie beispielsweise von Expert:innen des Fraunhofer-Instituts.

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Verkehrsminister Wissing und FDP-Chef Lindner verteidigen E-Fuels-Beschluss

Wie wenig dieser Beschluss mit den Forderungen nach mehr Klimaschutz von allen Seiten zusammenpasst, hat die Klimaschutzaktivistin und FFF-Sprecherin Carla Reemtsma auf Twitter zusammengefasst.

Sie kritisiert in ihrem Beitrag die drei Klimaschutz-Brennpunkte in Deutschland: Verkehrsminister Volker Wissing blockiere mit dem Beschluss der E-Fuels das Verbrenner-Aus ab 2035, die Regierung fördere gezielt (klimaschädliche) Öl- und Gas-Projekte und Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck baue mehr LNG-Terminals als nötig.

Volker Wissing jedoch lässt sich nicht beirren und verteidigt den Beschluss der E-Fuels: "Ich begrüße die heutige Erklärung der EU-Kommission", schrieb er am 28. März auf Twitter.

Sein Parteifreund Christian Lindner springt ihm hier zur Seite und betonte schon seit Beginn der Debatte die Klimafreundlichkeit der E-Fuels. Das technologische Know-how müsse in einem Exportland, wie Deutschland, erhalten bleiben, schrieb er Anfang März auf Twitter.

Porsche steht ebenfalls weiter hinter E-Fuels

Ein weiterer Kritikpunkt an dem Beschluss der E-Fuels ist die Reichweite. Im Vergleich der klimaneutralen Antriebe für PKWs schneiden E-Fuels am schlechtesten ab – mit Abstand. Mobilitätsexpertin Katja Diehl vergleicht in einem Thread auf Twitter E-Autos, grünen Wasserstoff-Antrieb und E-Fuels miteinander.

Zudem bringt sie den Fakt an, dass die meisten Autobauer bereits ein Datum genannt haben, zu dem sie den Verbrennerausstieg planen. Außer Porsche. Dort wird auf E-Fuels gesetzt. Finanzminister Lindner will diese dann steuerlich rabattieren – so wie es auch bei Diesel der Fall ist.

Gerade Lindners Absage an die 12-Milliarden-Euro für die Kindergrundsicherung fällt ihm nun in diesem Zusammenhang auf die Füße. So ärgern sich zahlreiche User:innen auf Twitter über die Verteilung des Bundeshaushalts: "Vorgestern 310 Milliarden Euro für #eFuels, gestern 2,2 Milliarden Euro für Banken, heute kein Geld für Kinder", werfen ihm mehrere User:innen vor.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer setzt währenddessen Porsche und die FDP in einem Tweet miteinander in Verbindung. "Was für ein witziger Zufall, dass der Chef von Porsche noch kürzlich so toll stolz von seinem Draht in die FDP-Spitze und seinem Einfluss bei Koalitionsverhandlungen berichtet hat und ausgerechnet Porsche der einzige große deutsche Autohersteller ist, der aktuell auf E-Fuels setzt", schrieb sie kürzlich auf Twitter.

User machen sich über E-Fuels-Beschluss lustig

Das Thema nehmen viele User:innen auch zum Anlass, sich über den Beschluss lustig zu machen. So kommentiert ein User beispielsweise ein Foto eines Porsche-SUVs mit einem Anhänger mit den Worten: "Ein deutscher Porschefahrer macht Urlaub im Ausland. Immer mit dabei: ein paar Kanister E-Fuels, da man die nur an ausgewählten Tankstellen in Stuttgart kaufen kann." Er spielt damit auf die geringe Reichweite der E-Fuels sowie die Porschestadt Stuttgart an.

Ein Satire-Account, der sich als die ehemalige Bundesarbeitsministerin und SPD-Frau Andrea Nahles inszeniert, nutzt das Thema E-Fuels wiederum für einen Seitenhieb gegen FDPler Wolfgang Kubicki: "Der einzige, der seit Jahren auf E-Fuels läuft, ist Wolfgang Kubicki."

Eine andere Userin spielt auf das Start-up für Flugtaxis an, das vor kurzem Schlagzeilen machte und fragt sich: "Flugtaxis, E-Fuels, Grüne Welle für alle … magische Ansätze liegen in der Verkehrspolitik im Trend. Demnächst: fliegende Besen?"

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