"Wo warst du, als es passiert?" Seit es moderne Massenmedien gibt, gibt es die Momente, zu denen die meisten Menschen diese Frage problemlos beantworten können. Der Tag, an dem 1963 US-Präsident John F. Kennedy erschossen wurde. Der Fall der Berliner Mauer 1989.
Für einen großen Teil der junge Erwachsenen in Deutschland ist der 11. September 2001 so ein Tag. Der Tag des schwersten Terroranschlags der Geschichte der USA, auf das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington.
Watson hat junge Politiker gefragt, welche Erinnerung sie an den 11. September 2001 haben.
Wiebke Winter (CDU): "Die Bilder sind auch heute glasklar in meinem Kopf"
Wiebke Winter bei der Vorstellung des "Zukunftsteams" um Unionskanzlerkandidat Laschet.Bild: dpa / Michael Kappeler
Wiebke Winter ist Mitglied im Bundesvorstand der CDU, Direktkandidatin ihrer Partei in Bremen – und gehört als Mitbegründerin des Vereins Klimaunion dem "Zukunftsteam" um Unionskanzlerkandidat Armin Laschet an. Winter hat bis heute glasklare Erinnerungen an die Bilder des 11. September 2001. Gegenüber watson beschreibt sie ihre Erinnerung so:
„9/11 ist das erste politische Ereignis, an das ich mich erinnern kann. Ich war damals fünf Jahre alt und spielte mit meiner jüngeren Schwester und zwei Freunden in unserem Kinderzimmer. Meine Mutter hat uns ins Wohnzimmer gerufen, damit wir zusammen sein konnten, vor den Fernseher, mitten am Tag. Mein Vater kam sofort von der Arbeit wieder. Es bestand die Sorge, dass womöglich ein Krieg ausbrechen könnte oder weitere Anschläge verübt werden. Die Stimmung war sehr angespannt. Mich hat das Ereignis und die Furcht so bewegt, dass ich damals sogar Bilder über den Anschlag gemalt habe – vermutlich, um das Erlebte zu verarbeiten. Als ich mit 13 Jahren zum ersten Mal am Ground Zero war, habe ich geweint. Die Bilder vom 11. September 2001 sind auch heute immer noch glasklar in meinem Kopf.“
Jens Teutrine (FDP): "Es fühlte sich ziemlich nah an"
Jens Teutrine ist seit 2020 Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen. bild: junge liberale
Jens Teutrine ist Bundesvorsitzender der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (Julis). Er sagt über den Tag, an dem Terroristen die USA angriffen:
"Bis heute kann ich mich an den 11. September 2001 erinnern, obwohl ich erst sieben Jahre alt war und vieles, was geschehen ist, damals noch nicht vollumfänglich begreifen konnte. Wie jeden Dienstag war ich bei meinem Kumpel Thomas, um gemeinsam nach der Schule zu spielen. Irgendwann hatte mich seine Mutter zu sich gerufen. Im Fernsehen lief gerade eine Live-Berichterstattung zu den Terroranschlägen. Ich wohnte zwei Straßen weiter und bin nach Hause gegangen. Auch dort lief eine Live-Übertragung, die ich flüchtig wahrgenommen habe. In der Schule gab es eine Schweigeminute. Obwohl die schrecklichen Geschehnisse Tausende Kilometer entfernt waren und die Bilder im Fernsehe surreal wirkten, fühlte es sich ziemlich nah an. Könne sowas auch bei uns passieren? Wieso machen Menschen sowas? Das waren Fragen, die ich mir in der Zeit häufiger stellte. In jeglichen Medien, die man als Kind damals aufschnappte, waren die Anschläge über Wochen omnipräsent."
Teutrine spricht auch über die Auswirkungen des 11. September.
"Es fühlte sich so an, als hätte es sich an den Tag etwas verändert. So war es auch – und zwar nicht nur im Leben der Menschen in den Vereinigten Staaten. Ich schnappte auf, dass es nun mehr Kontrollen beim Fliegen geben sollte. Heute weiß ich, dass diese Terroranschlag vermeintliche Sicherheit auf Kosten der Freiheit zur Folge hatte. Von 2001 bis 2009 wurden in Deutschland rund 30 Gesetzänderungen beschlossen, um dem „neuen“ Sicherheitsbedürfnissen gerecht zu werden. Dabei geriet die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit immer wieder aus dem Ruder. Eine Erkenntnis, die ich sehr früh für mich entwickelt habe, war, dass wir unsere Freiheit und Grundrechte nicht aufs Spiel setzen sollten, wenn wir genau diese eigentlich gegen Terroristen verteidigen wollen."
Laura Schieritz (FDP): "Ich erinnere mich noch an das Bild auf der Titelseite der Zeitung"
Laura Schieritz im Bundestag. foto: junge liberale
Laura Schieritz ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Julis. Sie war drei Jahre alt, als die Anschläge die Welt erschüttern. Eine Erinnerung an die Zeit hat sich ihr trotzdem eingebrannt.
"Als die Terroranschläge in New York und Washington die Welt erschütterten, war ich gerade einmal drei Jahre alt. Bewusst habe ich dieses schreckliche Ereignis nicht wahrgenommen. Ich erinnere mich aber tatsächlich noch an das Bild auf der Titelseite der Tageszeitung, die auf dem Esstisch meines Elternhauses lag. Ich denke, es war die extrem emotionale Stimmung dieser Tage, die dafür gesorgt hat, dass sich das Bild in meine Erinnerung gebrannt hat. 9/11 ist dieser Tage durch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wieder präsent. Das zeigt uns, dass auch 20 Jahre später die Feinde der freien Welt nicht besiegt sind."
Maximilian Schulz (Linke): "Für uns waren es nur Bilder – für Afghanistan folgte Krieg"
Maximlian Schulz ist einer von acht Bundessprechern der Linksjugend. bild: Linksjugend
Maximilian Schulz ist Bundessprecher der Linksjugend, der Jugendorganisation, die der Linkspartei nahesteht. Er meint gegüber watson:
"Der 11. September 2011 ist meine früheste politische Erinnerung. Ich glaube, es ist sogar die erste, die ich einem konkreten Datum zuordnen kann. Da war ich sieben Jahre alt. Wir hatten in der Grundschule ein Tagebuch, welches wir immer führen sollten. Ich weiß noch, dass wir die brennenden Türme und die fallenden Menschen hineinmalten. Unsere Lehrerin versuchte, uns das Wort Terrorismus zu erklären. Das Tagebuch habe ich heute noch."
Eine Zeichnung aus dem Tagebuch des siebenjährigen Maximilian Schulz.
"Das waren Bilder, die sich bei uns ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Doch für uns waren es nur Bilder – für Afghanistan folgten Krieg, ineffiziente Besatzung und nun ein erneutes Regime der Taliban. Der Fall von Kabul und die komplett desaströse "Evakuierung" schufen neue Bilder – von Gewalt, Unvermögen und fallenden Menschen."
Michael Neuhaus (Linke): "Dieser sonderbare Morgen, den ich damals nicht ganz verstanden habe"
Michael Neuhaus, Bundessprecher der Linksjugend. bild: ben gross
Michael Neuhaus ist ebenfalls Bundessprecher der Linksjugend. Seine Erinnerungen fasst er so zusammen:
"Am 11. September 2001 war ich acht Jahre alt. Ich weiß noch, dass ich mit Freunden auf dem Hinterhof gespielt habe. Als ich zum Abendessen nachhause kam, lief der Fernseher. Sondersendungen auf jedem Kanal. Ich verstand zwar noch nicht was gerade passiert, aber es war klar, dass dieser Tag kein Tag wie jeder andere war. Am nächsten Morgen in der Schule, wir waren eine sehr kleine Klasse mit unter 10 Schülerinnen und Schülern, war ebenfalls nichts wie sonst. Anstatt Unterricht wie gewohnt zu machen, versuchte unsere Lehrerin uns zu erklären, was am Vortag geschehen war. Wir sprachen über unsere Gedanken und Gefühle. Dann hielten wir eine Schweigeminute ab. Erst Jahre später sollte mir die Tragweite dieses Tages bewusst werden. Als vor kurzem die letzten Truppen aus Afghanistan abzogen, erinnerte es mich an diesen sonderbaren Morgen in der Schule, den ich damals noch nicht ganz verstanden habe."
Die krassesten Funde in Assads Luxus-Residenz in Syrien
Nach dem plötzlichen Aufstand der Rebellengruppen ist Syriens Machthaber Baschar al-Assad Geschichte. Die Islamisten-Allianz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) rückte rasend schnell vor. Am 8. Dezember 2024 drangen Rebellen schließlich in die Hauptstadt Damaskus ein, fast ohne Gegenwehr der Armee. Und Assad? Der verließ die Hauptstadt am frühen Sonntagmorgen, floh offenbar nach Russland.