Die USA haben einen neuen Präsidenten: Joe Biden. Am Mittwoch wurden er und die Vizepräsidentin Kamala Harris vereidigt. Sie übernehmen nach der Ära Trump ein tief gespaltenes Land – nun hegen viele Menschen große Hoffnung auf eine bessere Zukunft. So würdigte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel die Vereidigung als "Feier der amerikanischen Demokratie".
Watson hat junge US-Amerikaner gefragt, was die Amtseinführung Bidens für sie bedeutet, was sie sich von ihm erhoffen und welche Ängste sie haben.
Courtney L., 28, aus Boston, wünscht sich, dass Biden und Harris ein Zeichen des Respekts setzen werden:
"Ich bin vor allem erleichtert. Ich freue mich auf jemanden, dessen Taten lauter sprechen als seine Worte. Und ich hoffe, dass Joe Biden und Kamala Harris ein Zeichen von Freundlichkeit und Respekt setzen werden, das ein Vorbild für andere Amerikaner sein wird. Von Trump bin ich ziemlich enttäuscht, weil er gegangen ist, ohne die Macht friedlich zu übergeben. Der Sturm auf das Kapitol ist sehr besorgniserregend.
Ich denke, wir Amerikaner müssen uns vereinen, uns gegenseitig helfen und versuchen, miteinander klarzukommen. Neben einem Fortschritt in der Umweltpolitik, den ich mir von der Biden-Regierung erhoffe, hoffe ich auch auf ein besseres Management der Corona-Krise. Ich wünsche mir einfach, dass ich mehr Fortschritt und weniger Show sehe. Insgesamt bin ich vorsichtig optimistisch, hoffnungsvoll und sehr erleichtert, dass Trump nicht mehr im Amt ist."
Jackie Cox, bürgerlich Darius Rose, 35, lebt in New York. Als Drag Queen hat sie bei "Rupaul's Drag Race" Staffel 12 den fünften Platz belegt. Jackies Mutter stammt aus dem Iran, weswegen ihr die anti-muslimische Haltung Donald Trumps besondere Sorgen bereitet hat.
"Joe Bidens und Kamala Harris' Vereidigung repräsentieren die Rückkehr zu den wahren US-amerikanischen Werten. Es sind dieselben Werte, die meine Mutter damals dazu inspiriert haben, aus dem Iran hierher einzuwandern.
Es bedeutet mir viel, dass die ersten Amtshandlungen von Biden sind, den 'Muslim Ban', also das Einreiseverbot gegen Menschen aus einigen muslimischen Ländern, aufzuheben, sowie dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beizutreten. Das erste Mal seit vier Jahren habe ich wirklich Hoffnung, obwohl ich weiß, dass noch viel zu tun ist."
Nadine, 26, hofft auf eine produktive Zusammenarbeit zwischen Republikanern und Demokraten:
"Als Reaktion auf die Ereignisse der letzten Wochen, wünsche ich mir von Biden vor allem einen Kurs, der Amerika wieder zusammenbringt und dieses Land vereint. Außerdem ist es eine angenehme Abwechslung, einen Präsidenten zu hören, der nicht nur auf Konfrontationskurs geht und Leute mit anderer Meinung politisch und persönlich angreift. Ich wünsche mir von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris einen gemäßigten und durchdachten politischen Kurs, einen klaren Weg aus der Corona-Krise und Reformen für soziales und wirtschaftliches Wachstum. Schließlich wünsche ich mir produktive Zusammenarbeit zwischen Republikanern und Demokraten.
Ich hoffe, dass Biden durch Dialog und Kompromisse viele von Trumps Machenschaften wieder gut macht und die USA wieder als aktiven und respektierten Teil der mächtigsten Industriestaaten etabliert. Meine Ängste drehen sich sowohl um den allgemeinen Rassismus, den man überall spürt und direkt miterlebt, als auch um die weiter aufgehende Einkommensschere. Als Immigrantin bin ich von Rassismus nicht immer verschont geblieben. Bedauerlicherweise sind auch manche Personen in meinem erweiterten Familienkreis vehemente Trump-Anhänger. Ich bezweifle, dass Biden in der Lage sein wird, diese tief verwurzelten Probleme effektiv anzugreifen."
Maddie C., 26, aus Arlington, wünscht sich, dass Joe Biden die Menschen wieder zusammenbringt:
"Ich wünsche mir einfach, dass unser Präsident in der Lage ist, mit beiden Parteien zusammenzuarbeiten und die Gesetzgeber dabei zu unterstützen, zu sinnvollen Kompromissen zu kommen. Auch wenn es etwas klischeehaft klingt, möchte ich, dass Joe Biden unsere Nation eint und die Menschen zusammenbringt. Die Politik hat die Aufgabe sicherzustellen, dass jeder einzelne Amerikaner eine Stimme hat. Im Moment haben die Menschen aber das Gefühl, nicht gehört zu werden.
Ich habe gleichzeitig Angst davor, dass wir nicht in der Lage sein werden, wieder zu einem Standard zurückzukehren, nach dem Menschen freundlich behandelt werden. Ich denke nicht, dass alle politischen Initiativen Trumps schrecklich oder verrückt waren. Aber ich denke, dass er so spaltend, so ungefiltert, so unprofessionell, so unsensibel und so gemein war, dass vor allem wir jungen Amerikaner völlig aus den Augen verloren haben, wie man jemanden, der anders ist als man selbst, respektvoll behandelt. Ich hoffe, wir können wieder stolz auf unser Land sein. Es ist aber auch wichtig anzuerkennen, dass es eine sehr knappe Wahl war – die Hälfte unseres Landes ist unzufrieden mit dem Ergebnis. Es wird also viel Arbeit vor uns liegen."