Triggerwarnung: Im folgenden Text werden sexualisierte Gewalthandlungen und deren Folgen für Betroffene geschildert, die belastend und retraumatisierend sein können.
Zahlreiche ukrainische Menschen wurden im Zuge des russischen Angriffskrieges in Gefangenschaft genommen. Dabei erlebten sie teilweise Grausames. Im neuen Dokumentarfilm "Captivity" beleuchtet Ekaterina Fomina für den russische Sender Dozhd (zu Deutsch: "Regen") nun das Schicksal ukrainischer Frauen, die in den von Russland besetzten Gebieten inhaftiert waren.
Drei Frauen schildern darin ihre erschütternden Erlebnisse und die Grausamkeiten, denen sie ausgesetzt waren. Einige mussten demnach Schützengräben für die russische Armee ausheben. Sie erlebten außerdem Folter, Vergewaltigungen und Demütigungen.
Elena Yakupova stammt aus der ukrainischen Stadt Kamjanka-Dniprowska in der Region Saporischschja. Sie wurde am 6. Oktober 2022 festgenommen und in russischer Gefangenschaft sechs Monate lang gefoltert.
Demnach sei sie zuerst zur Polizeiwache gebracht und dort mehrere Tage gefoltert worden. "Meine Beine wurden festgeklebt, meine Hände an die Stuhlbeine gebunden", erzählt sie. Zunächst sei sie mit einer Zwei-Liter-Plastikflasche auf den Kopf geschlagen worden, "dann stülpten sie mir eine Plastiktüte über den Kopf", sagt die Frau einem Bericht der unabhängigen russischen Zeitung "Meduza" zufolge im Film.
Die Gewalt nahm dann noch extremere Formen an:
Yakupova wurde mehrfach vergewaltigt, wie sie weiter berichtet.
Auch Lyudmila Guseinova aus Nowoasowsk in der Region Donezk kommt im Film zu Wort. Sie war bereits vor dem aktuellen Angriffskrieg festgenommen worden: am 6. Oktober 2019. Sie verbrachte insgesamt über drei Jahre in russischer Gefangenschaft, in denen sie unvorstellbare Qualen erlitt. "Ich konnte nichts essen. Es gab nichts zu essen. Aus irgendeinem Grund dachten sie, ich sei im 'Hungerstreik'", erinnert sich Guseinova.
Jetzt schildert sie auch die Eindrücke von der Gewalt, der sie ausgesetzt war: "Er schlug mir auf den Rücken und sagte: 'Bist du hier im Hungerstreik?' Eine Woche lang brachten sie mir ungekochte Pfefferkörner. Es war wie Stein. Es war mit etwas Abfall und Erde vermischt". Eines Tages habe sie Mäusekot bemerkt.
Der Zustand in den Zellen sei "erbärmlich" gewesen, beschreibt sie die Situation während ihrer Gefangenschaft. "Nach der ersten Nacht wachte ich völlig geschwollen und rot auf. Es waren Bettwanzen", sagt sie. Den Geruch im Gefängnis schildert sie als eine Mischung aus Abfall, schmutzigen Körpern, dreckiger Kleidung und Zigaretten. "Überall war Blut, weil sich Gefangene oft selbst verletzten" ergänzt sie.
Wie viele Menschen sich derzeit noch in russischer Gefangenschaft befinden, ist unklar. Kürzlich sprach der Präsident von Russland, Wladimir Putin, von 6365 Gefangene des Nachbarlandes in russischen Gefängnissen. Unabhängig lässt sich die Angabe nicht überprüfen.