Er soll schon viele Male gestorben sein, auch gibt es angeblich mehrere Versionen von ihm: Wladimir Putin. Der ukrainische Geheimdienst sieht eine Taktik hinter diesen Gerüchten. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Alexei Nikolsky
Russland
02.11.2023, 10:4302.11.2023, 10:45
"Putin ist tot" – diese Botschaft schafft es immer wieder, auf Social Media viral zu gehen. Einmal soll es Krebs sein, dann Parkinson, kürzlich sei das russische Staatsoberhaupt angeblich an einem Herzinfarkt gestorben. Parallel dazu kochen immer wieder Gerüchte über mutmaßliche Doppelgänger von Putin hoch, die angeblich seinen Posten übernehmen.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dementiert Gerüchte um den Tod des russischen Präsidenten, die sich in den sozialen Medien hartnäckig halten. Es ist das zweite Mal in kürzester Zeit, dass der Kreml-Beamte Gerüchte über Putins Gesundheit zurückweisen muss.
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Dabei gießt der Kreml wohl selbst Öl ins Feuer und heizt die Gerüchteküche ordentlich ein.
Kremlnaher Telegram-Kanal verkündet Tod von Putin
Wer einen Blick in den Telegram-Kanal "SVR General" wirft, erhält ein ganz anderes Bild: Dort wird zunächst behauptet, dass sich Putins Gesundheitszustand drastisch verschlechtert habe. Vergangene Woche folgte sogar das Update, dass in Russland ein Putschversuch stattfinde. Kurz darauf dann die Nachricht, dass der Präsident "in seiner Residenz in Waldai gestorben" sei. Um 20:42 Uhr Moskauer Zeit haben die Ärzte die Wiederbelebungsmaßnahmen eingestellt und ihn für tot erklärt, heißt es.
Brisant: Hinter dem Telegram-Kanal soll sich laut Medienberichten ein Insider der russischen Machtzentrale verbergen. Und zwar ein Generalleutnant im Ruhestand, der den Decknamen "Viktor Mikhailovich" verwendet, das schreibt die "Kyiv Post". Er habe demnach enge Verbindungen zu Putins innerem Kreis.
Weiter behauptete der besagte kremlnahe Telegram-Kanal, dass die behandelnden Ärzt:innen von Putins Sicherheitspersonal im Raum mit "Putins Leiche" festgehalten wurden, während russische Beamt:innen diskutiert hätten, wie sie "das derzeitige Regime aufrechterhalten und Putins Doppelgänger einsetzen können." Kreml-Sprecher Peskow stufte diese Meldung darauf als "eine absurde Informationsverfälschung" ein.
Der ukrainische Geheimdienst hat dazu seine ganz eigene Theorie.
Hinter den Gerüchten um Putins Tod steckt wohl ein Plan
Laut eines Sprechers des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) steckt hinter der Putin-Tot-Oder-Nicht-Gerüchteküche eine Kampagne des Kreml. Sprich, Russland inszeniert die Falschnachrichten über den angeblichen Tod von Putin selbst, meint HUR-Sprecher Andriy Yusov im Gespräch mit NV Radio.
"Auf diese Weise lernt das Imperium, das um seinen Sicherheitsapparat herum aufgebaut ist, die Dinge weiter zu steuern."
HUR-Sprecher Andriy Yusov
Grund: Putin könne damit sehen, wie die Russen auf solch eine Botschaft reagieren – vom einfachen Volk bis zur Elite. "Dies wäre in der Tat eine gute Nachricht, aber es ist nur eine Nachricht, die von Russlands anonymen Telegram-Kanälen gesponnen wurde", zitiert die "Kyiv Post" den HUR-Sprecher Yusov.
Laut HUR-Sprecher Andriy Yusov verfolgt Putin einen Plan mit den Gerüchten um seinen Tod. Bild: imago images / Volodymyr Tarasov
Sprich, Putin setzt diese Falschmeldungen um seinen Tod und angeblichen Doppelgängern selbst in die Welt, damit der Kreml-Chef erfährt, wie seine eigenen vermeintlichen Verbündeten auf die Nachricht von seinem Tod reagieren. Aber auch die Medien, bestimmte russische Eliten und sogar Einzelpersonen auf sozialen Plattformen, führt Yusov aus.
"Auf diese Weise lernt das Imperium, das um seinen Sicherheitsapparat herum aufgebaut ist, die Dinge weiter zu steuern", sagt der HUR-Sprecher. Dabei hebt er hervor, dass Kreml-Sprecher Peskow regelmäßig gebeten werde, öffentlich auf die Gerüchte zu reagieren. Für Yusov ist klar: "Es ist offensichtlich, dass dies Teil eines bestimmten Plans ist."
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die skandinavischen Staaten dazu gebracht, ihre Neutralität aufzugeben. Finnland trat im April 2023 der Nato bei. Im März 2024 folgte dann Schweden.