Der Tschetschenen-Chef Ramsan Kadyrow ist für seine Brutalität bekannt, wird wegen seiner Verbindung zum russischen Machthaber Wladimir Putin auch Putins Bluthund genannt. Der 47-Jährige inszeniert sich selbst und seine Söhne regelmäßig mit Waffen oder in kriegerischen Szenarien auf seinen Kanälen. Denn er arbeitet intensiv an der Machtübergabe an seinen Nachwuchs. Ein Grund dafür könnte Kadyrows Gesundheitszustand sein. Bereits im Herbst 2023 machte er mit einem angeblich schlechten Allgemeinzustand Schlagzeilen.
Obwohl er mit mehreren Videos versuchte, die Gerüchte zu zerstreuen, hielten sich die Spekulationen hartnäckig. Er erklärte, bei bester Gesundheit zu sein. Hört man dem Tschetschenen-Führer beim Sprechen zu, entsteht allerdings der gegenteilige Eindruck. Nun kommen wegen einer aktuellen Recherche erneut Gerüchte über den schlechten Zustand Kadyrows auf. Der 47-Jährige reagiert darauf mit zwei Videos. Eines davon zeigt ihn im Fitnessstudio. Die Authentizität darf durchaus angezweifelt werden.
Die neuerlichen Berichte über den schlechten Gesundheitszustand Kadyrows gehen auf eine Recherche des unabhängigen russischen Exilmediums "Novaya Gazeta" zurück. Demnach wurde beim Tschetschenen-Chef bereits im Januar 2019 eine Pankreasnekrose diagnostiziert. Das ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die zu deren Zerstörung führen kann.
Dem Bericht zufolge begann sich der Gesundheitszustand im Frühjahr 2022, "rasant zu verschlechtern". Wie die Zeitung weiter berichtet, kam es aufgrund von einem Nierenversagen und Flüssigkeitsstau in der Lunge zu Atemnot. Außerdem habe der Tschetschenen-Führer deshalb "Schwierigkeiten beim Sprechen", könne nur noch langsam gehen.
Um die Spekulationen zu zerstreuen, beschlossen die russischen Behörden laut "Novaya Gazeta Europe", eine "PR-Kampagne" zu starten. Sie soll zeigen, dass mit dem tschetschenischen Oberhaupt alles in Ordnung sei. Wie diese PR-Kampagne aktuell aussieht, zeigen die neuesten Videos, die sein Team veröffentlicht hat.
Kurz nach der Veröffentlichung der Recherche ging ein Video online, das Kadyrow mit Beamten an einem Tisch zeigt. Dabei bespricht er die Beteiligung der Republik Tschetschenien am Krieg in der Ukraine, wie das russische Exilmedium "Meduza" mit Berufung auf die unabhängige Agentur "Agenstvo" berichtet.
Kadyrow ist etwa 40 Sekunden lang in Nahaufnahme zu sehen, jedoch verweilt die Kamera nie lange auf dem Gesicht des Oberhauptes Tschetscheniens. Putins Bluthund ist dabei immer in einer bestimmten Position in Nahaufnahmen zu sehen.
Noch am Abend des 22. Aprils folgte ein weiteres Video. Es zeigt den Mann im Fitnessstudio, wohl um seine gute Gesundheit hervorzuheben. In der Bildunterschrift heißt es:
In dem etwa eineinhalb Minuten langen Video trägt Kadyrow ein Sport-Outfit. Zunächst wärmt er sich auf, hebt dann auf dem Boden liegend mehrmals die Langhantel. In weiteren Szenen ist er zu sehen, wie er Übungen an den Fitnessgeräten absolviert. Mehrere andere Tschetschenen trainieren mit ihm.
Das Video erweckt den Eindruck, dass Kadyrow lange trainiert hat. Eine Sequenz zeigt etwa Schweiß auf seiner Stirn. Auffällig ist auch, dass er Übungen scheinbar mit Leichtigkeit macht, während der eine oder andere jüngere Kollege bei Übungen vor Anstrengung das Gesicht verzerrt. Ob der Tschetschenen-Führer tatsächlich über längere Zeit Sport betrieben hat, ist fraglich. Aus den zusammengeschnittenen kurzen Szenen lässt sich das jedenfalls nicht schlussfolgern. Auch ist unklar, ob es sich bei dem Video um aktuelles Bildmaterial handelt.