Für viele Kreml-Kritiker:innen wäre es kaum verwunderlich. Russland hat sich in den vergangenen Jahren für allerlei Verbrechen einen Namen gemacht. Unter anderem wurden im Zuge des Angriffskrieges in der Ukraine auch die kuriosen Rekrutierungspraktiken des Putin-Regimes bekannt.
Neben zahlreichen in den Krieg eingezogenen Russen wirbt die Armee auch immer wieder ausländische Männer an. Diese werden teils unter falschen Versprechen nach Russland gelockt und zum Gang an die Front verpflichtet. Im Falle Nordkoreas gibt es aber auch ein Unterstützer-Regime, das Russlands Armee von sich aus systematisch mit eigenen Soldat:innen unterstützt.
Und China? Nach den Vorwürfen Selenskyjs gibt es nun neue Hinweise auf viele Chinesen an der russischen Front.
Denn das russische unabhängige Portal "Important Stories" hat in Recherchen herausgefunden, wie viele chinesische Soldaten im Moskauer Rekrutierungs-Zentrum seit Kriegsbeginn registriert wurden. Demnach haben sich zwischen Juni 2023 und Mai 2024 mindestens 51 Chinesen in Moskau für den russischen Militärdienst gemeldet.
Die Altersgruppe reicht von 20 bis 51 Jahren. Die meisten sollen innerhalb von nur zwei Tagen nach ihrer Ankunft in Russland einen Vertrag unterschrieben haben. Ein paar entschieden sich doch noch um und reisten zurück nach China.
Mindestens einer von ihnen soll bereits ums Leben gekommen sein – er unterschrieb im September 2023 und starb laut "Important Stories" im Dezember des gleichen Jahres in der Region Saporischschja. Es gibt auch Berichte über Verwundete, aber über das Schicksal vieler dieser Soldaten weiß man aktuell noch wenig.
Dennoch sind einzelne Schicksale bekannt, etwa das eines 38-Jährigen, der demnach in einem Video auf einem pro-russischen Telegram-Channel auftauchen soll. In dem Video wird behauptet, der 38-Jährige sei ein ehemaliger Angehöriger der chinesischen Militärpolizei.
Er soll sogar einen russischen Verdienstorden für die Evakuierung russischer Kameraden erhalten haben, die in der Nähe von Bachmut von einer Drohne angegriffen wurden. Er wurde demnach selber verwundet, kam ins Krankenhaus und kehrte an die Front zurück.
Die Urheber des Videos bezeichnen Pan als "unseren Russen chinesischer Herkunft" und erklären, dass er kein einziges Wort in der Sprache des Landes kennt, für das er kämpft, außer "Ich bin Russe" und "Bruder".
Trotz der Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Selenskyj ist sich die Regierung in Peking keiner Schuld bewusst. Sie habe keine Soldaten nach Russland entsendet und wisse auch nichts von einer großen Anzahl chinesischer Soldaten, die für Russland kämpfen.
Auch wenn das natürlich nicht überprüfbar ist, gibt es bereits viele Beobachter:innen, die Chinas Aussagen für plausibel halten. Denn Soldaten aller möglichen Länder gelangen auf verschiedenen Wegen für Russland an die Front.
Häufig werden ihnen falsche Geschichten aufgetischt. Oder sie werden mit dem Versprechen einer hohen Entlohnung oder der russischen Staatsbürgerschaft überzeugt. Unwissentlich unterschreiben sie einen Vertrag, der sie zum Militärdienst verpflichtet.