Die Coronavirus-Pandemie trifft besonders Berufe, die auf Nähe und Fürsorge vor Ort aufbauen. Das Personal in den Pflegeheim kommt am Kontakt mit den betreuten Menschen nicht umhin. Dennoch versuchen die Pfleger und Ärzte, den Alltag in Pflegeheimen aufrecht zu halten – auch wenn das nicht leicht ist.
Doch weil Senioren zur Risikogruppe zählen, gilt in vielen Einrichtungen deutschlandweit ein Besuchsverbot. So ist eine Lücke entstanden, die die Pfleger zusätzlich füllen müssen. Dabei sind die Menschen dort ohnehin überlastet – wegen Schulschließungen oder anderen Quarantäne-Maßnahmen, wie ein Interview in den "Tagesthemen" am Mittwochabend zeigt.
In einem Altenheim in Langenau am Rande der schwäbischen Alb arbeitet llka Steck. Sie ist Altenpflegerin und Mitarbeitervertreterin der dortigen Einrichtung. Das Heim gehört zur evangelischen Heimstiftung Baden-Württemberg. Für den Konzern ist es oberstes Ziel, genügend Personal zu haben, wenn die Coronakrise ihren Höhepunkt erreicht.
Steck berichtet von ihrer jetzigen Situation im Heim. Seit sechs Tagen dürfen die Bewohner keinen Besuch mehr empfangen, seit Mittwoch das Haus gar nicht mehr verlassen. "Die Bewohner stecken das gut weg", erzählt die Altenpflegerin, es gebe den routinierten Alltag, da ginge das. Schwieriger wird es, den Besuchern zu vermitteln, warum man sie nicht mehr hineinlassen könne.
Einen Coronafall gibt es noch nicht.
Für Altenpflegerin Steck wäre es aber das Schlimmste, wenn es einen gäbe, berichtet sie. "Auch die Bewohner haben Angst vor einer Zimmerisolation", erklärt sie. "Es ist ja wie in einer Familie, wo man zusammen isst und zusammen im Wohnzimmer beieinander sitzt." 15 Bewohner gibt es in dem Heim, die in kleinen Gruppen zusammenwohnen.
"Werden Sie denn getestet?", will "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga wissen. Schließlich sei die Altenpflegerin und ihre Kollegen ständig in Kontakt mit der Risikogruppe.
Und so besonnen die Altenpflegerin von ihrem Alltag berichtet hatte, bei dieser Frage überkommt sie Ärger: Denn es gebe keine Tests.
Wenn sie am Morgen aufwache, Halsschmerzen habe und beim Arzt anrufe, sage der ihr nur, dass sie zwei Wochen zu Hause bleiben solle. "Aber das geht doch nicht", empört sich Steck. "Wir brauchen ja die Leute." Wenn es möglich wäre, sie und ihre Kollegen sofort testen zu lassen, wüsste sie in 48 Stunden das Ergebnis. Dann könnte sie wieder arbeiten.
Gerade jetzt bräuchte man jede Hand, ergänzt sie noch und macht einen Vorschlag: Pflegekräfte sollten vorrangig getestet werden.
Doch da hören die Probleme nicht auf. Auf die Frage, ob genügend Schutzausrüstung vorhanden sei, muss Steck erstmal tief Luft holen. Zwar könne man sich von einem anderem Heim die Schutzkleidung leihen, aber "die hält auch nicht lange".
Sie gibt zu bedenken, was passiert, wenn in mehreren Heimen Corona-Fälle auftreten. "Dann sind wir es, die ohne Schutzkleidung rumlaufen und uns anstecken", sagt sie. "Wir dürfen nicht vergessen werden", fordert sie. "Die Politik muss sich anstrengen. Uns kann man nicht sterilisieren, nur weil wir Pflegekräfte sind".
Von der Politik wünscht sie sich, dass nicht vergessen wird, dass die Altenpfleger systemrelevant sind, dass sie da sind für Alte und Kranke – und dass die Politik nach der Krise endlich bessere Arbeitsbedingungen schaffen und für eine bessere Bezahlung sorgen solle.
(lin)