Die Bahn muss ran. Doch kann sie das? Beim Kampf gegen die Klimakrise setzt die Bundesregierung auf den Öffentlichen Nahverkehr – dazu gehören auch die Strecken der Deutschen Bahn.
Bahn-Chef Lutz erklärte, die Mängel an der Bahn täten ihm persönlich "weh", 90 Prozent der Bahnkunden könnten jedoch in einwandfreien Waggons fahren. Plasberg und Beisenherz teilten sich in der ARD die Rolle des wütenden Bahnkundens – wobei der Autor fürs Grobe zuständig war.
Beisenherz war eingeladen worden, weil er in einer Instagram-Story die Bahn mal als "rollender Haufen gottverdammte Scheiße" bezeichnet hatte. Der Comedy-Autor ist frustrierter Bahnkunde, ähnlich genervt ist auch der Grünen-Politiker Hofreiter: "Das System ist seit Jahren auf Verschleiß gefahren worden."
CDU-Politiker Althusmann outete sich bei Plasberg als Bahn-Fan: "Wir haben das dichteste Verkehrsnetz Europas – nach Belgien." Mit dem Klimapaket habe die Bundesregierung – wohl unvermeidbar für den Politiker – "die Weichen gestellt".
Währenddessen lächelte der Bahn-Chef viel und erzählte aus dem der Bahn ganz eigenen Logikbaukausten: "Wenn eine Bahn ausfällt, kann sie nicht unpünktlich sein." Dass die Bahn erst nach mehr als fünf Minuten Verspätung tatsächlich von Verspätung spricht und diese auch so in ihren Statistiken ausweist, ist für Lutz kein Problem: "Da müssen wir uns nicht verstecken."
Der Grünen-Politiker Hofreiter bekam pünktlich zur ARD-Sendung einen roten Kopf. Dem CDU-Politiker Althusmann und der Bundesregierung warf Hofreiter "verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre" vor. Hofreiter forderte eine Umkehr der Verkehrspolitik – hin zu einer Strategie, die die Bahn ins Zentrum stellt.
Althusmann schoss zurück: "Ihr Bashing gegen die Bundesregierung beginnt mich zu stören. Irgendwann ist es Ihnen nie genug." Althusmann erinnerte gebetsmühlenartig an das Klimapaket, das für den CDU-Politiker Besserung verspricht.
Beim Thema Zugausfall wegen Wetterlagen verlor schließlich der Bahn-Chef sein aufgesetztes Dauerlächeln. Denn hier schlug auch der CDU-Politiker Althusmann auf die Bahn drauf: "Das ist kein Zustand für ein Industrieland Deutschland."
Lutz war in der Dauer-Defensive – auch bei der Stromnutzung seiner Wagen: Knapp 57 Prozent Ökostrom fließen in den Antrieb der Deutschen Bahn, doch diese Zahl kaschiert die Bahn durch den Aufkauf von Ökostromzertifikaten. Lutz war dennoch sicher: "Klimaschutz ist Teil unserer DNA."
Doch dem Bahnchef gelang noch in der Sendung ein Schritt aus der Defensive – Grund war ausgerechnet Plasberg selbst. Der ARD-Moderator hatte zuvor in der Sendung gesagt: "Sie kommen bei sechs Minuten (Verspätung) auf 76,4 Prozent." Gemeint war der Anteil von pünktlichen Zügen an allen Bahnfahrten. Der Bahnchef hatte da hartnäckig widersprochen: "Wenn wir den Nahverkehr hinzunehmen, dann reden wir über 94 Prozent Pünktlichkeit."
Plasberg warf ihm "Taschenspielertricks" vor: "Wenn man's mischt, ist es eine andere Zahl." Lutz: "Nein." Plasberg: "Doch." Der Bahnchef war sich ganz sicher: "94 Prozent ist die ganze DB-AG, da sind der Nahverkehr und der Güterverkehr mit dabei." Und er fügte hinzu: "Ich kenne meine Zahlen."
Eine halbe Stunde später kam Plasberg reumütig zu dem Bahnchef hinüber. Offenbar hatte die Studioregie Plasberg über seinen Fehler informiert: "Sie haben recht. Punkt an Sie."
Auch für den Vorwurf, zu teure Tickets anzubieten, bekam die Bahn an diesem Abend ein Gegenargument. Ein Vergleich des "Hart aber Fair"-Teams offenbarte: Bei einer vergleichbaren typischen Pendler-Strecke einmal quer durch NRW zeigte sich, dass Bahnkunden mit einem Monatsticket nur halb so viel zahlen wie Pendler mit dem Auto im Monat.
(pb)