Bei "Markus Lanz" war am Mittwochabend Friedrich Merz zu Gast. Dabei musste sich gleich zu Beginn der Sendung einige Provokationen gefallen lassen – und sich später erneut für seine homophoben Ausführungen zu der Frage nach einem schwulen Kanzler in Deutschland rechtfertigen.
Direkt nach der Vorstellung der Gäste geht es los: Moderator Markus Lanz stellt sofort eine direkte Frage an CDU-Politiker Friedrich Merz. "In Berlin wurde heute wieder Wichtiges besprochen und Sie waren nicht dabei. Wie sehr ärgert Sie das?" Ehe Merz sagen kann, dass es ihn nicht ärgere, schiebt Lanz direkt nach: "Wie sehr ärgert Sie das, nichts zu sagen zu haben?" "Ich habe etwas zu sagen", antwortet der 64-Jährige darauf. "Nein, Sie haben nichts zu sagen", sagt der Moderator dazu. "Doch", erwidert Merz und so schieben sich die beiden Männer zunächst ein paar Mal diese Worte hin und her, bis Lanz fragt, bei wem der Politiker etwas zu sagen habe. "Zum Beispiel heute Abend bei 'Markus Lanz'". "Ich weiß gar nicht, ob das so gut ist", antwortet der Moderator mit einem leichten Grinsen.
Nach dem Schlagabtausch geht es in die nächste Runde. Dieses Mal geht es um die Kanzlerkandidaten der CDU. Ob er wirklich glaube, dass Markus Söder in Bayern bleiben wolle, wie er selbst sagt, will Lanz von dem Wirtschaftsjuristen wissen. "Ja, das glaube ich", antwortet dieser nüchtern. "Wie lange haben Sie diesen Augenaufschlag geübt?", geht es provokant weiter. Doch Merz lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und verweist darauf, dass im Dezember zunächst der neue CDU-Vorsitzende gewählt würde und man "eins nach dem anderen" machen solle.
Danach zitiert der Moderator etwas aus einem Buch von Alice Schwarzer, die an diesem Abend auch anwesend ist und fragt ihn, ob er es so empfunden habe, dass er auf dem "Männerfriedhof Angela Merkels" gelandet wäre. Er habe das nie so empfunden, gibt er zu verstehen, ehe Schwarzer selbst eingreift und sagt, sie habe mit der Aussage nicht Merz gemeint, sondern habe eher allgemein über die Männer in Merkels Umfeld gesprochen.
Im Anschluss will Markus Lanz von ihm wissen, wie er zu bestimmten Corona-Maßnahmen im Land steht und verlangt kurze Antworten von ihm. So sagt der CDU-Politiker, er finde das beschlossene "Beherbungsverbot" nicht gut, dass er für lokale Lockdowns sei, wenn die Infektionszahlen zu hoch wären und er Bußgelder bei Nicht-Einhalten der Maskenpflicht für richtig halte. Trotzdem betont der mögliche Kanzlerkandidat, dass er sich für mehr einheitliche Regeln beim Umgang mit Corona in ganz Deutschland wünsche.
Das größte Problem derzeit sei, dass man sich irgendwo im Land aufhalte und nicht mehr wisse, welche Regeln wo gelten. Zudem spricht er sich für ein Alkoholverbot aus, solange sich das Problem von den Gaststätten nicht auf die Veranstaltung privater Partys übertrage. "Sperrstunde um 23 Uhr?" Doch da will sich Merz nicht auf eine genaue Uhrzeit "festnageln lassen" – auch nachdem Lanz das dritte Mal danach fragt. Seiner Meinung nach wollen die Menschen einfach verstehen, was die Politik macht.
Als Lanz Merz Noten zwischen 0 (sehr schlecht) und 10 (sehr gut) für die Leistung von Gesundheitsminister Jens Spahn und Finanzminister Olaf Scholz vergeben lässt, lässt er sich zwar zunächst darauf ein, kommentiert aber auch, dass er "nicht in er Schule" sei. Während Spahn noch eine 7 bis 8 bekommt, kritisiert er an Scholz, dass er als erster Finanzminister der Geschichte gesagt habe, wir könnten uns alles leisten.
Im Anschluss zitiert der Moderator Aussagen, die Merz in den vergangenen Wochen getroffen hat. So kritisierte er die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021 aus Angst, dass die Anreize in eine falsche Richtung laufen könnten. "Glauben Sie, dass sich Leute es damit gemütlich machen und nicht mehr arbeiten gehen?", fragt Lanz. "Es könnte in manchen Branchen, ich rede extra im Konjunktiv, so sein, es könnte in eine falsche Richtung gehen". Ob er nicht verstehe, dass Menschen solche Bemerkungen aufstoßen würden, bohrt Lanz nach. Doch Merz bleibt bei seiner Aussage und wiederholt, dass die falschen Anreize gesetzt werden könnten und dass sein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen worden war.
Ob er sich einen schwulen Kanzler vorstellen könne, wurde der CDU-Politiker kürzlich gefragt. Darauf antwortete er, dass die sexuelle Orientierung Privatsache sei und so lange Gesetze eingehalten und keine Kinder geschädigt würden, sei alles in Ordnung. Dass Homosexualität somit mit dem Thema der Pädophilie in Zusammenhang gebracht wurden, wird dem Familienvater vorgeworfen. "Ich verstehe nicht, was ist daran falsch?", will Merz noch wissen, weil die Sache für ihn klar ist und er das nie miteinander in Verbindung bringen wollte. Er sei Katholik und zutiefst darüber erschüttert, wie viele Missbrauchsfälle von der katholischen Kirche bekannt geworden sind. Er habe Homosexualität nicht mit Pädophilie in Verbindung bringen wollen und das auch nicht so gemeint.
Mittlerweile kenne er die Akteure und die Spielchen, die da getrieben wurden, raunt Merz . Auch Alice Schwarzer hatte sich in ihrer Redaktion der Zeitschrift "Emma" über diese Aussagen gewundert und stellt ihn in der Sendung zur Rede. Merz sagt, dass er das niemals miteinander in Verbindung bringen wollte und dass er gelernt hat, zwischen solchen Aussagen noch mehr Pausen zu machen, damit das nicht noch einmal passiert.
Dann kramt Lanz noch eine angebliche Bemerkung heraus, die Merz einmal im Bierzelt getroffen haben muss. Angesprochen auf die Homoehe, soll er gesagt haben, sei es für ihn okay, solange er nicht mitmachen müsse. "Das hat Adenauer gesagt", wirft Schwarzer ein. Trotzdem will der Moderator darauf zurück, dass eine solche Aussage einmal über Berlins Ex-Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit getroffen wurde: "Ich hatte nie ein Problem mit Wowereit und er auch nicht mit mir", fasst der Politiker zusammen. Und fragt dann zum Abschluss:
Am Ende der Diskussion können sich Schwarzer und Merz sogar auf eine Frauenquote einigen, die sie beide zwar nur als "zweitbeste Lösung" deklarieren, aber für die sie sich dennoch aussprechen.