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Nach ihrer Antwort wirft Markus Lanz Sahra Wagenknecht Propaganda vor

Sahra Wagenknecht wird von Moderator Markus Lanz in die Ecke gedrängt.
Sahra Wagenknecht wird von Moderator Markus Lanz in die Ecke gedrängt. ZDF/Screenshot
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Nach ihrer Antwort wirft Markus Lanz Sahra Wagenknecht Propaganda vor

09.10.2020, 16:40
Deana Mrkaja
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Zu häufig würde über die Infektionszahlen gesprochen werden und über die Todesrate bei Covid-19-Erkrankten und zu wenig würden Corona-Überlebende zu Wort kommen, sagt Moderator Markus Lanz. Deshalb freut er sich am Donnerstagabend über den Journalisten Joachim Huber, der Corona nur knapp überlebte. Während der Moderator hier einfühlsam die Fragen stellte, bohrte er bei der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht nach und fragte, warum sich die Linke nicht entschieden zu Russland positionieren könne. Und drängte die 51-Jährige damit in die Ecke.

"Ich habe das Virus vollkommen unterschätzt"

Der "Tagesspiegel"-Redakteur Joachim Huber erkrankte im vergangenen März schwer an Covid-19 und hat auch Monate danach noch immer mit den Folgen zu kämpfen. Bei "Markus Lanz" schildert er den Verlauf seiner Erkrankung und macht deutlich, dass er kein Verständnis für Menschen habe, die sich selbst für "klüger als klug" hielten und die Corona-Maßnahmen nicht einhielten.

Fünf Wochen lag der 62-Jährige im Koma, nachdem er sich mit dem Virus infiziert hatte. Wo dies geschehen ist, weiß er bis heute nicht. Er vermutet im öffentlichen Raum, möglicherweise im öffentlichen Nahverkehr. Der Journalist bekam zunächst leichtes Fieber, wurde dann kurzatmig und ließ sich testen. Der Test war jedoch uneindeutig. Als er merkte, dass er kaum mehr die Treppen hochkam, rief er selbst einen Sanitäter an und ließ sich ins Krankenhaus bringen. Danach folgen für ihn das Versagen von Lunge und Nieren und schließlich erleidet er noch einen Herzinfarkt. Heute sagt er, habe er das Virus damals "vollkommen unterschätzt."

Huber muss künstlich beatmet werden, verliert 25 Kilogramm an Körpergewicht und hat bis heute einen tauben Fuß, der höchstwahrscheinlich durch die Lagerung im Bett bedingt wurde. "Hatten Sie das Gefühl, Sie packen das nicht?", fragt Lanz. "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich diese Tiefs", antwortet der Medienexperte besonnen. Insbesondere weil weder seine Frau noch seine Tochter ihn im Krankenhaus besuchen durften. Er berichtet davon, wie es ist, wenn man keine Luft bekommt.

"Dieses Gefühl, ich kann mich an keinen anderen Angst-machenden Moment wie diesen erinnern. Ohne Luft geht es nicht, aber man bekommt sie nicht."
Joachim Huber
Joachim Huber lag nach seiner Corona-Infektion fünf Wochen im Koma.
Joachim Huber lag nach seiner Corona-Infektion fünf Wochen im Koma.ZDF/Screenshot

Nach dem Koma kam für Huber eine lange Zeit der Reha, die bis heute anhält. Am Anfang konnte er sich "gar nicht selbst bewegen". Er beschreibt, wie er es noch nicht einmal schaffte, sich selbst an den Bettrand zu setzen. "Das war eine schlimme Erfahrung. Ich bin nicht krank, ich bin superkrank", sagt er. Die Krankheit sei ein "Einschnitt wie kein zweiter" in seinem Leben. Heute sagt er, wolle er einfach nur der "normale Huber wieder werden".

Lanz drängt Wagenknecht, Stellung zu Russland zu beziehen

Alexei Nawalny, russischer Politiker und oppositioneller Dissident, wurde vergiftet. Noch ist nicht ganz klar, von wem, doch vieles deutet in Richtung Kreml. Für Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gibt es noch "keine Belege", dass Putin hinter dem Anschlag auf den 44-Jährigen steckt, der sich derzeit in Deutschland erholt. Ihr passt es nicht, dass jetzt politisch plötzlich über einen möglichen Baustopp der Nord Stream 2-Pipeline gesprochen würde, während man Öl aus Ländern beziehe, wo Oppositionelle geköpft würden oder über Gas aus Ländern nachdenke, die mit ihren "Drohnen Menschen zerfetzen". Die Bundestagsabgeordnete sagt, es würde mit "zweierlei Maß gemessen".

Moderator Markus Lanz (l.) wirft Sahra Wagenknecht (m.) "Whataboutism" vor.
Moderator Markus Lanz (l.) wirft Sahra Wagenknecht (m.) "Whataboutism" vor. ZDF/Screenshot

Daraufhin wirft Moderator Markus Lanz ihr "Whataboutism" vor - dass sie von der Kritik ablenke, indem sie auf ähnliche oder andere vermeintliche Missstände auf der Seite des Kritikers verweist. Warum sich die Linke nicht richtig zu Russland positioniere, will Lanz von ihr wissen. Das eine habe nichts mit dem anderen zu tun, entgegnet die frühere Fraktionsvorsitzende der Linken.

Natürlich müsse der versuchte Mord an Nawalny aufgeklärt und die Verantwortlichen verurteilt werden, jedoch störe es sie, dass es mit einer ganz "falschen Debatte" verknüpft würde. Sie verweist auf die USA und dass wir alternativ Gas von dort importieren müssten - ökologisch nicht nachhaltiges Fracking-Gas. Oder aus dem Nahen Osten, wo Menschenrechtsverletzungen an der "Tagesordnung" stünden. Erneut wirft Lanz das Wort "Whataboutism" ein. Trotzdem bleibt Wagenknecht bei ihrer Meinung und sagt, dass eben auch woanders geschaut werden müsse, zu welchem Preis man Rohstoffe beziehe.

Im nächsten Schritt vergleicht die Volkswirtin Nawalny mit Julian Assange und sie fragt, wieso man sich um seine Freilassung bemühe - seit Jahren sei er schon gefangen. Es ginge um einen Interessenkonflikt mit den USA und transatlantischen Beziehungen. Für sie dürfe bei der Behandlung nicht unterschieden werden, ob jemand, der wichtige Sachen aufdeckt, aus Russland stammt oder aus den USA.

"Wir können das Spiel endlos fortsetzen. Das ist ein Propaganda-Trick."
Markus Lanz

"Wieso Propaganda?", will Wagenknecht wissen. "Das ist eine KGB-Technik zu fragen, was macht ihr hier oder dort", erwidert Lanz. "Ich sage doch nur, da sitzt einer schon seit Jahren hinter..." und sie kann den Satz nicht vollständig aussprechen, dann fällt ihr der Moderator ins Wort: "Das ist ein anderes Thema." "Ja, aber ein wichtiges Thema. Wenn wir ehrlich sind, wer das eine Verbrechen aufdeckt, muss man doch auch bei Assange was tun." Dann wirft Lanz ihr vor, sie würde immer "reflexartig abwehren" - gerade wenn es um Russland gehe.

"Russland ist eine Oligarchie. Warum sollte ich Sympathien für Russland haben?"
Sahra Wagenknecht

Trotzdem finde sie die "Geschichte unlogisch". Warum sollte Russland so etwas tun und ihn dann sogar ausfliegen lassen nach Deutschland? Lanz vermutet, der Kreml könnte gehofft habe, er würde auf dem Flug sterben und man hätte nie erfahren, woran er wirklich gestorben sei. "Ich traue das dem Regime zu, ich bin ja nicht Putins Anwalt", versucht Wagenknecht klarzumachen. Trotzdem kommt sie noch einmal auf Nord Stream 2 zu sprechen und sagt, dass bei der Debatte darum versucht worden sei, einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen. Dabei nennt sie nicht nur die Grünen, die immer schon gegen das Projekt waren, sondern auch den Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen.

Die Fracking-Industrie in den USA sei am Boden und sie versuchten mit allen Mitteln, ihr Gas zu verkaufen. Gas, das manche Politiker lieber hätten als das aus Russland. Deshalb besteht die Linken-Politikerin auch bis zum Schluss der Diskussion auf ihrer Meinung, dass beim moralischen Anspruch mit unterschiedlichem Maß gemessen würde. Wenn man einen Anspruch habe, dürfe man auch aus den anderen Ländern, die gegen diese Ansprüche stehen, keine Rohstoffe mehr beziehen. "Ich erlebe Sie kämpferisch wie immer", gibt Markus Lanz am Ende der Auseinandersetzung noch zu verstehen. Deshalb wundere er sich auch, warum sie sich aus der ersten Reihe ihrer Partei zurückgezogen habe. "Ich bin nicht raus aus der Politik und ich werde auch wieder als Bundestagsabgeordnete kandidieren", sagt Wagenknecht dazu. Doch als Fraktionsvorsitzende sieht sie sich derzeit nicht. "Ich habe dabei so viel Kraft verbraucht für interne Kämpfe. Jetzt habe ich Zeit für das, was mir wirklich wichtig ist umzusetzen."

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