Eigentlich war Schauspieler Til Schweiger am Mittwochabend bei Markus Lanz zu Gast, um seinen neuen Film "Die Hochzeit" vorzustellen. Doch statt viel über den Film zu sprechen, wurde der 56-Jährige lieber politisch – und erntete dafür viel Applaus.
Zunächst muss sich der Vize-Chef der CDU/CSU-Fraktion, Carsten Linnemann den Fragen von Markus Lanz stellen: "Was sagen Sie zu Donald Trumps Rede in Davos?" Ehe der 42-Jährige erklären kann, dass er finde, dass der amerikanische Präsident als Erster in der Welt wieder "zur Renationalisierung gegriffen" habe, mischt sich auch schon Schweiger in das Gespräch ein. "Darf ich was fragen?"
Die Wahrheit also? Angesichts der Vorliebe des US-Präsidenten für einen lockeren Umgang mit Fakten überrascht das viele im Publikum.
Schweiger stellt sofort klar: "Nicht in seinen Fake News, die er verbreitet." Sondern, dass er offen gestehe, "America First" zu setzen: "Er war der Erste, der es offen gesagt hat."
"Egal, ob das ein Demokrat war oder ein Republikaner: Die Amerikaner hatten immer diese Maxime. Und sie hatten immer die Maxime: Wir müssen verhindern, dass Deutschland und Russland sich annähern."
Das Ziel der amerikanischen Politik sei immer gewesen, eine Aussöhnung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern – und selber "first" zu sein. "Und ich finde, dafür muss man ihm Respekt zollen, dass er da die Wahrheit sagt." Das sei aber das einzige Positive, was er über den US-Präsidenten zu sagen habe.
Lanz versucht im Anschluss das Gespräch wieder auf Linnemann zu lenken und will mit Nachdruck von ihm wissen, was er von der Groko halte. "Ich war nie für diese Groko. Ich wollte damals eine Jamaika-Koalition." "Sie wollen also austreten?", fragt der Moderator. "Nein, ich bin dafür, dass wir die Zukunftsthemen angehen." Und dann legt Lanz noch einen drauf: "Wer verpennt denn diese Themen bei Ihnen? Verkehrsminister Andreas Scheuer?" Doch der Nachwuchsstar der CDU gibt sich diplomatisch und sucht den Fehler woanders: "Das Kernproblem der Groko-Parteien ist, dass sie sich auf die Zeit nach der Großen Koalition vorbereiten."
Doch Moderator Markus Lanz will an diesem Abend nicht lockerlassen und versucht, den in Paderborn geborenen Politiker, unter Druck zu setzen: "Was halten Sie von Markus Söders Vorschlag, einige Minister auszutauschen?" "Ich halte nichts davon, das Kabinett auszutauschen." "Sind das die besten Leute der CDU?", fragt der ZDF-Moderator provozierend. "Sie machen das Beste auf der Basis des Koalitionsvertrages", antwortet Linnemann.
Doch Lanz hakt nach: "Sind das die Besten?" Und dann kommt der 42-jährige CDU-Politiker ins Wanken und antwortet zögerlich: "Ich glaube nicht." Dass er dann auch noch ein "Aber das geht ja auch gar nicht" hinzufügt, geht im Gelächter des Publikums unter.
Die Frage danach, wer das Macht-Vakuum innerhalb der CDU füllen solle, dass Kanzlerin Angela Merkel hinterlassen hat, nachdem sie bereits 2018 verkündet hatte, nicht erneut zu kandidieren, möchte Linnemann nicht beantworten. Dafür hat jedoch Til Schweiger eine klare Meinung dazu. "Ich habe schon die FDP gewählt, die SPD, eigentlich habe ich alle schon mal gewählt, weil man in diesem Land auch nicht weiß, wen man wählen soll." Dafür erhält der Schauspieler einen langen Applaus aus dem Publikum. Und dann kommt er mit seinen eigenen Wunschkandidaten für den Kanzlerposten.
Schließlich kommt Markus Lanz noch auf ein weiteres Thema zu sprechen: Nachdem Carsten Linnemann im vergangenen Sommer in einem Interview mit der dpa davon sprach, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen in eine verpflichtende Vorschule zu schicken, begann ein Shitstorm für den Abgeordneten. Denn die dpa hatte aus seiner Aussage ein "Grundschulverbot für Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen" gemacht. "Wird unser Meinungskorridor immer enger, dürfen wir nicht mehr sagen, was wir denken?", will der Moderator von ihm wissen.
"Das Meinungsspektrum des Sagbaren wird immer schmaler", sagt der Politiker. Aber wir müssen knallhart unsere Meinung sagen und in den Diskurs kommen." Wenn dabei populistische Aussagen getroffen werden, findet Schweiger das nicht schlimm: "Was soll denn das Gerede um populistisches Geschwätz? Was ist daran so schlimm?" Dann stellt er eine Theorie auf: "Populismus bedeutet doch nur zu sagen, was der Meinung des Volkes entspricht. Deshalb werden Politiker doch gewählt."
Auch für diese Aussage erhält Schweiger an diesem Abend Applaus. Er selbst würde sowieso ständig beleidigt werden. Als Linksradikaler oder auch als Nazi. Auch Moderator Markus Lanz kennt das Problem: "Wir werden hier auch immer von allen Seiten gleichmäßig beleidigt. Das ist ok."