Ab dem heutigen Mittwoch werden mehrere Virusvariantengebiete zu sogenannten Hochinzidenzgebieten heruntergestuft. Das teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montagabend mit.
Diese Entscheidung gilt unter anderem für Großbritannien sowie das beliebte Urlaubsland Portugal. Für Reiserückkehrer aus diesen Ländern gilt somit keine strenge Quarantänepflicht mehr.
Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Bundesregierung Portugal, Großbritannien und Russland wegen der Ausbreitung der Delta-Variante als Virusvariantengebiete eingestuft. Bei dieser Einstufung gelten für Heimkehrer strenge Beschränkungen. Rückkehrer sollten auf jeden Fall für 14 Tage in Quarantäne, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. Sie konnten sich auch nicht freitesten.
Die Entscheidung stieß in der Reisebranche auf großen Unmut. Der auf Portugal spezialisierte Reiseveranstalter "Olimar" bot hunderten Kunden eine Rückholaktion nach Deutschland an. Nun werden die Maßnahmen wieder gelockert.
Besonders mit Blick auf das EU-Land Portugal hatte die EU-Kommission in Brüssel ebenfalls daran Kritik geäußert. Bereits am vergangenen Donnerstag deutete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, dass die Einstufung als Virusvariantengebiet wieder rückgängig gemacht werden könnte.
Er begründete dies mit der erwiesenen Wirksamkeit einer doppelten Corona-Impfung gegen die Delta-Variante. In der Zwischenzeit hat sich die Delta-Variante in Deutschland ohnehin ausgebreitet. Seit vergangener Woche geht das RKI davon aus, dass die Mehrheit der Neuansteckungen auf diese Mutante zurückgehen.
Nun also die Kehrtwende. Doch auch ohne die Herabstufung sehen Reiseanbieter aus Deutschland keine Folgen der Delta-Variante im Buchungsverhalten der Kunden.
Deutsche Reiseanbieter spüren nach eigenen Angaben allerdings bislang keine Folgen der Delta-Variante im Buchungsverhalten von Kunden.
"Speziell für kurzfristigere Reisen noch in den Sommerferien 2021 verzeichnen wir weiterhin eine sehr hohe Nachfrage", sagte Ralph Schiller, Chef des Reisekonzerns FTI. Selbst bei medial stark im Fokus stehenden Regionen wie Mallorca reagierten Gäste besonnen, "sodass wir für die Insel derzeit kein erhöhtes Stornierungsaufkommen vermelden".
Im Gespräch mit watson sagte Schiller über die Problematiken seines Unternehmens wegen der aktuellen Lage: "Als einer der größten Veranstalter des Landes bedeutet dies für uns vor allem eine starke Zusatzbelastung für weitreichende Bereiche unseres Unternehmens, von den jeweiligen Fachabteilungen über die Kunden Service Center bis zum Austausch und der Abstimmung mit den betroffenen Partnern. Wir müssen hohe Flexibilität beweisen."
Aus Sicht von FTI gehöre eine differenzierte Betrachtungsweise der jeweiligen Urlaubsregionen zu den wichtigsten Faktoren, um die Lage und Sicherheit der Reisenden valide zu beurteilen. "Gleichzeitig ist eine möglichst klare und verständliche Regelung zu den Corona-Auflagen für die Urlauber wichtig, um Unsicherheiten vorzubeugen und den Überblick zu behalten", so Schiller weiter.
Anbieter DER Touristik stellt derzeit ebenfalls "keine vermehrten Stornierungen" fest. Kurzfristige Buchungen zeigten, dass viele Kunden jetzt ihren ausgefallenen Sommerurlaub aus 2020 nachholen möchten, sagte DER-Touristik-Chef Ingo Burmester. "Wir sehen aber an den Anfragen in unserem Servicecenter auch, dass die Diskussion in den Medien für Verunsicherung bei den Verbrauchern sorgt."
Andreas Rüttgers, Leiter Touristik beim Veranstalter Schauinsland-Reisen, kann bis auf die jüngsten Portugal-Stornierungen bisher keinen negativen Effekt der Delta-Variante beobachten. "Da Portugal ab dem 7. Juli nicht mehr als Virusvariantengebiet eingestuft wird, könnte sich hier die angespannte Situation ebenfalls wieder ändern", sagte er am Dienstag. Aktuell würden alle Buchungen sehr kurzfristig oder bereits für den kommenden Winter getätigt.
Auch der Reiseanbieter Alltours kann bei seinen Kunden keine Angst vor der Delta-Variante feststellen. "Einen Einbruch bei den Buchungen sehen wir nicht", so Pressesprecher Thomas Daubenbüchel gegenüber watson.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) erklärte, es sei noch zu früh, um die Auswirkungen der Delta-Variante auf das Buchungsverhalten von Kunden zu quantifizieren. Generell sei die Lust der Menschen zu verreisen ungebrochen.
Der weltgrößte Reiseanbieter Tui wollte sich zu den Folgen der Delta-Sorgen auf das Buchungsverhalten nicht äußern.
(fgr/dpa)