Während US-Präsident Donald Trump seine Wahlniederlage weiterhin nicht eingesteht, aber immerhin andeutet, dass er zumindest seine Blockadehaltung bei der Übergabe der Amtsgeschäfte aufgibt, bereitet der neugewählte Präsident Joe Biden zielstrebig die Amtsübernahme vor. Der 78-Jährige vergab am Montag (Ortszeit) eine Reihe von Schlüsselposten. Biden setzt auf Vertraute und Mitarbeiter aus seiner Zeit als Vizepräsident von Barack Obama (2009 bis 2017) – und auf Vielfalt. Ein Überblick:
Mit dem früheren stellvertretenden Außenminister Antony Blinken wird Biden einen langjährigen Vertrauten zum Chef des "State Department" machen. Der 58-Jährige gilt als pro-europäisch und ist ein entschiedener Befürworter des Multilateralismus. So war er einer der Architekten des internationalen Atomabkommens mit dem Iran, das Trump im Mai 2018 aufkündigte.
Der gebürtige New Yorker verbrachte einen Teil seiner Schulzeit in Paris, wo sein Stiefvater, der Holocaust-Überlebende Samuel Pisar, als Jurist arbeitete. Der fließend Französisch sprechende Blinken arbeitete später als Anwalt in Paris.
Als erste Frau der US-Geschichte soll die frühere Notenbankchefin Janet Yellen die Spitze des mächtigen Finanzministeriums übernehmen. Die 74-Jährige hatte schon 2014 Geschichte geschrieben, als sie als erste Frau die Leitung der Notenbank Fed übernahm. Sie trat dort für eine lockere Geldpolitik ein, um Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu fördern. Trump verweigerte ihr dann eine zweite Amtszeit, sie verließ Anfang 2018 die Fed.
Mit dem in Kuba geborenen Alejandro Mayorkas soll künftig erstmals ein Latino das Heimatschutzministerium leiten, das unter anderem für Einwanderung zuständig ist. Unter Obama war der 60-Jährige bereits Vize-Heimatschutzminister. Zuvor hatte er die Einwanderungsbehörde USCIS geleitet.
Mit Linda Thomas-Greenfield soll eine erfahrene Diplomatin Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen werden. Die 68-jährige Afroamerikanerin war in ihrer langen Karriere unter anderem unter Obama Staatssekretärin für Afrika-Angelegenheiten.
Schon Mitte November ernannte Biden seinen langjährigen Vertrauten Ron Klain zum Stabschef im Weißen Haus - vergleichbar etwa mit dem Kanzleramtschef in Deutschland. Der 59-jährige Jurist arbeitete bereits in den 1980er-Jahren für den Demokraten und wurde 2009 Stabschef des neuen Vizepräsidenten Biden.
Der 43-jährige Jake Sullivan soll Bidens Nationaler Sicherheitsberater werden und damit einen der wichtigsten Posten im Weißen Haus übernehmen. Sullivan war bereits Bidens Sicherheitsberater in dessen Zeit als Vizepräsident. Später arbeitete er unter Außenministerin Hillary Clinton.
Die frühere Vizechefin des Auslandsgeheimdienstes CIA, Avril Haines, soll als erste Frau der US-Geschichte Geheimdienstdirektorin werden. Die 51-Jährige würde damit die Arbeit aller US-Geheimdienste koordinieren.
Der frühere Außenminister John Kerry wird Sonderbeauftragter des Präsidenten für den Klimaschutz - und als solcher Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats. Biden macht damit deutlich, welchen Stellenwert er dem Kampf gegen die Erderwärmung einräumt.
Der 76-jährige Kerry war zwischen 2013 und 2017 Obamas Außenminister – und damit auch US-Chefdiplomat bei der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens Ende 2015. Trump hat die USA aus dem Abkommen geführt, Biden will umgehend nach seinem Amtsantritt zurückkehren.
Eine Reihe von Ministerposten wurde noch nicht vergeben. Eine Auswahl:
Biden könnte erstmals in der US-Geschichte eine Frau an die Spitze des Pentagon berufen. Als Favoritin gilt die frühere Verteidigungs-Staatssekretärin Michele Flournoy. Die Gründerin des Politikinstituts CNAS war in Obamas erster Amtszeit im Pentagon für den Entwurf verteidigungs- und sicherheitspolitischer Konzepte zuständig. Außenseiterchancen werden der Senatorin und früheren Kampfhubschrauberpilotin Tammy Duckworth eingeräumt, außerdem dem Senator Jack Reed.
Der am 3. November abgewählte Senator Doug Jones hat gute Chancen auf den Posten des "Attorney General". Mit Kaliforniens Generalstaatsanwalt Xavier Becerra und Demokraten-Chef Tom Perez gelten zudem auch zwei Latinos als potenzielle Kandidaten für die Leitung des Ministeriums. Chancen werden auch der früheren Vize-Justizministerin Sally Yates eingeräumt.
(om/afp)