Ohne Krawatte und mit schwacher Stimme: Ein Video lässt ahnen, dass Trump mit der Coronainfektion zu kämpfen hat.Bild: Screenshot Twitter
USA
04.10.2020, 09:0404.10.2020, 18:53
Der Leibarzt von Donald Trump gibt keine
Entwarnung für den Gesundheitszustand des US-Präsidenten trotz
"erheblicher" Fortschritte seit der Corona-Diagnose. "Während er noch
nicht über den Berg ist, bleibt das Team vorsichtig optimistisch",
erklärte der Arzt Sean Conley in einem in der Nacht zum Sonntag
veröffentlichten Update. Trump gehe es weiterhin gut, er habe kein
Fieber und brauche keinen zusätzlichen Sauerstoff. Er habe am Samstag
gearbeitet und sich ohne Schwierigkeiten in seinem Quartier im
Krankenhaus bewegt.
Trump selbst verwies darauf, dass die nächsten Tage über den
Krankheitsverlauf entscheiden würden. "Ich fange an, mich wieder gut
zu fühlen", sagte er in einer neuen Videobotschaft aus dem
Krankenhaus am Samstag. Man wisse aber nicht, wie es in den kommenden
Tagen laufen werde. Dann komme "die wahre Prüfung" – "wir werden
sehen, was passiert". Zugleich gab sich der Präsident zuversichtlich:
"Ich denke, ich werde bald zurück sein." Gleichzeitig gab er zu: "Als ich hier herkam, habe ich mich nicht so gut gefühlt."
Anflug von Demut
Der Präsident wirkte in dem Video stark angeschlagen, stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch vor ihm ab. Eine Krawatte fehlte, das Hemd war fast schon legere aufgeknüpft – ungewöhnlich für öffentliche Auftritte eines US-Präsidenten. Auch seine normalerweise dröhnende Stimme fehlte Trump, er sprach ruhig, langsam und schien seine Worte mit bedacht zu wählen. Seine Stimme klang belegt und er wirkte leicht kurzatmig.
Im weiteren Verlauf des Videos bedankte sich Trump bei seinen Unterstützern, "jenseits der Parteilinien". Das sei etwas "Wunderschönes", dass er "nicht vergessen" werde. "Das verspreche ich." Auch bei den ausländischen Stabschefs bedankte sich der Präsident für die "Beileidsbekundungen".
Für einen Mann, der normalerweise Menschen beleidigt und verhöhnt, erweckte Trump den Anschein von Demut. Offenbar setzt ihm das Virus sehr zu.
Zugleich verteidigte Trump seine Vorgehensweise in den vergangenen
Monaten, in denen er viele öffentliche Auftritte und Wahlkampfreisen
absolvierte – und dabei oft auf Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen
einer Maske verzichtete. "Ich hatte keine Wahl, ich konnte nicht
einfach nur im Weißen Haus bleiben", sagte er. "Als Anführer muss man
Probleme angehen." Mit Blick auf die US-Präsidentenwahl am 3.
November sagte Trump, er wolle "den Wahlkampf so abschließen, wie er
begonnen hat".
Trumps Stabschef Mark Meadows bestätigte unterdessen, dass die
Coronavirus-Infektion bei Trump einen schwereren Verlauf genommen
hatte als zunächst dargestellt. "Gestern waren wir wirklich besorgt",
sagte Meadows am Samstagabend im TV-Sender Fox News. "Er hatte
Fieber, die Sauerstoffsättigung seines Bluts war rapide gefallen."
Verwirrung um Gesundheitszustand
Nach Medienberichten wurde Trump am Freitag im Weißen Haus
zusätzlicher Sauerstoff zugeführt, bevor er in die Walter-Reed-Klinik
in einem Vorort Washingtons geflogen wurde. Das Weiße Haus hatte am
Freitag noch betont, dass Trump nur leichte Erkrankungssymptome habe
und nur als Vorsichtsmaßnahme in die Klinik gebracht worden sei.
Trump wurde nach Angaben des Weißen Hauses am Donnerstag positiv auf
das Coronavirus getestet.
Der Samstag war geprägt von Verwirrung über den Gesundheitszustand
des Präsidenten. Erst zeichneten Conley und sein Ärzteteam ein
positives Bild. Aber nur wenige Minuten später hieß es unter Berufung
auf eine informierte Person: "Wir befinden uns noch immer nicht auf
einem klaren Weg zu einer vollständigen Genesung." Die nächsten 48
Stunden seien entscheidend. Die zunächst anonyme Quelle war laut
Medienberichten Stabschef Meadows.
In der Nacht zum Sonntag teilte Conley mit, die Sauerstoffsättigung
von Trumps Blut habe zuletzt bei 96 bis 98 Prozent gelegen. Das ist
ein wichtiger Wert: Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper
schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Trump bekommt Medikament für schweren Covid-19-Verlauf
Trump habe auch ohne Komplikationen eine zweite Dosis des Medikaments
Remdesivir erhalten. Es hemmt ein Enzym der Viren, das für deren
Vermehrung nötig ist. Der Arzt hatte zuvor eine fünftägige Behandlung
Trumps mit Remdesivir in Aussicht gestellt. Am Sonntag werde man
seinen Zustand beobachten und ihn bei der Ausübung seiner
Amtspflichten unterstützen, erklärte Conley.
Solange Trump als Wahlkämpfer ausfällt, sollen seine Kinder und
Vizepräsident Mike Pence für ihn einspringen. Trumps Wahlkampfteam
rief dafür am Wochenende die "Operation MAGA" aus – in Anlehnung an
das Motto "Make America Great Again", mit dem es Trump vor vier
Jahren ins Weiße Haus geschafft hatte. Er war zuletzt mehrmals pro
Woche zu Events in verschiedenen Städten geflogen.
Pence soll nun am 8. Oktober einen ersten Wahlkampfauftritt für Trump
in Peoria im Bundesstaat Arizona absolvieren. Für den Tag davor ist
seine TV-Debatte mit der demokratischen Vize-Kandidatin Kamala Harris
in Salt Lake City angesetzt. Neben Pence sollen unter anderem auch
Trumps Kinder Donald Trump Jr. und Eric Trump zu Wahlkampf-Events
reisen.
(pcl/ mit Material von dpa)
Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch andere Abgeordnete von SPD und Grünen halten es für sinnvoll, Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland bis zur zwölften Woche zu legalisieren. Eine entsprechende Empfehlung hatte auch eine Kommission an Expert:innen im April in einem Bericht geäußert.