Vize-US-Präsidentin Kamala Harris gibt sich nun plötzlich bereit zu dienen.Bild: FR159526 AP / Jose Luis Magana
USA
Eigentlich galt sie einst als gesetzte Nachfolgerin des US-Präsidenten Joe Biden: Kamala Harris, die erste Vizepräsidentin der USA. Doch inzwischen fragt man sich häufig: Wo ist sie eigentlich und was macht sie? Denn so richtig medial beachtet wird sie – zumindest in den internationalen Medien – nicht.
Dabei haben die Vereinigten Staaten seit drei Jahren ihre erste Frau im Weißen Haus, sie könnte also viel mehr aus ihrer Rolle machen.
Das will sie nun offenbar ändern. Zu einem für sie denkbar günstigen Zeitpunkt.
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Denn in vergangener Zeit wurde mehr denn je über den Gesundheitszustand Bidens diskutiert. Inmitten dieser Debatte hat Harris nun ihre Bereitschaft hervorgehoben, ihrem Land zu dienen. "Ich bin bereit, meinem Land zu dienen. Daran gibt es keinen Zweifel", sagte die Demokratin in einem am Montag vom "Wall Street Journal" veröffentlichten Interview. Jede Person, die sie bei der Arbeit sehe, komme zu dem Schluss, dass sie in der Lage sei, zu führen.
Joe Biden hält weiter an seiner Vize Kamala Harris fest.Bild: AP / Andrew Harnik
In der US-Verfassungsordnung haben die Vizepräsident:innen eine eher dekorative Funktion. Am 5. November müssen sich die US-Amerikaner:innen entscheiden, ob sie für einen 81-jährigen Amtsinhaber stimmen, der den meisten von ihnen zu alt und fragil ist, um noch eine weitere Amtszeit zu absolvieren.
Eine politische Stärkung könnte nur die Person an seiner Seite bringen. Doch Biden hält offenbar – zumindest vorerst – weiterhin an der unpopulären Harris fest. Große Aussichten auf eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur werden ihr ebenfalls nicht zugeschrieben, auch wenn ihr Name immer mal wieder fällt. Vielmehr hat sie Angst vor einer Trump-Rückkehr. Sie sei "zu Tode erschreckt" von der Möglichkeit, dass Trump gewinnen könne, sagte sie etwa dem Sender ABC.
Ist dies der Versuch, Biden zu stärken oder sich selbst in Position zu bringen?
Harris unauffällige Bilanz zählt nun vielmehr zu den Problemen Bidens, als ihm zu helfen. Dazu werden Vize eigentlich nur dann wichtig, wenn ihr Boss stirbt – oder aber es darum geht, neue Wähler:innen zu erschließen. Trump hat sich noch nicht dazu entschlossen, wen er zu seiner oder seinem "running mate" erkürt. Es könnte auf Nikki Haley hinauslaufen, sollte sie nicht doch noch die Kräfte der politischen Schwerkraft überwinden und Trump bei den Vorwahlen überholen.
Da Biden der älteste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten ist, richten sich vor allem derzeit alle Augen auf Harris, die seine Amtsgeschäfte übernehmen müsste, sollte er versterben oder schwer krank werden.
Hinter verschlossenen Türen wird allerdings kein Hehl daraus gemacht, dass Harris eine Belastung für die Kampagne Bidens darstellt. Sie wird als zu dünnhäutig beschrieben, ist nicht in der Lage, fähige Mitarbeitende zu halten, da sie zu unfairem Verhalten neige und hat es nicht geschafft, ein eigenes Thema zu setzen.
Trotzdem wird Biden wohl kaum so kurz vor der Wahl seine Vize austauschen. Gleichzeitig würde es die Demokraten wohl zerreißen, müssten sie sich noch auf die Suche begeben, eine:n neue:n Spitzenkandidat:in zu finden.
Sonderermittler: Aussagen über Bidens Gesundheit sorgen für Wirbel
Nun wäre da also eine langweilig wirkende Kamala Harris und ein als zu fragil wahrgenommener US-Präsident. Vor kurzem sorgte zudem eine Einschätzung eines Sonderermittlers über Bidens Gesundheit für Aufsehen: Biden wirke wie ein "wohlmeinender, älterer Mann mit einem schlechten Gedächtnis".
Der Sonderermittler Robert Hur führte das vermeintlich schlechte Gedächtnis des Präsidenten auch als Argument dafür an, dass eine Geschworenenjury den Präsidenten bei einem hypothetischen Prozess niemals schuldig sprechen würde. Hur hatte sich in dem Bericht mit der Dokumentenaffäre des 81-Jährigen befasst und auf eine Anklage verzichtet.
Direkt nach der Veröffentlichung des Berichts trat Biden vor die Presse und sagte: "Ich bin ein älterer Mann, und ich weiß, was zum Teufel ich tue."
Wähler:innen sehen Bidens hohes Alter als eine große Schwäche des US-Demokraten an, sorgt er doch immer wieder mit Versprechern und Verwechslungen für Aufsehen. Die Republikaner schlachten Bidens verbale Fehltritte genüsslich aus – obwohl ihr voraussichtlicher Präsidentschaftskandidat Trump ebenfalls immer wieder mit bizarren Äußerungen für Stirnrunzeln sorgt.
Zwar nimmt die oder der Vize traditionell den Platz des Präsidenten, wenn dieser stirbt oder nicht mehr in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Harris automatisch Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wird, sollte Biden vor der Wahl aus dem Rennen ausscheiden.
Um die unpopuläre Harris wieder aufs Gleis zu bringen, soll sie nun zum Gesicht für die Kampagne "Recht auf Abtreibung" werden. Das ist den meisten Frauen und auch vielen Männern wichtig, wodurch sich politisch punkten ließe. Vielleicht bringt das Harris doch noch den politischen Aufschwung, kurz vor Ende ihrer Amtszeit.
(Mit Material der afp)
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