Obama in Köln am Donnerstag.Inka Englisch/GEDANKENtanken/dpa
USA
05.04.2019, 06:4605.04.2019, 08:00
Seit Donnerstag tourt Barack Obama durch Deutschland. Am Abend trat er vor mehr als 14.000 Zuhörern in der Kölner Lanxess-Arena auf, am Samstag spricht er mit jungen Leuten in Berlin. Dazwischen ist Zeit für ein Gespräch mit Angela Merkel.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfängt an diesem Freitag den früheren US-Präsidenten Barack Obama in Berlin zu einem Meinungsaustausch.
- Das Gespräch am Nachmittag sei nicht presseöffentlich, teilte eine Regierungssprecherin mit. Im Mittelpunkt dürfte das transatlantische Verhältnis stehen.
Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland haben sich seit dem
Amtsantritt von Obamas republikanischem Nachfolger Donald Trump als
US-Präsident deutlich verschlechtert. Zwischen Merkel und Obama hatte
sich in dessen achtjähriger Amtszeit eine Art politische Freundschaft
entwickelt.
Obama ist seit Donnerstag in Deutschland. Am Abend trat er für eine
Stunde vor mehr als 14.000 Zuhörern in der Kölner Lanxess-Arena auf
und wurde dort gefeiert. Der demokratische Politiker äußerte sich
"zuversichtlich und vorsichtig optimistisch", dass die USA im
Klimaschutz bald wieder führend sein werden.
Natürlich seien viele frustriert aufgrund der Haltung der derzeitigen
US-Regierung von US-Präsident Trump, aber man dürfe nicht vergessen, dass etwa der Staat
Kalifornien das Pariser Klimaabkommen konsequent umsetze. Im Übrigen
hoffe er auf die Jugend: Wenn alle jungen Leute zur Wahl gingen und
dabei für klimafreundliche Parteien stimmten, könnten sie sehr
schnell Veränderung zustande bringen.
Obama hob auch hervor, dass Entscheidungen und Diskussionen auf der
Grundlage von Fakten stattfinden müssten. "Ich bin ein großer
Anhänger aufklärerischer Werte wie Fakten, Vernunft, Logik", sagte
der 57-Jährige. "Eine Demokratie definiert sich darüber, dass sie
unterschiedliche Meinungen zulässt, aber sie kann nicht
funktionieren, wenn grundlegende Fakten infrage gestellt werden."
Ein großer Streitpunkt zwischen Merkel und Trump ist die
protektionistische Wirtschaftspolitik des Amerikaners. Die Kanzlerin
kritisiert auch immer wieder die "Amerika zuerst"-Politik Trumps, die
eine Abkehr vom multilateralen Ansatz für die internationale
Krisenlösung bedeutet. Gerade vor diesem Hintergrund dürfte es auch
als Signal gewertet werden, dass Merkel Obama nun in Berlin empfängt.
Zumal die Kanzlerin Ende Mai für eine Rede bei der Abschlussfeier der
US-Elite-Universität Harvard in die Vereinigten Staaten reisen wird -
aber offenbar keinen Abstecher zu Trump nach Washington plant.
Zum 70. Jahrestag der Nato-Gründung dürfte zwischen Merkel und Obama
auch die Forderung Trumps nach einem deutlich höheren Beitrag der
Deutschen für das Verteidigungsbündnis eine Rolle spielen. Die
Nato-Mitglieder hatten sich 2014 verpflichtet, sich bis 2024 auf die
Zielmarke von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zuzubewegen.
Deutschland hat nur 1,5 Prozent bis 2024 fest zugesagt. Auch Obama
hatte sich dafür ausgesprochen, dass Deutschland höhere Beiträge
zahlen solle - allerdings längst nicht so vehement, wie es Trump tut.
Was Obama nach dem Merkel-Treffen tut:
Obama nimmt am Samstag in Berlin an einem "Town Hall"-Treffen teil. Dabei will er sich den Fragen von rund 300 jungen Menschen aus ganz Europa stellen, die sich in Bereichen wie der Zivilgesellschaft, der Integration oder der Ernährungssicherung engagieren. Obama war schon mehrmals in Berlin. Zuletzt nahm er im Mai 2017 auf dem Kirchentag gemeinsam mit Merkel an einer Podiumsdiskussion teil.
(pb/dpa)
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