Seit Donnerstag tourt Barack Obama durch Deutschland. Am Abend trat er vor mehr als 14.000 Zuhörern in der Kölner Lanxess-Arena auf, am Samstag spricht er mit jungen Leuten in Berlin. Dazwischen ist Zeit für ein Gespräch mit Angela Merkel.
Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland haben sich seit dem Amtsantritt von Obamas republikanischem Nachfolger Donald Trump als US-Präsident deutlich verschlechtert. Zwischen Merkel und Obama hatte sich in dessen achtjähriger Amtszeit eine Art politische Freundschaft entwickelt.
Obama ist seit Donnerstag in Deutschland. Am Abend trat er für eine Stunde vor mehr als 14.000 Zuhörern in der Kölner Lanxess-Arena auf und wurde dort gefeiert. Der demokratische Politiker äußerte sich "zuversichtlich und vorsichtig optimistisch", dass die USA im Klimaschutz bald wieder führend sein werden.
Natürlich seien viele frustriert aufgrund der Haltung der derzeitigen US-Regierung von US-Präsident Trump, aber man dürfe nicht vergessen, dass etwa der Staat Kalifornien das Pariser Klimaabkommen konsequent umsetze. Im Übrigen hoffe er auf die Jugend: Wenn alle jungen Leute zur Wahl gingen und dabei für klimafreundliche Parteien stimmten, könnten sie sehr schnell Veränderung zustande bringen.
Obama hob auch hervor, dass Entscheidungen und Diskussionen auf der Grundlage von Fakten stattfinden müssten. "Ich bin ein großer Anhänger aufklärerischer Werte wie Fakten, Vernunft, Logik", sagte der 57-Jährige. "Eine Demokratie definiert sich darüber, dass sie unterschiedliche Meinungen zulässt, aber sie kann nicht funktionieren, wenn grundlegende Fakten infrage gestellt werden."
Ein großer Streitpunkt zwischen Merkel und Trump ist die protektionistische Wirtschaftspolitik des Amerikaners. Die Kanzlerin kritisiert auch immer wieder die "Amerika zuerst"-Politik Trumps, die eine Abkehr vom multilateralen Ansatz für die internationale Krisenlösung bedeutet. Gerade vor diesem Hintergrund dürfte es auch als Signal gewertet werden, dass Merkel Obama nun in Berlin empfängt. Zumal die Kanzlerin Ende Mai für eine Rede bei der Abschlussfeier der US-Elite-Universität Harvard in die Vereinigten Staaten reisen wird - aber offenbar keinen Abstecher zu Trump nach Washington plant.
Zum 70. Jahrestag der Nato-Gründung dürfte zwischen Merkel und Obama auch die Forderung Trumps nach einem deutlich höheren Beitrag der Deutschen für das Verteidigungsbündnis eine Rolle spielen. Die Nato-Mitglieder hatten sich 2014 verpflichtet, sich bis 2024 auf die Zielmarke von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zuzubewegen. Deutschland hat nur 1,5 Prozent bis 2024 fest zugesagt. Auch Obama hatte sich dafür ausgesprochen, dass Deutschland höhere Beiträge zahlen solle - allerdings längst nicht so vehement, wie es Trump tut.
(pb/dpa)