Im US-amerikanischen Kongress hat am Donnerstag die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez auf die mutmaßliche sexistische Beleidigung eines republikanischen Kollegen reagiert – und ihre Rede zu einer allgemeinen Abrechnung mit Sexismus genutzt.
Die Beleidigung soll der republikanische Kongressabgeordnete Ted Yoho gegenüber Ocasio-Cortez geäußert haben. Ein Reporter des Nachrichtenportals "The Hill" schilderte einen Streit zwischen Yoho und Ocasio-Cortez: Der Republikaner habe ihr vor dem Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses, unter anderem gesagt, sie sei "nicht mehr ganz dicht" ("out of your freaking mind") und "widerlich". Nachdem Ocasio-Cortez sich von Yoho entfernt hatte, sagte der dem Bericht zufolge dann in Anwesenheit eines anderen Abgeordneten über Ocasio-Cortez:
Hintergrund des Streits: Ocasio-Cortez' Aussagen, darüber, dass steigende Kriminalität während der Corona-Krise in den USA sich auf die steigende Arbeitslosigkeit und Armut im Land zurückführen lasse.
Ocasio-Cortez reagierte im Donnerstag in einer Rede im Abgeordnetenhaus auf den Vorfall. Sie nutzte ihre Rede zu einer emotionalen Abrechnung mit dem Sexismus, der selbst ihr als Kongressabgeordneter noch begegne – der aber zum Alltag vieler Frauen gehöre. "Wir alle mussten irgendwann in unserem Leben mit so etwas umgehen", sagte Ocasio-Cortez. Sie selbst habe solche Beleidigung schon erlebt: in ihrer früheren Tätigkeit als Kellnerin, während sie in der U-Bahn in New York unterwegs war.
Ocasio-Cortez sagte in der Rede weiter, Beleidigungen wie die Yohos ihr gegenüber seien kein Einzelfall. "Das ist nicht neu. Und das ist das Problem."
Sexismus sei ein "kulturelles Problem". Das Problem sei eine "Kultur, in der Gewalt und gewalttätige Sprache gegenüber Frauen akzeptiert wird – und Machtstrukturen, die diese Kultur stützten.
Dann sagte Ocasio-Cortez:
Etliche Demokratinnen beklagten nach Ocasio-Cortez' Rede in weiteren Redebeiträgen eine sexistische Kultur, in der Gewalt und gewalttätige Sprache gegenüber Frauen geduldet würden, an der auch Präsident Donald Trump beteiligt sei.
Yoho hat sich laut "The Hill" inzwischen für seine Ausfälle bei Ocasio-Cortez entschuldig. Ocasio-Cortez soll die Entschuldigung aber zunächst nicht angenommen haben – und dafür auch von anderen demokratischen Abgeordneten kritisiert worden sein.
(se)