Die Corona-Briefings von US-Präsident Donald Trump gehören zu den seltsameren Blüten, die Trumps Umgang mit der Covid-19-Krise in den USA bislang getrieben hat. In den oft stundenlangen Presse-Gesprächen fabulierte der Präsident unter anderem von Wunderheilmitteln gegen das Virus, dachte laut darüber nach, ob eine Injektion Licht vielleicht gegen die Krankheit helfen könnte oder empfahl den Menschen, sich Desinfektionsmittel zu spritzen. Das helfe ja schließlich auch, Oberflächen von dem Virus zu reinigen.
Regelmäßigen Zuschauern der Corona-Briefings ist aber nicht nur Trumps offenbar blühende Fantasie aufgefallen, sondern auch eine gewisse Gleichförmigkeit mancher Passagen der Briefings.
Der Nachrichtensender CNN hat mehrere Aufzeichnungen der Gespräche nebeneinander geschnitten und zeigt so: Trump liest in jedem Briefing Fakten und Daten rund um das Virus von einem Blatt ab – und zwar offenbar von dem gleichen Blatt seit mehreren Wochen.
In dem Video ist etwa deutlich zu sehen, dass sich der Wortlaut von Trumps Verkündungen (zum Beispiel: "Die USA haben nun über 61 Millionen Corona-Tests durchgeführt") zwischen dem 22. Juli und dem 11. August nicht geändert hat.
CNN schneidet dabei drei unterschiedliche Pressekonferenzen aneinander, in denen Trump jeweils genau diesen Satz mit den 61 Millionen Tests sagt. Im Anschluss sagt er jeweils bis aufs letzte Wort identisch: "Das ist weit mehr als jede andere Nation auf dieser Welt." Komisch ist nicht nur, dass sich die Zahl nie verändert und Trump sie immer im exakten Wortlaut präsentiert – der Präsident scheint sich seine Fakten auch nicht merken zu können.
Über die Tage hinweg macht er immer an derselben Stelle Pause, um auf sein Blatt zu sehen, und dann weiterzusprechen.
Die Übereinstimmungen zwischen den einzelnen Szenen ist so auffällig und verblüffend, dass CNN-Moderator John Berman sie am Ende nur mit einem trockenen "Um, wow" kommentiert.
Der Grund für Trumps stetiges Ablesen ist laut CNN-Journalistin Kaitlan Collins, dass sich Trump in den Briefings zuvor "um Kopf und Kragen" geredet hat – bis er schließlich beschloss, die Konferenzen vorerst nicht mehr geben zu wollen. Mit den Vorbereiteten "talking points", die Trump nun ablesen kann, soll dies wohl vermieden werden.
Nachdem Kritik an seinem Krisenmanagement lauter geworden war, hatte der Präsident Ende Juli beschlossen, die Pressekonferenzen wieder aufzunehmen. Bei den neuen Briefings solle es um Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff, um Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen und um Sars-CoV2 gehen. Außerdem sollten sich führende Vertreter der Pharma-Industrie dort äußern.
(pcl)