US-Präsident Donald Trump will die vor allem bei jungen Menschen beliebte Social-Media-Plattform TikTok verbieten. "Was TikTok betrifft, so verbannen wir sie aus den USA", sagte Trump in seinem Dienstflugzeug Air Force One. "Nun, ich habe diese Macht." Er könne es mit einer Präsidentenverfügung oder mit einer wirtschaftlichen Notstandsermächtigung machen, sagte er.
Welche Macht auch immer Trump glaubt, zu haben: Die TikTok-Teens werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Nur kurz, nachdem Trump sein Vorhaben angekündigt hatte, formierte sich ihr Widerstand in den sozialen Netzen. Und dabei bauen die Userinnen und User offenbar auf verschiedene Tricks, um einen TikTok-Bann zu umgehen.
Mehrere User verwiesen etwa auf die Möglichkeit, sogenannte VPN-Clients zu benutzen. VPN bedeutet "virtual private network", die Programme maskieren den tatsächlichen Standort eines Telefons oder Computers und lassen es so aussehen, als sei man etwa in Russland, Europa oder Japan – prinzipiell an einem Ort, an dem die Nutzung von TikTok erlaubt ist.
Andere User hingegen haben die Idee, direkt im Telefon oder Tablet die Regionen-Einstellung auf ein Land umzustellen, das die Nutzung der App nicht verbietet.
Ob die TikTok-Teens mit ihren Workarounds am Ende wirklich einen Bann der App umgehen können, ist allerdings unklar. In Indien, wo die App bereits verboten ist, berichten User etwa von unterschiedlichem Erfolg bei der Nutzung von VPNs.
Auf der anderen Seite scheint zumindest derzeit die App weiterhin nutzbar zu sein, trotz des Verbots. "Wenn die App auf Ihrem Telefon installiert ist, funktioniert sie auch", schreibt etwa der "Indian Express".
Trumps Ärger auf die Plattform kommt nicht von ungefähr. In den letzten Wochen haben App-User dafür gesorgt, dass sein Wahlkampf-Auftakt in Tulsa zum schlecht-besuchten Debakel geriet und mutmaßlich noch weiteren digitalen Sand in die Wahlkampf-Maschine des US-Präsidenten gestreut.
Neben den TikTok-Teens könnte die App allerding wirklich eine Gefahr für Datenschutz und US-Demokratie darstellen. Bereits mehrfach hatten Vertreter der US-Regierung gewarnt, über Tiktok könnten Daten von US-Bürgern in die Hände der chinesischen Kommunistischen Partei geraten. Auch eine Einmischung Chinas in den Wahlkampf über die App ist nicht ausgeschlossen.
TikTok versichert, es gehe der Plattform um kreative Inhalte, bei der "Privatsphäre und Sicherheit" geschützt würden. "TikTok wird nicht in China angeboten", erklärte eine TikTok-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die chinesische Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe dies auch nie verlangt. Die Nutzerdaten würden in den USA gespeichert und verarbeitet.
Wegen des Argwohns im Ausland bemüht sich ByteDance, seine internationale Plattform von der chinesischen Version zu trennen. Nur in Hongkong war TikTok selbst aktiv, doch wurde die Plattform nach der Verkündung des umstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes aus der Sonderverwaltungszone zurückgezogen.
TikTok ist eine international sehr erfolgreiche Videoplattform des chinesischen Unternehmens ByteDance, die in 65 Sprachen auf 175 Märkten angeboten wird. Nutzer können dort selbsterstellte Video-Clips hochladen oder die von anderen ansehen. In Festland-China gibt es nur die zensierte Version Douyin.
(pcl/mit Material von dpa)