
Trump bei einem seiner jüngsten Auftritte in Pennsylvania.Bild: Getty Images North America / Spencer Platt
USA
01.11.2020, 09:0302.11.2020, 18:09
In den letzten Zügen des US-Wahlkampfs sind
Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe
Biden in die Schlussoffensive gegangen - gegenseitige Angriffe
inklusive. Biden versuchte vor der Abstimmung am Dienstag mit dem
Obama-Faktor zu punkten: Er trat am Samstag zwei Mal mit dem früheren
Präsidenten im besonders umkämpften Bundesstaat Michigan auf.
Trump
sprach vier Mal vor Anhängern in Pennsylvania, einem anderen
wichtigen "Swing State". Am Sonntag will Biden dort auftreten, Trump
wird in Iowa, North Carolina und Michigan erwartet.

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Der republikanische Amtsinhaber liegt in Umfragen sowohl landesweit
als auch in mehreren potenziell entscheidenden Bundesstaaten hinter
Biden. Seine Wiederwahl ist dennoch keineswegs ausgeschlossen, zumal
aufgrund des Wahlsystems auch der Kandidat mit den meisten Stimmen
unterliegen kann. Beide Seiten haben die diesjährige Abstimmung zur
Schicksalswahl erklärt und warnen vor dem jeweiligen Gegner als
künftigen Präsidenten. Dutzende Millionen Amerikaner haben bereits
gewählt und ihre Stimme per Brief oder im Wahllokal abgegeben.
Biden setzt auf Obama
Biden versuchte am Samstag in Flint in Michigan, den Verdruss vieler
Landsleute über die vergangenen vier Jahre mit Trump für sich zu
nutzen. "Wir sind fertig mit dem Chaos, den Tweets, der Wut, dem
Hass, dem Versagen, der Weigerung, jegliche Verantwortung zu
übernehmen." Amerikaner wegen ihres Geschlechts, ihrer Ethnie oder
Herkunft gegeneinander aufzubringen sei falsch, sagte Biden bei
seinem anderen Auftritt in Detroit. "Jeder weiß, wer Donald Trump
ist, lasst uns zeigen, wer wir sind." Er wiederholte sein
Versprechen, im Falle seiner Wahl allen Amerikaner zu dienen. "Um
Gottes willen, bitte wählt!", appellierte Biden fast flehend. "Es ist
Zeit aufzustehen, uns unsere Demokratie zurückzuholen."
Am Dienstag gehe es um alles, sagte Ex-Präsident Barack Obama, dessen
Stellvertreter Biden bis 2017 gewesen war. "Ihr könnt Wandel wählen."
Mit Biden und seiner Vizekandidatin Kamala Harris werde es nicht so
anstrengend werden wie mit Trump, versprach Obama. Man werde sich
nicht mehr so viel streiten müssen. Er lobte Biden für sein
Verantwortungsbewusstsein und seine Güte. Biden lägen die Amerikaner
wirklich am Herzen.

Barack Obama unterstützt Joe Biden.Bild: Getty Images North America / Drew Angerer
Trump: "Ihr werdet chaotisches Durcheinander in unserem Land haben"
Michigan gehört zu den strategisch immens wichtigen "Swing States",
bei denen nicht schon im Vorfeld feststeht, ob aus Tradition der
Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Auch
Pennsylvania ist so ein "Battleground State". Genau wie in Michigan
konnte sich Trump dort 2016 ganz knapp durchsetzen - dieses Jahr
sehen Umfragen Biden knapp in Führung.
Trump stimmte seine Anhänger darauf ein, dass sie möglicherweise
mehrere Wochen auf ein Wahlergebnis warten müssten. Er machte damit
auch seinem Ärger darüber Luft, dass seine Republikaner eine
Fristverlängerung bei der Briefwahl in Pennsylvania nicht mit
juristischen Mitteln verhindern konnten. Briefwahlunterlagen mit
fristgerechtem Poststempel müssen somit noch gezählt werden, auch
wenn sie drei Tage nach dem Wahltermin eintreffen.
Zum Wahlausgang sagte Trump bei seinem Auftritt in Newton: "Der 3.
November wird kommen und gehen und wir werden es nicht wissen. Und
ihr werdet chaotisches Durcheinander in unserem Land haben." Bei der
Stimmenauszählung könnten "sehr schlimme Dinge" und etwas
"Gefährliches" passieren, warnte er. Genauere Erläuterungen dazu und
Belege für seine Behauptung blieb Trump schuldig.
Trump und das Streitthema Briefwahl
Der Präsident macht seit Monaten Stimmung gegen die Briefwahl, die
erfahrungsgemäß mehr demokratische Wähler als Anhänger der
Republikaner zur Stimmabgabe nutzen. Trump behauptet, es gebe
massives Betrugspotenzial bei der Briefwahl. Belege dafür hat er
nicht vorgelegt. Er pocht darauf, dass noch in der Wahlnacht
feststehen müsse, wer gewonnen habe.
Bei den meisten vergangenen Wahlen stellte sich der Sieger
tatsächlich noch in der Wahlnacht heraus. Dieses Jahr wird aber mit
möglichen Verzögerungen gerechnet, weil wegen der Corona-Pandemie
deutlich mehr Menschen per Briefwahl abstimmen.
Mehr als 90 Millionen Amerikaner haben bereits die Möglichkeit
genutzt, vor dem offiziellen Wahltermin am 3. November per Brief oder
in vorab geöffneten Wahllokalen abzustimmen. Das entspricht laut dem
"U.S. Elections Project" rund zwei Dritteln aller Wähler von 2016.
Der US-Präsident wird nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern
von Wahlleuten. Deren Stimmen fallen komplett dem Sieger des
Bundesstaats zu, der diese Wahlleute entsendet - egal wie knapp das
Ergebnis dort ausgefallen ist. Für den Einzug ins Weiße Haus sind 270
Stimmen von Wahlleuten nötig. 2016 hatte Trump zwar landesweit
weniger Stimmen als Hillary Clinton geholt, aber mehr Wahlleute für
sich gewonnen.
Biden will sich in der Wahlnacht von seinem Wohnort Wilmington im
Bundesstaat Delaware aus an die Nation wenden, wie sein Wahlkampfteam
am Samstag ankündigte. Trump wird die Wahlnacht nach eigenen Worten
wohl in Washington "zwischen dem Weißen Haus und dem (Trump-)Hotel"
verbringen, weil die Hauptstadtverwaltung für die Nutzung seines
dortigen Hotels "Grenzen gesetzt" habe. In Washington sind derzeit
Veranstaltungen mit maximal 50 Personen erlaubt. Es ist ungewöhnlich,
dass amtierende Präsidenten in der Wahlnacht im Weißen Haus sind.
(hau/dpa)
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