Die US-Wahl steht kurz bevor. In so gut wie allen Umfragen liegt der demokratische Herausforderer Joe Biden vor Amtsinhaber Donald Trump. Allerdings haben diese landesweiten Stimmungsbilder keine allzu große Aussagekraft. Dank des komplizierten US-Wahlsystems ist vielmehr entscheidend, welcher Kandidat wie viele Bundesstaaten hinter sich bringt.
Dabei fällt vor allem den sogenannten Swing States eine entscheidende Rolle zu. Das sind diejenigen Bundesstaaten, bei denen nicht von vornherein feststeht, ob sie mehrheitlich für den Demokraten oder den Republikaner stimmen werden.
Und in dieser Hinsicht gibt es nun eine neue Umfrage, die den Demokraten und Biden gar nicht gefallen dürfte. Im wichtigen Swing State Iowa lagen Trump und Biden bislang eigentlich gleichauf.
Doch nun gibt es eine neue Umfrage der renommierten Meinungsforscherin Ann Selzer für die Zeitung "Des Moines Register", die Donald Trump plötzlich sieben Prozentpunkte vor seinem Rivalen sieht. Während Biden nur auf 41 Prozent kommt, liegt der US-Präsident bei 48.
Gut, könnte man jetzt sagen, dann gewinnt Trump halt Iowa, was soll's? Aber so einfach ist es nicht. Bisher führt Biden in den meisten wahlentscheidenden Swing States. Damit wären ihm die 270 Wahlmänner, die er zum Wahlsieg braucht, sicher. Sein Vorsprung in den Umfragen ist auch deutlich größer als der von Hillary Clinton vor vier Jahren.
Die Umfrage in Iowa ist auf den ersten Blick nur ein kleiner Fleck auf Bidens weißer Weste. Er braucht den im Mittleren Westen gelegenen Staat nicht direkt zum Wahlsieg.
Besorgnis löst die Umfrage deshalb aus, weil sie eine Tendenz aufzeigen könnte: Wenn Biden in Iowa nicht besser dasteht als Clinton, könnte er auch in anderen Staaten letztlich nicht besser abschneiden als sie bei der letzten Wahl.
Erschwerend hinzu kommt dabei, dass die Umfragen von Selzer als ziemlich genau gelten – und zwar gerade dann, wenn sie etwas anderes vorhersagen als die der anderen Institute. 2016 hatte die Zeitung Trump in Iowa einen Vorsprung von sieben Prozent vor Clinton prognostiziert – letztlich lag der Republikaner sogar mehr als neun Prozent vorne. Diesen Stimmungsumschwung relativ kurz vor der Wahl hatten viele andere Untersuchungen nicht kommen sehen. Sie hatten einen Sieg Clintons in dem Staat vorhergesagt.
So könnte es also sein, dass Selzer in Iowa eine Stimmung unter den Wahlberechtigten misst, die andere Institute nicht erfassen – und wir am Mittwoch doch wieder mit einem US-Präsidenten aufwachen, der Donald Trump heißt. Sehr wahrscheinlich ist dies aber nach wie vor nicht.
(om)