Bei der zweiten Fernsehdebatte der Demokraten in Detroit in der Nacht zu Donnerstag wurde es für den US-Politiker Joe Biden ungemütlich. Biden, der als Favorit auf die Kandidatur der Demokraten bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 gilt, wurde von seinen Mitstreitern heftig attackiert.
Vor Beginn der Debatte von zehn demokratischen Bewerbern kam es zu einem Aufreger: Nacheinander kamen die Bewerber auf die Bühne – Favorit Biden hatte seinen Platz bereits eingenommen. Dann kam seine Konkurrentin Kamala Harris, der Experten aufgrund ihres geringen Wahlkampfbudgets derzeit jedoch nur Außenseiterchancen einräumen.
Biden begrüßte die 22 Jahre jüngere Harris mit den Worten: "Sei vorsichtig mit mir, Kind." Harris ging darauf nicht ein, sie schüttelte seine Hand – und meinte: "Du packst das schon. Alles gut?"
Nach der TV-Debatte wurde Harris vom US-Sender CNN auf Bidens Äußerung angesprochen. Harris grinste, und meinte: "Ich hab mir dazu nicht allzuviele Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein." Für sie sei klar gewesen: "Ich weiß ziemlich genau, wer ich bin. Niemand definiert auf dieser Bühne, wer ich bin."
Biden war im Wahlkampf von Harris zuletzt heftig angegangen worden: Sie hatte ihn in der letzten TV-Debatte etwa dafür kritisiert, dass Biden in den 1970er Jahren dagegen gewesen sei, dass Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken gefahren wurden, um die Trennung von Schwarzen und Weißen aufzuheben.
Ziel war die Integration vor allem schwarzer Schüler. Harris – die erst die zweite schwarze Senatorin in der Geschichte der USA ist – verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Sie selbst habe als kleines Mädchen in einem solchen Bus gesessen, sagte sie. Biden wies die Kritik zurück und warf Harris vor, seine Positionen falsch dargestellt zu haben.
Am Mittwochabend wurde Bidens Begrüßung online von vielen US-Amerikanern kontrovers diskutiert.
Auch der Pressesprecher von Harris, Ian Sams, äußerte sich ungläubig – und meinte auf Twitter bloß: "Kind?"
Beim Thema Gesundheitspolitik geriet Biden dann wieder mit Harris aneinander. Sie warf Biden vor, mit seinem Konzept für die Krankenversicherung Millionen Amerikaner außen vor zu lassen. Biden wiederum hielt Harris entgegen, ihr Gesundheitsprogramm sei unbezahlbar.
(pb/mit dpa)