Jetzt wird zurückgeschossen: Nachdem Donald Trumps Nichte Mary Trump vergangene Woche ihr Enthüllungsbuch, "Zu viel und niemals genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf" veröffentlicht hatte, und darin mit ihrem Onkel ("Verlogener Narzisst") und dessen Vater ("Psychopath") abrechnete, durfte Trump nun seinerseits der Nichte die Meinung geigen.
Trumps Lieblingssender Fox News stellte die Bühne bereit, auf der sich der US-Präsident einerseits an seiner Nichte abarbeiten durfte, andererseits viel Raum bekam, sich als Familienmensch zu inszenieren.
In dem Gespräch bemerkte Journalist Chris Wallace, beim Sender Fox einer der wenigen, die Trump kritisch angehen, zunächst, dass "eines der Hauptargumente" in dem Buch sei, Trumps Vater habe die gesamte Familie geschädigt und fragte dann: "Wie viel Wahrheit sehen Sie in dieser Behauptung?"
Trump antwortete: "Mein Vater liebte es, zu gewinnen." Fred Trump sei ein sehr guter, starker Mann gewesen. "Es ist beschämend, dass sie (Nichte Mary, d. Red.) das gesagt hat. Sie war nicht gerade ein Familienliebling. Wir hatten nicht viel Respekt oder Zuneigung für sie."
Er hätte sowas ja nie über sie gesagt, fuhr der US-Präsident fort, "aber jetzt hat sie dieses Buch geschrieben und es ist so bösartig, dumm und eine Lüge".
In der Buchstelle, auf die Fox-Journalist Wallace in seinem Interview abzielte, beschreibt Mary Trump, eine promovierte und praktizierende Psychologin, ausführlich, wie der junge Donald von seinem Vater Fred zu einem "Killer" erzogen wurde, der stets auf persönlichen Gewinn aus ist, keine Gefühle zulässt und "unverwundbar" ist. An einer Stelle etwa schreibt Mary Trump:
An anderer Stelle schreibt Mary Trump, es habe am Tisch der Trumps dazugehört, "Menschen beiläufig herabzuwürdigen und zu entmenschlichen".
Trump versuchte in dem Interview dann auch, die Aussagekraft seiner Nichte hinsichtlich seiner Familiengeschichte zu diskreditieren. "Mary ist keine Person, mit der ich sonderlich viel Zeit verbracht habe", sagte der US-Präsident, legte eine Kunstpause ein und fuhr fort: "Und jetzt bin ich froh darüber."
Zu den größten Vorwürfen im Buch, etwa dass Donald Trump kein guter Geschäftsmann sei und er immer wieder mit dem Kapital seines Vaters seine eigenen defizitären Unternehmen retten musste, fragte Fox-Journalist Wallace nicht. Der Sender blieb seiner Linie treu, im Zweifel doch lieber Trump-freundlich zu senden.
Wallace zeigte mit der nächsten Frage, dass er sein Handwerk versteht und wollte vom Präsidenten wissen, ob er – trotz jahrzehntelanger Medienerfahrung als Reality-TV-Star und nun als Kritik-ausgesetzter US-Präsident – verletzt sei, von dem was Mary Trump geschrieben hat? Die Antwort dürfte Wallace bereits gekannt haben und bot Trump mit der Frage somit die Gelegenheit, sich nochmal als Mensch zu zeigen, der nichts als liebevolle Erinnerungen an seine Eltern hat.
Trump – laut seiner Nichte zur Emotionslosigkeit erzogen – lieferte entsprechend ab: Er antwortete mit einem knappen "Nein" und schaltete dann direkt in den Angriffsmodus: "Es tut eher weh, dass sie meinen Vater angegriffen hat, dass sie nicht gütig zu meiner Mutter war, meine Mutter war wie eine Heilige [...] und selbst zu der war sie ätzend. Sie (Mary Trump, d. Red.) ist eine sehr gezeichnete Person. Nicht wirklich ein Familienmensch." Wallace hatte seine Frage geschickt gestellt – Trump konnte sie mit einer Antwort persönlich Angreifen und sich gleichzeitig von einer familiären Seite zeigen.
Noch einmal hob der Präsident dann hervor, was für ein taffer Mann sein Vater war – "auf eine gute Art" – und schloss dann mit einem letzten Schuss in Richtung Nichte ab: "Dass sie das gesagt hat – ich glaube, sie nannte meinen Vater einen Psychopathen – was für eine Schande. Sie sollte sich schämen. Das Buch ist eine Lüge."
Fox-Journalist Wallace beließ es dann dabei – zum Buch und zur Nichte hatte der Präsident alles gesagt, was die Zuschauer von ihrem Präsidenten hören wollten: alles Fake.