
Der US-Präsident versucht eine drohende Wahlniederlage abzuwehren und schießt gegen die Briefwahl.Bild: ap / Susan Walsh
USA
Wegen der Corona-Pandemie könnte sich die Bekanntgabe des Ergebnisses der US-Wahl vielen Beobachtern zufolge deutlich verzögern. Trump spricht gar von "Monaten oder Jahren" - und verleiht seinen Warnungen vor der Briefwahl weiter Nachdruck.
16.08.2020, 11:0016.08.2020, 11:00
US-Präsident Donald Trump hat den Streit um eine
breitflächige Briefwahl und die amerikanische Post mit Warnungen vor
Verzögerungen und Betrug weiter angefacht. Das Ergebnis der Wahl am
3. November könnte möglicherweise erst Monate oder Jahre später
bekannt sein, mutmaßte Trump am Samstag (Ortszeit) bei einer
Pressekonferenz in Bedminster im Bundesstaat New Jersey. Den
Demokraten im US-Kongress warf er vor, der Post wichtige Mittel
vorzuenthalten.
Wegen der Corona-Pandemie rechnen die meisten US-Bundesstaaten mit
deutlich mehr Briefwählern. Viele Staaten haben es einfacher gemacht,
die Stimmabgabe per Post zu beantragen. Manche schicken sogar
proaktiv Wahlunterlagen an die Bürger. Trump ist das ein Dorn im
Auge: Er erklärt mittlerweile annähernd täglich, dass das
Fälschungsrisiko bei einer weit verbreiteten Briefwahl sehr hoch sei.
Eindeutige Belege führt er dafür nicht an. Wegen seiner wiederholten
Angriffe wird dem Republikaner vorgeworfen, Zweifel an der Sicherheit
der Abstimmung zu säen.
Trump vs. Briefwal
Trump befürchtet offensichtlich, dass die Demokraten von einer
Zunahme der Stimmabgabe über Briefwahl profitieren könnten. Am
Donnerstag hatte er davon gesprochen, der Post die Mittel
vorzuenthalten, mit denen sie sicherstellen könnte, Abermillionen
Briefwahlzettel fristgerecht zu befördern: Trump hatte gedroht, ein
Veto einzulegen, sollte ein neues Corona-Hilfspaket mit den
Demokraten Geld für die Post vorsehen.
Am Samstag sagte Trump, es müsse mehr Ressourcen für die Post geben,
aber die Demokraten gäben ihr kein Geld. Stattdessen wollten die
Demokraten eine Billion US-Dollar dafür einsetzen, ihren
Parteikollegen in den Bundesstaaten finanziell aus der Patsche zu
helfen, behauptete Trump.
Die US-Post hatte in am Freitag veröffentlichten Briefen die
Bundesstaaten gewarnt, dass sie nicht garantieren könne, dass per
Briefwahl abgegebene Stimmzettel rechtzeitig zugestellt würden, um
gezählt zu werden. Zugleich wurden interne Unterlagen bekannt, laut
denen die Post gerade zahlreiche Briefsortiermaschinen abbaut.
Trump nahm den ihm nahestehenden Leiter der Post, den Geschäftsmann
und republikanischen Großspender Louis DeJoy, am Samstag in Schutz.
Dieser sei ein "fantastischer Mann", der lediglich versuche, die Post
wieder großartig zu machen, sagte Trump – gemäß seines
Wahlkampfmottos, Amerika "wieder großartig" zu machen. Das
strauchelnde Unternehmen kämpft mit Defiziten und Verzögerungen bei
den Auslieferungen. Ohne eine rechtzeitige Zustellung der
Briefwahlunterlagen könnten schlimmstenfalls Hunderttausende oder
noch mehr Stimmzettel unausgezählt bleiben.
Trump prophezeit "katastrophale Situation" – Biden spricht ich für Briefwahl aus
Es sei nicht zu erwarten, dass der Sieger in diesem Jahr am Abend der
Wahl feststehe, machte Trump deutlich. "Normalerweise sagen sie am
Ende des Abends, Donald Trump hat die Wahl gewonnen, Donald Trump ist
Ihr neuer Präsident", sagte er. In diesem Jahr "wird man es
möglicherweise – wenn man es wirklich richtig macht – für Monate oder
für Jahre nicht wissen, weil diese Stimmzettel alle verloren gehen
werden, sie werden weg sein". Es werde eine "katastrophale Situation"
geben, wenn großflächig per Brief gewählt werde, sagte Trump.
Die Demokraten setzen sich dafür ein, dass die Bundesstaaten wegen
der Pandemie möglichst vielen Wählern die Abstimmung per Briefwahl
ermöglichen. Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden betonte
am Freitag, die Stimmabgabe per Briefwahl sei "sicher" – und fügte
einen Seitenhieb gegen den Präsidenten hinzu. "Und verlassen Sie sich
dabei nicht auf mich", schrieb Biden bei Twitter. Wie sicher die
Methode sei, zeige sich daran, dass Trump selbst gerade im
Bundesstaat Florida beantragt habe, per Briefwahl abzustimmen.
Trump und seine Frau Melania hatten an ihrem Wohnsitz in Florida
diese Woche Briefwahlzettel für am Dienstag anstehende örtliche
Vorwahlen beantragt, wie die Webseite der Wahlbehörde der Stadt Palm
Beach zeigte. Trump stimmte auch in der Vergangenheit bereits
mehrmals per Briefwahl ab. Er macht allerdings einen Unterschied
zwischen der allgemeinen Briefwahl und der Stimmabgabe per Post für
den Fall, dass der Wähler sich nicht an seinem Wohnort befindet.
(lau/dpa)
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