China reagiert mit der Abriegelung von Millionenstädten, um die Ausbreitung einer Lungenkrankheit zu verhindern. Trotz einzelner Fälle außerhalb Chinas sehen Experten für Europa derzeit nur eine sehr geringe Gefahr. Unterdessen hat es eine Infizierung in Kanada gegeben, die USA planen, ihre Bürger aus dem Krisengebiet auszufliegen.
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Angenommen wird, dass das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten übertragen wird. "Eine Ansteckung über kontaminierte Gegenstände gibt es eher nicht", sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Vermutet wird demnach derzeit, dass das Virus sich vor allem in den unteren Lungenbereichen ansiedelt und weniger ausgeprägt in den oberen Atemwegen. Das würde ein geringeres Ansteckungspotenzial bedeuten, da der es von Lunge zu Lunge weiter ist als etwa von Nase zu Nase.
Das neuartige Coronavirus ist nach Einschätzung von Experten weiterhin ein kaum ansteckender Erreger. Die meisten Fälle beträfen nach wie vor die Millionen-Metropole Wuhan, das Virus habe sich nicht sehr stark ausgebreitet, sagte Schmidt-Chanasit. Zudem habe sich kaum Krankenhauspersonal angesteckt und auch bei den Fällen in anderen Ländern habe es bisher keine Übertragung auf weitere Menschen gegeben. "Vielfach geht das Virus höchstens auf einen weiteren Menschen über, dann läuft sich die Infektion tot", erklärte er.
Lange Übertragungsketten von einem zum nächsten wie bei Sars gebe es bei dem neuen Virus bislang nicht oder höchstens ganz vereinzelt. "Es kann mal ein Erkrankter dabei sein, der viele andere ansteckt, überwiegend wird das Virus aber gar nicht oder an nur eine weitere Person weitergegeben." Auch nach WHO-Informationen haben sich Menschen bislang nur bei engem Kontakt mit Infizierten angesteckt, in der Familie oder in Praxen und Gesundheitszentren.
Wie hoch die Sterberate bei dem neuen Erreger sei, lasse sich noch nicht sicher sagen, so Schmidt-Chanasit. "Nach derzeitigen Daten könnte sie ähnlich wie bei der letzten Influenza-Welle in Deutschland liegen." Allerdings gebe es bei beiden Infektionen eine hohe Zahl sehr milder und daher gar nicht erfasster Erkrankungen, die tatsächliche Sterberate könne daher noch weitaus niedriger liegen.
Das Virus sei bislang stabil und es seien keine Mutationen beobachtet worden, sagte Michael Ryan, Direktor des WHO-Notfallprogramms, in Genf. "Wir sehen keine Veränderungen in der genomischen Sequenz des Virus."
Zur Info: Coronaviren gelten als sehr anpassungsfähig und wandelbar – Veränderungen im Erbgut könnten das neue Virus gefährlicher und ansteckender machen.
Die bisherigen Daten und die Erfahrungen mit anderen auf Coronaviren zurückgehenden Erkrankungen lassen Experten zufolge eine Inkubationszeit – also einen Zeitraum von der Ansteckung bis zu ersten Symptomen – von etwa einer Woche annehmen. "Inkubationszeiten bei Atemwegserkrankungen bewegen sich zwischen 2 und 14 Tagen – und die Extremwerte sind dabei wirklich selten", sagte der Virusforscher Christian Drosten von der Charité in Berlin.
Dass einfache Atemmasken einen guten Schutz vor dem Virus bieten, wird von Experten angezweifelt. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahelegen wollen, sagte Drosten. "Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken." Mit solchen Masken könne man im Alltag nicht lange herumlaufen.
"Wogegen die normalen Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase – also die Schmierinfektion." Wissenschaftlichen Daten dazu lägen aber nicht vor. Von der WHO hieß es dazu, die Masken würden nicht als Vorbeugung für Gesunde empfohlen, sondern für Patienten und Leute, die sich möglicherweise angesteckt haben, damit sie das Virus nicht verbreiten.
(lin/watson.ch)