Eine Oberärztin, wird im Universitätsklinikum in Halle/Saale (UKH) gegen das Coronavirus geimpft,Bild: dpa / Hendrik Schmidt
watson antwortet
08.02.2021, 08:4008.02.2021, 22:12
Alle Erwachsenen sollen in den kommenden Monaten in Deutschland bei der Corona-Impfung an die Reihe kommen –
bloß wann?
Vom Astrazeneca-Impfstoff sind am Wochenende die ersten Lieferungen eingetroffen. Wegen seiner Zulassung nur für Jüngere wurde nun die Corona-Impfverordnung teilweise geändert. Zentrale Fragen lassen sich nun klarer beantworten:
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Bis wann sollen die Über-80-Jährigen geimpft sein?
Um den Wechsel zum zweiten Quartal herum, also in etwa Ende März. So hat es
Spahn versprochen. Das gilt auch für andere in der ersten Gruppe mit
höchster Priorität: Pflegeheimbewohner, Pflegekräfte in Heimen,
Personal in Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdiensten. Den
800.000 Heimbewohnern soll bis Mitte Februar ein "Impfangebot"
gemacht werden – 630 000 wurden bisher geimpft. Als nächste innerhalb
dieser Gruppe rücken jetzt ambulante Pflegedienste in den Fokus.
Was ändert sich durch den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs?
Es ist nach den Stoffen von Biontech /Pfizer und
Moderna das dritte zugelassene Präparat. Mangels Daten
zur Wirkung bei Älteren bekommen es vorerst nur Menschen zwischen 18
und 64 Jahren. Mit der geänderten Impfverordnung soll deshalb den
Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen sowie Intensiv- und
Coronastationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig der
Astrazeneca-Stoff geimpft werden.
Was bedeutet die vorrangige Astrazeneca-Impfung bei Jüngeren?
"Damit können wir die Älteren und die Pflegekräfte schneller
impfen und schützen", meint Spahn. Bis 19. Februar sollen 1,75
Millionen Dosen an die Länder geliefert und verimpft werden. Die
nächste Lieferung am 2. März soll 1,47 Millionen Dosen umfassen.
Während die Impfstoffe von Moderna und Biontech eine Wirksamkeit von
94 und 95 Prozent haben, sind es bei Astrazeneca nach einer neuen
Studie nach der ersten Impfung nur 76 Prozent und bis zu 82 Prozent
nach der zweiten. Einige Pflegekräfte sollen Zwei-Klassen-Impfungen
fürchten.
Wann sollen die Menschen ab 70 Jahren geimpft werden?
Von April an, in Gruppe zwei mit hoher Priorität. Aktuell leben
etwa 7,3 Millionen Menschen zwischen 70 und 80 in Deutschland sowie
5,7 Millionen in der Altersgruppe 80 plus. Bislang geliefert wurden
4,2 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna. Bis Anfang März
kommen rund 3,2 Millionen Astrazeneca-Dosen dazu. Von Biontech sollen
bis Ende Februar mehr als 2,5 Millionen weitere Dosen geben, von
Moderna bis Mitte Februar 182.400 Dosen.
Wann sollen Menschen mit Vorerkrankungen geimpft werden?
Manche sollen in Gruppe zwei vorgezogen werden. In dieser Gruppe
sollen nun auch Menschen geschützt werden mit Krebs ohne gestopptes
Tumorwachstum, mit schwerer chronischer Lungenerkrankung, mit
chronischer Leber- oder Nierenerkrankung, mit Diabetes mit hohen
Blutzuckerwerten, mit Fettleibigkeit mit Body-Mass-Index über 30, mit
Demenz, geistiger Behinderung, bipolarer Störung, Schizophrenie,
schwerer Depression, Trisomie 21 sowie nach Organtransplantationen –
und auch Menschen, denen ein Arzt hohes Risiko für einen schweren
Covid-19-Verlauf bescheinigt.
Wer soll noch in Gruppe zwei geimpft werden?
Bis zu zwei enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen zu Hause
oder Schwangeren (Schwangere selbst normalerweise nicht) – sowie
Ärzte, Polizei- und Ordnungskräfte, insbesondere für Demonstrationen,
Beschäftigte von Gesundheitsdiensten und Kliniken, Bewohner von
Obdachlosen- und Asylbewerberunterkünften und Betreuer geistig
Behinderter. Für die gesamte Gruppe zwei gilt: Wer unter 65 ist, soll
vorrangig den Astrazeneca-Impfstoff erhalten.
Sollen Kinder geimpft werden?
Der Biontech-Impfstoff ist von 16 Jahren an zugelassen. Der
Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, erwartet im
Lauf des ersten Halbjahrs Ergebnisse zu Studien von Moderna und
anderen zu möglichen Impfungen bei Kindern und Jugendlichen.
Welche offenen Fragen treiben Politik und Wissenschaft um?
Cichutek zufolge vor allem eine mögliche Ansteckungsgefahr durch
Menschen, die selber schon geimpft sind. Die zentrale Frage laute: "Können wir Daten finden,
dass Geimpfte das Virus nicht weiter übertragen?" Und die Wirksamkeit
bei hochansteckenden Virus-Varianten. Dem Institutsleiter zufolge
gibt es Hinweise, "dass man mit der UK-Variante (also der britischen)
ganz gut fertig werden kann, mit der Südafrika- und Brasilien-Variante vielleicht schlechter".
Welche Kritik gibt es an der Impfverordnung?
Die niedergelassenen Ärzte wollen nicht so lange warten.
"Diejenigen, die andere jeden Tag behandeln, medizinisch versorgen
und schützen, müssen auch selbst geschützt sein", sagt der
Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen.
Die Stiftung Patientenschutz kritisiert, es werde zu wenig
untersucht, welche Krankheiten noch zu schweren Verläufen führen.
Somit seien jüngere Schwerstkranke den "individuellen Entscheidungen
eines Gesundheitsamtes vor Ort ausgeliefert".
Wer kommt nach Gruppe zwei?
Auch nach dem neuen Verordnungsentwurf Menschen über 60, Menschen
mit weiteren Krankheiten wie etwa Asthma oder Herzinsuffizienz – sowie zum Beispiel Lehrer, Erzieher, Polizisten, Beschäftigte in
Supermärkten. Erst danach sollen alle weiteren folgen. Kanzlerin
Angela Merkel (CDU hat versprochen: bis Ende des Sommers.
Wird die Impfverordnung immer strikt eingehalten?
Nein. In Sachsen-Anhalt wurden etwa mehr als 300 Polizisten im
Kreis Stendal schon geimpft – sowie der Oberbürgermeister und zehn
Stadträte von Halle, angeblich mit Dosen, die übrig geblieben waren.
Für Schlagzeilen sorgte auch die Impfung von Mitgliedern des
Geriatrie-Direktoriums des Klinikums Region Hannover Langenhagen
sowie der Fall einer 79-Jährigen mit schweren Vorerkrankungen bei
München, die keinen vorgezogenen Impftermin bekommt.
(se/dpa)
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