Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar rückt sich selbst von Tag zu Tag mehr in ein schlechtes Licht. Und hierbei geht es nicht bloß um den Weltverband Fifa oder das Land Katar, das wegen Menschenrechtsverletzungen unter heftiger Kritik steht. Auch die Fußballmannschaften einiger Länder sowie einzelne Spieler bekleckern sich momentan nicht gerade mit Ruhm.
So wollte der deutsche Mannschaftskapitän Manuel Neuer ursprünglich ein Zeichen der Solidarität mit der LGBTIQ+-Community setzen und eine "One Love"-Binde bei seinen Spielen tragen. Dasselbe hatten sechs weitere Mannschaftskapitäne vor. Doch: Pustekuchen. Aus Sorge vor sportlichen Sanktionen hat man sich dagegen entschieden.
Neben Deutschland hatten auch England, Wales, Belgien, Dänemark, die Niederlande und die Schweiz geplant, die vielfarbige Kapitänsbinde mit einem Herz zu tragen.
Dass man sich dagegen entschied, stößt vielen in Deutschland sauer auf. Auch dem SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
In Katar ist Homosexualität verboten. Erst kürzlich erschien ein Interview mit dem katarischen WM-Botschafter Khalid Salman, der Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet hatte. Auch deshalb wurden etwaige Solidaritätsbekundungen seitens der deutschen Nationalmannschaft von den Fans erwartet.
In sozialen Netzwerken echauffieren sich viele über den Rückzug Neuers von seiner Botschaft an die Welt. Es wird zudem ein Vergleich gezogen: Zwischen jenen, die aus Sorge vor spielerischen Sanktionen einen Rückzug machen und jenen, die trotz möglicher Gefängnis- und Folterstrafen ihre politische Botschaft senden.
Die Rede ist natürlich von den iranischen Spielern, die sich geschlossen gegen das iranische Regime aufgelehnt haben und sich bei ihrem Spiel gegen England weigerten, die Nationalhymne zu singen – aus Solidarität zu den Frauen- bzw. Menschenrechtsprotesten, die in diesem Land seit zwei Monaten grassieren.
Auch SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist mehr als nur enttäuscht.
Auf Twitter machte er seinem Ärger Luft. Er postete einen Artikel des Nachrichtenmagazins "Spiegel", der von Manuel Neuers Solidaritäts-Rückzug berichtet.
Dazu schrieb er: "Die WM 2022 wird immer weniger interessant für mich." Wenn nicht einmal ein minimales Zeichen der Solidarität an unterdrückte Gruppen in Katar gezeigt werden könne, schrieb er weiter, dann "ist das blamabel".
Im Vergleich zu den Spielern, setzten hingegen verschiedene andere Akteur:innen ein Zeichen für Solidarität mit marginalisierten Gruppen, wie der LGBTIQ+-Community.
Kurz vor dem Anpfiff des Spiels USA gegen Wales etwa zeigte sich die Sportjournalistin Claudia Neumann am Montagabend mit schwarzem T-Shirt mit Regenbogen-Design und auch einer Regenbogen-Armbinde.
Eine Moderatorin der BBC hatte bereits beim Spiel zwischen England und dem Iran mit der "One Love"-Armbinde ihre Haltung gezeigt und auf Twitter und anderen sozialen Medien starken Zuspruch erhalten.
Gesundheitsminister Lauterbach hatte sich in der Vergangenheit immer wieder solidarisch mit der LGBTIQ+-Community gezeigt. Mitte des Jahres hisste er etwa die Regenbogenflagge vor dem Gesundheitsministerium.
Er teilte ein Bild von sich mit der Flagge auf Twitter und schrieb: "Heute habe ich vor dem Bundesgesundheitsministerium erstmals die Regenbogenfahne gehisst. Damit drücken wir unsere Überzeugung aus, dass eine vielfältige Gesellschaft lebenswerter für alle ist."