LeBron James hat die Los Angeles Lakers zum 17. NBA-Titel geführt, das 106:93 gegen die Miami Heat war eine Machtdemonstration.Bild: AP / Mark J. Terrill
USA
Michael Jordan oder LeBron James – nicht nur in den USA ist das eine Glaubensfrage. James nervt die Kritik an seiner Lebensleistung, das merkt man unmittelbar nach dem NBA-Titelgewinn mit den Los Angeles Lakers. Viel wichtiger ist dem Basketball-Superstar aber was anderes.
12.10.2020, 10:0712.10.2020, 10:29
Nach der Feier mit Pokalen und Konfetti auf dem
Parkett und Champagner-Duschen in der Kabine gönnte sich LeBron James
eine Zigarre. Lange Züge, großes Grinsen – er war zufrieden. Zehn
Jahre nach dem bislang letzten Titel der Los Angeles Lakers führte er
das glamouröseste Team in der stärksten Basketball-Liga der Welt am
Sonntag (Ortszeit) zur 17. Meisterschaft, das 106:93 gegen die Miami
Heat war eine Machtdemonstration. Neben den Boston Celtics sind die
Lakers nun Rekordmeister. Persönlich holte James den vierten
NBA-Titel. Zum vierten Mal war er der wertvollste Spieler der
Finalserie. Mit drei verschiedenen Teams hatte das noch niemand
geschafft.
Womöglich fühlte sich James mit der Zigarre und der Meister-Mütze auf
dem Kopf also ein kleines bissschen so, wie es sein Trainer Frank
Vogel Minuten zuvor formuliert hatte: "Er ist der größte Spieler, den
das Basketball-Universum jemals gesehen hat."
LeBron James (l.) und Duncan Robinson von den Miami Heat sehen einen Ball durchs Netz fallen.Bild: AP / Mark J. Terrill
LeBron James oder Michael Jordan – für viele Fans und Profis in der
NBA ist die Debatte um den größten Basketballer der Geschichte eine
Glaubensfrage, die sich angeregt debattieren, aber nicht abschließend
beantworten lässt. Jordan hat sechs Meisterschaften geholt und die
Liga mit den Chicago Bulls in den 1990er-Jahren dominiert. James
dagegen prägt die NBA bereits über einen viel längeren Zeitraum – mit
seinen zehn Teilnahmen an einem NBA-Finale kann Jordan nicht
mithalten. Auch auf 260 Spiele in den Playoffs kommt Jordan nicht
ansatzweise. James ist damit seit Sonntag Rekordhalter und hat mehr
Minuten in der wichtigsten Saisonphase gespielt als viele Profis im
Verlauf ihrer Karrieren überhaupt jemals in der NBA-Hauptrunde.
LeBron James: "Unsere Organisation will Respekt, Laker-Nation will Respekt. Und ich will auch verdammten Respekt"
James spielt die Bedeutung dieses Vergleichs oft herunter. Die
latente Kritik, das Infragestellen seiner eigenen Größe aber fuchsen
ihn dann doch. Nachdem er den Pokal für den Finals-MVP in die Hand
genommen hatte, sagte er in seiner Rede: "Wir wollen einfach Respekt.
Rob (Pelinka, Lakers-Manager) will Respekt. Coach Vogel will Respekt.
Unsere Organisation will Respekt, Laker-Nation will Respekt. Und ich
will auch verdammten Respekt."
Zum 28. Mal gelang ihm gegen die Heat in den Playoffs ein
Triple-Double aus zweistelligen Werten in den wichtigsten
Statistik-Kategorien, 28 Punkte, 15 Rebounds und 10 Assists verbuchte
er. In den Playoffs hat nur Magic Johnson mehr, in einer Final-Serie
niemand. James holte zwei Titel mit den Miami Heat, einen mit den
Cleveland Cavaliers in seinem Heimatstaat Ohio – und nun einen mit
den Lakers, die zwar Tradition und Glamour hatten, aber seit 2010
nicht mal mehr ins Finale der Western Conference gekommen waren. "Das
Gefühl, etwas beweisen zu müssen, hat mich angetrieben die
vergangenen eineinhalb Jahre. Es gab immer etwas Zweifel", sagte er.
Anthony Davis und LeBron James machten die LA Lakers erst wieder zum NBA-Favoriten
In seinem ersten Jahr in Los Angeles verletzte sich der
Familienvater, nach acht Jahren als Dauergast in einer Final-Serie
verpasste James mit seinem Team auch deswegen die Playoffs komplett.
Doch der Kümmerer, wie ihn seine Kollegen beschreiben, wuchtete
gemeinsam mit seinem Kumpel Anthony Davis die ganze Gruppe erst in
den Status eines Favoriten, dann zum besten Team des Westens und
schließlich gegen die starken Heat um einen lange überragenden Jimmy
Butler zum Titel. "Frank Sinatra würde sagen: I did it my way",
erklärte James schon vor der ersten Begegnung mit Miami.
Dieser – sein –- Weg, der auch das Nutzen seiner Plattform für soziale
Gerechtigkeit beinhaltet, der Appelle gegen Rassismus einschließt und
das engagierte Bemühen, Menschen zum Wählen zu animieren, ist ihm
ohnehin das Wichtigste. "Basketball als Spiel wird mich überleben",
sagte er zuletzt. Es werde neue Spieler geben, neue Stars. Das könne
er nicht beeinflussen. "Wie ich mich bewege, wie ich laufe, was ich
predige, worüber ich rede und wie ich die nächste Generation
inspiriere, das ist das, was mir am meisten bedeutet."
(as/dpa)
Wenn die Karriere im aktiven Fußball zu Ende geht, kehren die einstigen Profis dem Sport oftmals nicht den Rücken. Viele bleiben ihm in einer Rolle als Trainer:in oder als TV-Expert:in erhalten. Manche machen aber auch etwas ganz anderes, studieren schon während der Laufbahn nebenher oder machen eine Ausbildung.