Tote Tiere, Zerstörung, zwei Verletzte: Aus einem geplatzten Großaquarium im Foyer eines Hotels im Berliner Zentrum ist am Freitagmorgen schlagartig eine Menge von einer Million Litern Wasser ausgelaufen und hat ein regelrechtes Trümmerfeld verursacht. Über die Ursache wird indes gerätselt. Tierschützer fordern ein Umdenken.
Die Eigentümerfirma des zerstörten Großaquariums Aquadom hat sich "bestürzt über das Unglück" gezeigt. Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders voller Wasser sei noch "völlig unklar", sagte der Sprecher der Firma Union Investment, Fabian Hellbusch, am Freitag. Man müsse auch von "Glück im Unglück" sprechen, wenn man bedenke, was alles hätte passieren können.
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, darunter Baustatiker, sollten überprüfen, ob tragende Elemente des Gebäudes beschädigt sein könnten. "Die Ermittlung der Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten wohl auf eine Materialermüdung", teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit. Das Gebäude in der Nähe des Alexanderplatzes wurde bei dem Unfall stark beschädigt.
Der Aquarien-Hersteller Florian Schuran hält ein Materialversagen als Ursache für das Platzen des Berliner Riesenaquariums für gut möglich. "Das Becken ist, glaub' ich, jetzt 18 Jahre alt, besteht aus mehreren Klebenähten und das sind dann immer die Schwachstellen, die in dem Falle versagen können", sagte der Geschäftsführer der Firma New Wave aus Wassenberg (Nordrhein-Westfalen).
Den 16 Meter hohen Aquadom hat Schurans Unternehmen nicht gebaut. Eine Sabotage des zylindrischen Beckens könne sich der Experte nicht vorstellen: "Solche Becken werden statisch berechnet. Wenn in solchen Fällen Leib und Leben in Gefahr ist, wird da auf äußerste Sicherheit acht gegeben."
Das plötzlich ausgelaufene Wasser hatte ein Gewicht von tausend Tonnen und floss bis auf die Straße vor dem Hotel. "Es ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), als sie sich am Vormittag ein Bild von der Lage machte.
Der Aquadom wurde erst 2019 mit großem Aufwand über Monate hinweg generalüberholt und modernisiert.
Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers wurden das Hotel evakuiert und 35 Menschen vom Rettungsdienst gesichtet. Zwei Menschen wurden laut Polizei durch Glassplitter verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Dem Sprecher zufolge war das von Trümmern übersäte Erdgeschoss zunächst nur von Einsatzkräften zu betreten. Mit Spürhunden wurde in den Trümmern nach Menschen gesucht. Es wurde jedoch niemand gefunden, wie die Feuerwehr anschließend bekannt gab.
Auch eine Drohne setzten die Helfer ein, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Mit einer an der Drohne angebrachten Wärmebildkamera hätten zudem Menschen unter den Trümmern gefunden werden können. Einem Sprecher vor Ort zufolge wurde jedoch niemand vermisst.
Auf der Straße vor dem Hotel lagen Trümmerteile, zudem waren geborstene Scheiben und Türen zu sehen. Der Bereich war weiträumig abgesperrt, die aus dem Hotel in Sicherheit gebrachten Gäste wurden laut Polizei wegen der eisigen Temperaturen in Wärmebussen versorgt und anschließend in anderen Hotels untergebracht. Auch ein Polizeihubschrauber war zwischenzeitlich im Einsatz, um Bilder von der Einsatzstelle zu machen.
Bei dem betroffenen Aquarium handelt es sich um das sogenannte Aquadom. Es ist nach Angaben der Betreiber mit einer Wassersäule von 14 Metern das weltweit größte freistehende zylindrisch geformte Aquarium. In ihm lebten demnach etwa 1500 tropische Fische in einem echten Korallenriff. Diese konnten zum Großteil nicht gerettet werden, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Das Aquarium steht im Foyer eines Gebäudekomplexes, der ein Hotel beherbergt.
Die Tierschutzorganisation Peta forderte bereits, dass der Aquadom nicht wieder aufgebaut werden dürfe. "Die Zeiten, in denen Fische aus ihrer natürlichen Umgebung entrissen werden, um sie zur Belustigung von Hotelgästen in einen Tank einzusperren, müssen ein für alle Mal enden", erklärte Peter Höffken von Peta.
(ast/fas/afp)