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Krieg in der Ukraine: Aufstand der Oligarchen-Töchter gegen Putin

Maria Jumaschewa und andere Oligarchen-Töchter positionieren sich im Netz gegen Wladimir Putin.
Maria Jumaschewa und andere Oligarchen-Töchter positionieren sich im Netz gegen Wladimir Putin.
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"Alternative Informationskanäle sind enorm wichtig": Medienexperte über den Aufstand der Oligarchen-Töchter

11.03.2022, 06:44
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Seit zwei Wochen ist die Welt in Aufruhr: Am 24. Februar hat der russische Präsident Wladimir Putin militärische Angriffe auf die Ukraine angeordnet. Seitdem sind bereits 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht, immer mehr Städte werden zerstört und Nachrichten über tote Zivilisten häufen sich. Angesichts dieses Schreckens-Szenarios ist es vielen Russen jedoch wichtig, ein Zeichen zu setzen und deutlich zu machen: Putin will diesen Krieg, nicht die russische Bevölkerung!

Russische Stars wie der Comedian und TV-Moderator Maxim Galkin oder der russische Talk-Master Iwan Urgant, der eine Show im ersten russischen Staatsfernsehen hat, verurteilen im Netz den Krieg. Der Rapper Oxxxymiron sagte sogar seine Konzerte ab und fordert seine Fans auf, eine Anti-Kriegs-Bewegung zu bilden – um nur einige Beispiele zu nennen.

Auf Instagram formiert sich in diesem Zusammenhang nun auch eine ganz besondere Protestbewegung: Die Töchter von russischen Oligarchen wie Sofia Abramowitsch, Elizaveta Peskowa und Maria Jumaschewa solidarisieren sich auf der Bild- und Videoplattform mit der Ukraine und verurteilen Putins Krieg. Medienexperte Ferris Bühler hat diese Entwicklung für watson eingeordnet und erklärt, welche große Befürchtung er hat. Außerdem stellt er klare Anforderungen an deutsche Influencer.

Oligarchen-Töchter gehen gegen Putin auf die Barrikarden

Sofia Abramowitsch ist die Tochter von Roman Abramowitsch, einem der bekanntesten Oligarchen Russlands. Die 27-Jährige postet auf ihrem Instagram-Account, dem über 66.000 User folgen, normalerweise Schnappschüsse, die sie im Urlaub zeigen, beim Feiern oder niedliche Tierfotos mit Hunden und Pferden. Doch nun nutzte die Blondine ihre Reichweite für eine Anti-Kriegs-Botschaft. In ihrer Instagram-Story repostete sie folgenden Text:

"Putin möchte den Krieg mit der Ukraine. Die größte und erfolgreichste Lüge des Kremls ist, dass alle Russen hinter Putin stehen."

Sofia ist mit ihrem Protest nicht alleine: Die 19-jährige Maria Jumaschewa veröffentlichte auf ihrem Account ein Bild der ukrainischen Flagge. Das ist besonders bemerkenswert, wenn man sich vor Augen führt, dass die Brünette mit knapp 16.000 Followern eine besondere Verbindung zu Wladimir Putin hat: Ihr Vater Walentin Jumaschew ist Berater des russischen Präsidenten und ihr Großvater ist Ex-Präsident Boris Jelzin.

Sofia Abramowitsch setzt auf Instagram ein klares Zeichen gegen den Krieg.
Sofia Abramowitsch setzt auf Instagram ein klares Zeichen gegen den Krieg.screenshot instagram.com/sofiaabramovich

Ferris Bühler: "Wer schweigt, stimmt damit stillschweigend dem brutalen Kriegsgeschehen zu"

Über die klare Positionierung von russischen Stars und Influencern sagt Ferris Bühler gegenüber watson: "Influencer sind wie andere Prominente öffentliche Meinungsführer, vor allem im digitalen Bereich. Momentan können wir beobachten, dass viele russische Prominente wie Sportler oder Showstars öffentlich den Angriff auf die Ukraine verurteilen und sich gegen Putin positionieren." Und weiter erklärt er:

"Dies ist ein ungewöhnlicher und gleichzeitig mutiger Schritt in Russland, da sie damit ihre Karrieren riskieren. Damit erwartet die Öffentlichkeit folglich auch von den Influencern eine klare Positionierung."
Ferris Bühler
Ferris Bühler ist PR- und Medienexperte und Host des Marketing-Podcasts "StoryRadar".Bild: Thomas Buchwalder

Seiner Meinung nach müssen "digitale Meinungsführer", welche das Thema auf ihren Kanälen noch immer totschweigen und keine Stellung dazu beziehen, zwangsläufig mit Fragen ihrer Follower rechnen und könnten leicht in Erklärungsnot kommen. Eine Gefahr sieht Bühler auch in möglichen Shitstorms, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Denn selbst "digitale Meinungsmacher", welche sich bislang nie zu politischen Themen auf ihren Profilen geäußert haben, kämen aktuell nicht drum herum, den Krieg öffentlich zu verurteilen:

"Wer schweigt, stimmt damit stillschweigend dem brutalen Kriegsgeschehen zu, was wohl kaum ein Follower gut finden dürfte – unabhängig von Nationalität oder politischer Einstellung. Wenn nun also russische Influencer im Netz angefeindet werden, können sie sich schützen, indem sie den Krieg verurteilen, zu Frieden oder Spenden aufrufen."

Er ist außerdem der festen Meinung, dass eine überlegte, proaktive Stellungnahme besser ist als eine Reaktion, die erst unter Druck entsteht. Ein Schweigen zu den Geschehnissen in der Ukraine könnte aber auch wirtschaftliche Folgen für russische Influencer haben, wie Ferris Bühler gegenüber watson deutlich macht:

"In erster Linie ist damit zu rechnen, dass sich viele internationale Kooperationspartner von russischen Influencern trennen oder die Zusammenarbeit zumindest bis auf Weiteres einstellen. Dies hat einerseits damit zu tun, dass sich die Marken derzeit aus Russland zurückgezogen haben, andererseits den russischen Markt in der aktuellen Lage nicht aktiv bearbeiten wollen."

Weiter müssten russische Influencer damit rechnen, dass ihnen Internet-Nutzer außerhalb des Landes entfolgen, um damit ihren Protest gegen Russland kundzutun, so der Host des Marketing-Podcasts "StoryRadar"

Darum ist die Protest-Bewegung der Oligarchen-Töchtern so wichtig

Den Putin-Aufstand der Oligarchen-Töchter hält Bühler in der aktuellen Situation für sehr bedeutend, da wegen der Zensur durch das neue Mediengesetz momentan viele internationale Medien ihre Berichterstattung in Russland ausgesetzt haben:

"Aus diesem Grund sind alternative Informationskanäle enorm wichtig geworden. Dazu gehören auch die Social-Media-Kanäle von Oligarchen-Kids, welche oft eine große Reichweite und auch Relevanz haben. Wenn diese Persönlichkeiten nun offen über den Krieg sprechen, so wird dies sicherlich auf Gehör in der breiten Bevölkerung stoßen. Die Frage ist eher, wie lange es dauert, bis sie von ihren Eltern oder den Behörden zurückgepfiffen werden."
Der Instagram-Account von Elizaveta Peskowa ist seit Kurzem nicht mehr öffentlich.
Der Instagram-Account von Elizaveta Peskowa ist seit Kurzem nicht mehr öffentlich.screenshot instagram.com/lisa_peskova

Diese Befürchtung scheint sich in der Realität bereits bewahrheitet zu haben. Elizaveta Peskowa, Tochter von Kreml-Sprecher Dimitri Peskow, schrieb laut "Daily Mail" in ihrer Instagram-Story: "Nein zum Krieg", doch ihr Post soll bereits nach einer Stunde gelöscht worden sein. Momentan ist ihr Account, dem stolze 238.000 User folgen, nicht mehr öffentlich, sondern auf privat gestellt.

Medienexperte stellt klare Anforderungen an deutsche Influencer

Medienexperte Ferris Bühler sieht aber nicht nur russische Influencer in der Pflicht, sondern auch deutsche Social-Media-Stars, denn:

"Ein Krieg, wie wir ihn aktuell erleben, hat einen enorm hohen Nachrichtenwert und daher auch einen Einfluss auf sämtliche Personen, welche in der Öffentlichkeit stehen. Wer rational und mit klarem Verstand denkt, ist gegen jede Art von Krieg und Gewalt."

Influencer müssten sich in seinen Augen daher auf ihrem Profil öffentlich gegen den Krieg zu äußern und zu einem friedlichen Miteinander aufzurufen. "Wenn ich dies als Influencer ignoriere und weiterhin nur fröhlich singend irgendwelche Schminktipps und die neuesten Frühlings-Looks aus dem rosaroten Schlafzimmer poste, während zwei Millionen Menschen auf der Flucht sind, so muss ich zwingend mit Empörung oder gar einem Shitstorm meiner Fans rechnen."

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