Ein Platz bei Plasberg blieb zunächst leer.bild: screenshot ard
Unterhaltung
Dirk Krampitz
Es gab drei Kanzlerkandidaten-Trielle, Interview-Formate mit Kindern und erwachsenen Wählern sowie diverse andere Sendungen, in denen sich die drei Kanzler-Kandidaten, ihre Parteien und auch die der Opposition, der Öffentlichkeit präsentieren konnten. Eine knappe Woche vor der Bundestagswahl mag man denken: Es ist alles gesagt. Ist es auch. Aber noch nicht von jedem. Bei "Hart aber fair" treffen die Fraktionsspitzen der sechs Parteien aufeinander, die aktuell im Deutschen Bundestag sitzen. Zu Gast bei Frank Plasberg sind:
- Ralph Brinkhaus, CDU, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- Rolf Mützenich, SPD, Fraktionsvorsitzender
- Alice Weidel, AfD, Fraktionsvorsitzende; stellv. Bundessprecherin
- Christian Lindner, FDP, Fraktionsvorsitzender
- Amira Mohamed Ali, Die Linke, Fraktionsvorsitzende
- Katrin Göring-Eckardt, B‘90/Grüne, Fraktionsvorsitzende
Christian Lindner kommt drei Minuten zu spät.bild: screenshot ard
Zu Beginn der Sendung um 21.30 Uhr bleibt ein Stuhl leer. Frank Plasberg verrät, dass FDP-Chef Christian Lindner sich verspätet und gibt einen Einblick in die Kommunikation zwischen Redaktion und Lindner über die Ankuftszeit. "Christian Lindners Navi sagte gerade 21.29 Uhr – aber er braucht vielleicht ein neues Navi." Die Sendung fängt schonmal an und nach drei Minuten steht Lindner unsichtbar irgendwo in den Kulissen. Aber Plasberg hat ihn gesehen. "Kommen sie rein, da hinten ist ihr Platz. Wer zu spät kommt, den bestraft der Wähler“, neckt ihn der Moderator.
Weil die Frage an die Franktionsvorsitzenden lautet, was sie in der Regierung sofort in Angriff nehmen würden, schlägt Plasberg Zuspätkommer Lindner vor. "Sie kaufen sie eine neue Uhr.“ Aber Lindner kontert schlagfertig. "Ich kümmere mich lieber um die Verkehrsinfrastruktur." Aber dann erklärt er, dass er wegen einer Autobahnvollsperrung zu spät gekommen ist, vielleicht wegen eines Unfalls, mutmaßt er. "Hoffen wir, dass nichts passiert ist."
Aber schnell schaltet er um und rattert seine Punkte herunter. Einen "Jumpstart" wie er ihn selbst gerade hingelegt hat, wünscht er sich auch aus der Pandemie heraus für die Wirtschaft. Sie erhole sich in Deutschland schlechter erhole als in anderen Ländern. Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung, die die Firmen schnell über zwei Jahre abschreiben können, sind sein Vorschlag. "Das ist ein Motor für zusätzliche Dynamik". Und eine funktionierende Wirtschaft sei die Basis für alles, auch für Klimainvestitionen, wiederholt Lindner das liberale Mantra.
Steuererhöhungen sind für ihn eine rote Linie bei eventuellen Koalitionsverhandlungen. Dass er sie wirklich platzen lässt, wenn ihm Dinge nicht passen, hat er 2017 gezeigt, wie er nochmal gewohnt selbstbewusst in Erinnerung ruft.
"Ich könnte hier sitzen als Vizekanzler und Finanzminister sitzen – wenn die Union den Grünen nicht alle Wünsche von den Lippen abgelesen hätte."
Christian Lindner
Allgemeines Lachen in der Runde. Und Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt ruft: "Sie haben gekniffen." Am Ende wurde es dann bekanntermaßen die GroKo unter der Führung der CDU.
Ralph Brinkhaus will nach der Wahl einiges anders machen.bild: screenshot ard
Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erweckt aber fast den Eindruck, als urteile er aus der Oppostion heraus über eine andere Regierung. Er will in den 100 Tagen nach der Wahl den Einfluss des Staates zurückfahren, der während Corona "sehr ins Privat- und Wirtschaftsleben reingegangen, das muss jetzt mal aufhören". Außerdem wolle er Geschwindigkeit reinbringen in den Ausbau erneuerbarer Energien und den Schienenausbau und einen Nationalen Sicherheitsrat installieren.
Plasberg erinnert ihn daran, dass seine CDU seit 5782 Tagen in Deutschland regiert und Brinkhaus verweist auf die Verdienste: Man habe die Arbeitslosigkeit halbiert und das Land stabil in Krisen gehalten. "Aber der Abschied von Angela Merkel ist eine Zäsur. Vieles muss sich ändern, damit es gut bleibt." Keinen Zweifel lässt er daran, was er für schlecht hält: Eine Koalition unter Beteiligung der Links-Partei malt er in den düstersten Farben, so dass Plasberg sie spöttisch "Achterbahnendschreck" bezeichnet. Da grinst sogar Brinkhaus und sagt: "Aber die Achterbahn geht gut aus."
Linken-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Alibild: screenshot ard
Die Linken haben aber in der Tat Programmpunkte, die fast jedem eventuellen Koalitionspartner viel abverlangen: Sie wollen die Nato in ihrer jetzigen Form abschaffen und einen Spitzensteuersatz von 75 Prozent ab 1 Million. Vermögen sei ungerecht verteilt in Deutschland, sagt Linken-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali und den Einsatz in Afghanistan nennt sie "Nato-Krieg". Als akute Maßnahmen will sie vor allem Verbesserungen für Kinder durchsetzen und höhere Löhne fürs Pflegepersonal.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich lehnt sich zurück.bild: screenshot ard
SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich ficht das alles wenig an. Er ist nicht als leidenschaftlicher Talkshow-Hopper bekannt und nach aktuellen Umfragen kann er sich zurücklehnen und die anderen (Fehler) machen lassen. So hat es Olaf Scholz ja auch nach vorn in der Kandidaten-Konkurrenz gebracht hat. Mützenich bleibt bis auf seine Sofort-Pläne blass: Schnell will er den Bau von 400.000 Wohnungen anschieben, erneuerbare Energien forcieren und 12 Euro Mindestlohn durchsetzen.
AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel spricht.bild: screenshot ard
Keine Möglichkeit Krawall zu machen, lässt sich hingegen AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel entgehen. Sie holt gleich den Holzhammer raus und fordert: "Rechtsstaatlichkeit wieder herstellen", die es seit Corona nicht mehr gebe. Später legt sie noch nach und sagt, dass man statt höherer Steuern lieber niedrigere Ausgaben haben solle. Sie beklagt, dass Ausgaben für Migration, Europa und Euro-Rettung „ajuristisch, rechtswidrig“ seien. Innerlich schütteln die anderen Rundenteilnehmer den Kopf. Und Plasberg bittet sie, nicht darauf einzugehen. "Ein Beitrag von Frau Weidel und sie werden die Nerven haben, das stehen zu lassen!"
Ein zentrales Anliegen ist ihr aber die Impfdiskussion. Die Impfung sei sei eine private Entscheidung sie wünscht sich "endlich eine sachliche Diskussion über Risiken und mögliche Nebenwirkungen".
"Man muss die Leute einfach in Ruhe lassen, die sich gegen eine Impfung entscheiden, man darf sie nicht stigmatisieren.“
Alice Weidel
Denn das Grundgesetz unterscheide nicht zwischen Geimpften und Ungeimpften, sagt die selbst nicht geimpfte Politikerin.
Fraktionsvorsitzende von B‘90/Grüne Katrin Göring-Eckardt bild: Screenshot ard
Die Partei von Grünen-Fraktionsvorsitzender Katrin Göring-Eckardt fordert eine Impfpflicht für drei Gruppen: für Gesundheits-, Pflege- und Bildungsberufe. Der ungeimpften Weidel sagt sie: "Sie bringen andere Menschen in Gefahr." Gerade für Kinder, für die es noch kein zugelassenes Vakzin gibt, seien die Impfungen der anderen der einzige Schutz. Ihre Vision für gleich nach der Wahl: Sofort die Weichen stellen zur Bekämpfung der Klimakrise.
"Wir sind in einer Zeit, in der wir nicht im selben Modus weitermachen können."
Katrin Göring-Eckardt
Zuletzt hatte Elton bei "Wer weiß denn sowas?" nicht wirklich viel Glück, in der Ausgabe vom 20. November will er endlich wieder über Bernhard Hoëcker triumphieren. Die ehemalige Profi-Schwimmerin Franziska van Almsick soll ihm dabei helfen, während Bernhard Hoëcker mit Kristin Otto spielt.