Xavier Naidoo darf wahrscheinlich in Rostock auftreten.Bild: imago images/POP-EYE / POP-EYE
Musik
Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen hat Widerspruch gegen die Entscheidung der Bürgerschaft
eingelegt, kein Konzert des umstrittenen Sängers Xavier Naidoo im
August in der Rostocker Stadthalle zuzulassen. Die Stadtvertreter
waren in ihrer letzten Sitzung am 20. Mai der Ansicht gewesen, dass Naidoo
den Reichsbürgern und der QAnon-Bewegung nahestehe und rassistische
Ressentiments schüre. Wie die Stadt am Mittwoch mitteilte, schloss
sich Madsen nun den von der Stadtverwaltung geäußerten rechtlichen
Bedenken gegen die Bürgerschaft-Entscheidung an. Naidoo oder sein
Management waren für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu
erreichen.
Öffentliche Einrichtungen wie die Stadthalle seien zur Wahrung des
Gleichheitsgrundsatzes verpflichtet, teilte die Stadt mit. Kein
Veranstalter oder Künstler dürfe ausgeschlossen werden, weil der
Vermieter von Einrichtungen deren religiösen oder politischen
Ansichten nicht teile. Die Verwaltung hatte zudem argumentiert, dass
nach einer Absage ein Imageverlust für die Stadt drohe. Es bestünden
Bedenken über die Auswirkungen auf zukünftige, ähnlich gelagerte
Fälle.
Stadt Mannheim spricht sich öffentlich gegen Naidoo-Konzert aus
Anders wäre es der Fall, wenn die Stadthalle eine private Einrichtung wäre. So gibt es einen Fall in Mannheim, wo ebenfalls ein Konzert von Xavier Naidoo geplant ist. Da das Konzert in der SAP Arena stattfinden soll, das der SAP gehört, kann das Unternehmen selbst entscheiden, wer dort auftreten darf. Hier hat sogar die Stadt Mannheim selbst empfohlen, Naidoos Konzert dort nicht stattfinden zu lassen.
2017 füllte Xavier Naidoo noch die komplette SAP Arena. Bild: www.imago-images.de / bKadir Caliskan
Besonders bitter für Naidoo, da Mannheim seine Heimatstadt ist und er ein Gründungsmitglied der "Söhne Mannheims" ist. Doch die Stadt geht hier konsequent vor und erklärt in einer Pressemitteilung: "Das bevorstehende Konzert in der SAP-Arena am 9. Oktober ist nicht im Sinne der Stadt. Die SAP Arena soll prüfen, ob sie einem Künstler, der immer weiter ins Abseits driftet und nun mit Antisemiten und Rechtsextremisten Musik macht, eine Bühne bieten will, die er erwartbar nicht nur musikalisch nutzen wird."
Die SAP selbst hat noch keine Entscheidung zum Naidoo-Konzert getroffen. Es sollen bereits 5000 Tickets verkauft worden sein.
Rostock muss sich erneut mit Naidoo-Konzert befassen
Nach Mitteilung der Stadt hat der Widerspruch von Madsen
aufschiebende Wirkung. Die Bürgerschaft werde sich bei ihrer nächsten
Sitzung erneut mit dem Thema befassen. Sollte die Gemeindevertretung
bei ihrer Meinung bleiben, könne der Fall dem Innenministerium als
Kommunalaufsicht vorgelegt werden.
Der Rostocker Landtagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Julian
Barlen kritisierte die Haltung der Stadtverwaltung. "Es ist eben
nicht so – und schon gar nicht für öffentliche Einrichtungen –, dass
egal welche Meinung vertreten wird, dies durch die öffentliche Hand
gleichbehandelt werden sollte", erklärte Barlen in einer am Abend
verbreiteten Mitteilung. Darin verwies er auf Äußerungen Naidoos etwa
zum Holocaust und zur Corona-Pandemie. "Als Schwurbelkönig der
Reichsbürgerszene macht Naidoo keinen Hehl daraus, dass er unsere
freiheitliche Demokratie verachtet und verleugnet. Warum sollte die
Hansestadt Rostock diesem antidemokratischen Treiben Raum geben?"
Xavier Naidoo sorgt immer wieder mit Verschwörungsmythen für Aufsehen
Naidoo tauchte in der Vergangenheit immer wieder im Zusammenhang mit
sogenannten Verschwörungsmythen auf - er machte auch umstrittene
Äußerungen zu der Corona-Pandemie. Nachdem er im März 2020 die Jury
der RTL-Sendung "Deutschland sucht den Superstar" verlassen musste,
hatte er Vorwürfe des Rassismus vehement zurückgewiesen.
(dpa/jab)
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