Armin Laschet oder doch Markus Söder – Wer wird Kanzlerkandidat der CDU? Während Moderator Markus Lanz dieses Mal versucht, dem CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak eine Antwort zu entlocken, sind Karl Lauterbach (SPD) und die Ethikerin Professorin Christiane Woopen der Meinung, sollte lieber über die Bekämpfung der Pandemie gesprochen werden. Bei einer Sache sind sich die beiden einig – in mancher Hinsicht sei das Handeln der Regierung "ein Skandal".
Zu Beginn der Sendung dreht sich alles bei "Lanz" erneut um die K-Frage. Ob der Zweikampf zwischen Laschet und Söder der CDU schade, möchte der Moderator von Ziemiak wissen. Doch dieses sieht kein Problem, sondern nur einen "normalen Prozess". Zwischen Ostern und Pfingsten, gibt er zu verstehen, werde seine Partei sich für einen Kandidaten entscheiden. Der CDU- und der CSU-Politiker würden nur etwas "frotzeln" in der Öffentlichkeit, aber das sei Spaß und gehöre dazu.
"Wir hören, dass am Wochenende entscheidende Dinge passieren werden. Sie auch?", fragt Lanz nach, der sich auf Quellen aus der CDU bezieht. "Der geschäftsführende Vorstand der Partei trifft sich am Sonntag", gibt der 35-Jährige zu. Doch es würde nur um "Inhalte gehen, die in der Tagesordnung festgelegt sind". Erneut kommt der Moderator mit seinen Nachfragen nicht weiter und lässt es nun sein.
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist an diesem Donnerstagabend zu Gast und plädiert erneut für strengere Maßnahmen. Obwohl nach den Feiertagen keine genauen Zahlen vorliegen, spricht er sich für einen erneuten Lockdown mit Ausgangssperren aus.
Ob für solche Maßnahmen überhaupt die wissenschaftliche Basis durch Zahlen gegeben sei, möchte Lanz von der Vorsitzenden des Europäischen Ethikrats wissen. Doch diese sagt, dass es sowieso ein Problem der Politik sei, dass sie ihre Entscheidungen von tagesaktuellen Zahlen abhängig mache. Man würde doch ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie wissen, wie sich die Zahlen verhalten, gerade nach Feiertagen. Die 58-Jährige stört, dass nicht "vorausschauend gehandelt wird". Auch Lauterbach warnt jetzt vor "Fake-Zahlen". Es würde über die Feiertage nicht genügend getestet, weshalb das jetzige Bild nicht verlässlich sei.
"Woran liegt das?", fragt Lanz. "An der kollektiven Zuschiebung der Verantwortung", sagt der SPD-Politiker. Er ist der Meinung, dass es bereits vor einem Jahr Lösungen für das Problem gehabt hätte. Man hätte – wie in England – eine Stichprobe von 100.000 Menschen nehmen sollen, die immer wieder getestet werden, um damit Auswirkungen auf das Gesamtverhalten der Pandemie analysieren zu können. Aber diese Vorsichtsmaßnahme habe man versäumt. Auch dass die Gesundheitsämter beispielsweise die Software, die sie digitaler machen würde, teilweise ablehnen, versteht der Mediziner nicht. Man könnte das nur per Gesetz bestimmen.
Als der Chefredakteur der "Augsburger Allgemeinen", Gregor Peter Schmitz, beginnt, den Föderalismus zu kritisieren, antwortet Lauterbach fast schon schnippisch: "Wir haben jetzt keine Zeit, demokratietheoretische Seminare abzuhalten!" Auch Woopen hält die Zustand für einen Skandal und sagt: "Ich verstehe es einfach nicht!" – Ein Satz, den sie an diesen Abend einige Male wiederholt. In der ersten Welle habe man viele Ideen gehabt und es wurde viel gemacht, doch dann hätte man einfach "aufgehört mittel- und langfristig nachzudenken".
Danach wird ein Einspieler gezeigt, indem eine Rede vom CDU-Vorsitzenden Laschet zu hören ist. Dort sagt der Politiker noch am 24.03. dieses Jahres, man habe die Hoffnung gehabt, das Virus würde sich ähnlich verhalten wie im vergangenen Jahr, sodass ab Frühling wieder mehr geöffnet werden könne.
Die Frage richtet sich an den CDU-Generalsekretär, der versucht, Laschet in Schutz zu nehmen. Er erklärt, dass sich das Virus ja durchaus zum Wetter verhalten habe, weshalb Laschet wohl auch in diesem Jahr diese Hoffnung hegte. Doch das sieht Lauterbach entschieden anders: "Das Problem ist, dass er 'alle' sagt. Aber ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler, der Hoffnung hatte." Wir würden wieder den gleichen Fehler machen, kritisiert der SPD-Politiker. Erneut würden wir denken: "Vielleicht kommt es ja doch nicht so schlimm." Doch er sagt: "Wenn die Behandlung zu spät kommt, kommt es noch schlimmer." Er spricht auf die vielen Menschen an, die noch erkranken oder sterben werden, wenn jetzt nicht schnell gehandelt würde.
Damit ist er nicht allein. Woopen stimmt Lauterbach zu und geht noch einen Schritt weiter:
Einerseits habe der Staat die Freiheit nicht gewähren können, was jedoch zu seinen Aufgaben gehört und hat stattdessen massiv in die Grundrechte der Bürger eingegriffen. Zum anderen sollte die Regierung das Gemeinwesen gemeinwohlorientiert organisieren und habe das nur am Anfang geschafft. Danach seien keine Hilfen mehr gekommen. "Die Hilfe kommt bei den Menschen nicht an. Das ist eine Katastrophe!" Zuletzt habe die Politik ihre Aufgaben verfehlt, Verlässlichkeit und Klarheit zwischen Bürgern und der Regierung herzustellen: "Die Beziehung von Politik und Bevölkerung hat sich sehr entfernt." Die Politik würde der Bevölkerung nicht mehr zuhören, sagt sie: "Stattdessen wird über Kanzlerkandidaten geredet. Da stimmt etwas nicht im System!"
Auch Lauterbach hält diese ganzen Diskussionen für "ermüdend". "Wir reden schon eine Weile darüber, Entscheidungen zu treffen, statt zu entscheiden. Wir brauchen einen Lockdown, Ausgangssperren, Testpflicht in Schulen und eine Pause für Lockerungen. Das sind die Beschlüsse, die wir jetzt brauchen!" Der SPD-Politiker hat noch mehr Ideen, doch da sei die ständige Impfkommission nicht "mutig genug". Wenn man pragmatisch und mutig wäre, hätten wir schneller Einfluss auf die Pandemie.
Er spricht sich am Ende der Sendung dafür aus, zunächst einmal nur eine Erstimpfung an die Impfwilligen rauszugeben und somit den Zeitraum zwischen den beiden Spritzen zu strecken. Damit würden schon mit der ersten Impfung Todesfälle und schwere Verläufe vermieden werden. Außerdem könnte jedem Impfwilligen bis zum 01.07. dieses Jahres damit ein Impfangebot gemacht werden. Diese Herangehensweise hätte drei Vorteile: Man würde Menschen vor dem Tod retten, die Pandemie wäre entschleunigt und man hätte weniger Mutationen.