"Lassen Sie ihren Worten endlich Daten folgen!", forderte Oliver Welke in der ZDF-"Heute-Show" Kanzlerin Merkel zum Handeln auf. Damit sich der Bildungsstandort Deutschland nicht weiterhin bis auf die Knochen blamiere. Der sei außerdem gefährdet durch "Party-People und Feierbiester".
"Blöde Sache, das", meinte Moderator Oliver Welke in der zur Rückkehr des Coronavirus, obwohl "keiner mehr Bock" habe auf "Corona, die alte Seuche". Angesichts der landauf, landab, landein und landaus steigenden Zahlen der Neuinfektionen konstatierte Welke "verwirrende und widersprüchliche Signale".
Einerseits 16 Tage Wirtshauswiesn im Hotspot München, parallel dazu Fußball wieder vor Zuschauern (ausgerechnet in München aber nicht), Weihnachtsmärkte sollten auf jeden Fall stattfinden, und trotzdem solle man wahnsinnig vorsichtig sein – "das bekommt mein Gehirn nicht zusammen", so Welke.
Ja, die "Sehnsucht nach Normalität sei normal", aber es sei schon verwirrend, dass aufgrund einer einzigen Hochzeitsfeier in Hamm plötzlich alle Hammer Schüler wieder Masken tragen müssten. Welke: "Ja, ihr Party-People und Feierbiester, euren Spaß baden nicht zuletzt die Schüler aus." Dabei gehe es denen schon schlecht genug.
Denn die holprige Rückkehr in einen Schulbetrieb, der nicht normal genannt werden kann, zeige es: "Der Bildungsstandort Deutschland blamiert sich weiter bis auf die Knochen." In NRW und Bayern befänden sich aktuell wieder 15.000 Schüler in Quarantäne. Aber ein Konzept für die Digitalisierung der Schulen gäbe es immer noch nicht. Welke wandte sich direkt an die Bundeskanzlerin:
Weil Merkel in einem Interview davon sprach, man müsse die Digitalisierung "mit Hochdruck" vorantreiben, rief ihr Welke höhnisch zu: "Hochdruck? Dann kauf dir doch nen Kärcher!" Und setzte den bitter-wahren Kalauer: "Lassen Sie den hehren Worten endlich Daten folgen."
Merkels Gipfel mit den Kultusministern ("Ritter der Schwafelrunde") am vergangenen Montag habe erneut "original nichts Neues" gebracht – und schon gar nicht das WLAN, das an vielen Schulen fehlt. "Klar", meinte Welke, "einige Schulen haben mehr Glück als andere. Sie liegen neben einem McDonald's – da gibt's Gratis-WLAN." Überhaupt: "Warum war der Gipfel erst jetzt? Kam das neue Schuljahr etwa überraschend?"
Das Corona-Management in Deutschland sei ja gar nicht so schlecht, aber "was die Schulen angeht, ist das Wort 'Versagen' noch untertrieben, Freunde!" Nur 6 Prozent aller Schüler hatten während des Lockdowns gemeinsam Online-Unterricht. Weil das Thema seit Jahren verpennt würde. Das ginge auch anders: In Deutschland verfügten nur 26 Prozent der Schulen über WLAN- oder Breitband-Zugang, in Dänemark sind es 100 Prozent.
Dabei fehle es nicht am Geld – theoretisch. Dank des Digitalpaktes stünden den Schulen seit anderthalb Jahren 5 Milliarden Euro vom Bund zu. Abgerufen seien bisher aber nur 16 Millionen, ungefähr 0,3 Prozent. Daran seien unter anderem der "Bürokratie-Irrsinn" der "typisch deutschen Leitz-Kultur" schuld, etwa die Pflicht für die Schulen, einen aufwendigen Medienentwicklungsplan zu erstellen. Bis der geschrieben sei, habe man in Dänemark bereits Abi gemacht, geheiratet, eigene Kinder bekommen und sei in Rente gegangen.
München ist Hotspot, in Bayern wurden "im Sommer 10.000 Coronatests verdödelt" – klar, dass die Heimat von CSU-Ministerpräsident Markus Söder ihre Spitzen abbekam. Da wurden kurz die bemitleidenswert fingerspitzengefühlstauben Münchener Fußballbosse dicht gedrängt und ohne Atemmasken im ansonsten zwangsweise fanfreien Stadion gezeigt und die Oktoberfest-Ersatzveranstaltung, die "Wirtshauswiesn", thematisiert.
Welke zeigte Unverständnis: "Warum macht man so was? Hat nicht die erste Welle in Bayern mit den Starkbierfesten angefangen?" Zudem gab er der CSU den Tipp, mal zu hinterfragen, ob ihr Slogan "Näher am Menschen" in den aktuellen Zeiten noch der richtige sei.
Die CSU ist derzeit gefühlt nur Markus Söder. Die FDP seit Jahren nur Christian Lindner. Vielleicht aber nicht mehr lange. Denn Lindner kündigte an: "Mein Parteivorsitz ist unmittelbar an das Ziel gebunden, dass ich die FDP in die Regierung führen will." Das heiße ja, so Welke grinsend: "Wenn die FDP nächstes nicht in der Regierung landet, muss für Herrn Lindner eine Anschlussverwendung gefunden werden." Rente mit 42?
Wer wird denn Lindners liebsten Koalitionspartner, die CDU, im nächsten Jahr als Parteivorsitzender führen – und damit wohl neuer Bundeskanzler werden? Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Armin Laschet – "einer von denen wird's werden. Es sei denn, Markus Söder sagt 'Verfatzt euch, ihr Luschen, ich mach's doch!'" In dem "bizarren Dreikampf", so informierte Dietmar Wischmeyer, habe das CDU-Mitglied die Wahl zwischen "einem alten Mann aus dem Sauerland, einem mittelalten Mann aus dem Rheinland und einem kleinen Mann aus Aachen".
Wischmeyer legte sich auch fest: Laschet ("Der ist zu hässlich!") wird's nicht, ebenso wenig "Fritze" Merz. Die "kahle Fichte" hätte sich mit der Beleidigung von "arbeitsscheuen Kurzarbeitern" selbst aus dem Rennen gekickt. Bleibt nur noch "Norbert 'Clooney' Röttgen, die Lichtgestalt aus der Kaffeewerbung." Für ihn spreche auch die Frisur: "Alle großen Kanzler hatten tolle Haare!" Wischmeyers Fazit: "Röttgen wird's! Feierabend!"
Zudem kündigte Wischmeyer für nächste Woche in Anlehnung an Laschets kolportierter Abstammung von Karl dem Großen eine Sensation an: den Beweis, dass Markus Söder von Winnetou abstammt!
Einer, dem einst auch Kanzlerambitionen nachgesagt wurden, hat derzeit Last in seinem Zuständigkeitsbereich. Trotz des jüngsten Skandals wegen 30 (inzwischen suspendierten) Beamten, die sich als Chat-Hetzer betätigten und mittlerweile 400 aktenkundigen Verdachtsfällen gegen Polizisten wegen Rassismus, Antisemitismus und/oder Rechtsextremismus halte Innenminister Horst Seehofer gebetsmühlenhaft und mit Anzeichen von Alterssturheit an seiner "Einzelfalltheorie" fest.
Zudem lehnten sich er und seine "Zeugen Seehofas" (etwa NRW-Innenminister Herbert Reul) inbrünstig gegen eine Racial Profiling Studie über die Polizei. Welke: "Verständlich, wer will schon Studien, die schlechte Laune machen?"
Seehofer, der immer noch die "Grünen" als ein politisches Lieblingsfeindbild sieht, rief Welke zu: "Horst, kümmer‘ die mal lieber um die Braunen!"