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USA
08.04.2019, 04:5408.04.2019, 07:38
In Trumps Regierungsmannschaft gibt es den nächsten Rücktritt:
Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen räumt ihren Posten. Sie war
für die Grenzpolitik zuständig – und da hat Trump bislang kaum
Erfolge vorzuweisen.
Den Rücktritt kündigte Trump am Sonntag auf Twitter an. Ein Grund für den
Abgang der Ministerin wurde nicht genannt; sie soll aber schon seit
längerem bei Trump in Ungnade gestanden haben.
In einem Schreiben an
den Präsidenten erklärte die 46-Jährige, sie habe sich entschieden,
dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um zurückzutreten. Der
Präsident dankte Nielsen für ihre Arbeit und kündigte an, dass das
Amt kommissarisch von Kevin McAleenan (47) geführt werden soll. Er
ist bislang Vorsitzender der Grenzschutzbehörde CBP.
- Schon seit einigen Monaten hatte es Spekulationen gegeben, Trump sei unzufrieden mit der Arbeit von Nielsen, in deren Zuständigkeit als Ministerin die Grenzpolitik lag.
- Der Republikaner hatte ihr Berichten zufolge vorgeworfen, der Lage an der südlichen US-Grenze zu Mexiko nicht Herr zu werden.
- Trump, dessen wichtigstes Wahlkampfversprechen es war, dort eine Mauer zu errichten, hat bei seiner Einwanderungspolitik mehrere Niederlagen einstecken müssen.
- So verweigerte ihm der Kongress die von ihm geforderte Summe für die Mauer, weswegen Trump einen Nationalen Notstand verhängte, um das Geld aus anderen Töpfen zu bekommen. Dies ist aber rechtlich umstritten.
In den vergangenen Monaten war die Zahl der Menschen angestiegen, die
die Grenze illegal überquerten und festgenommen wurden. Die "New York
Times" schrieb am Sonntag, Trump habe Nielsen die Schuld dafür
gegeben.
Nielsen schrieb in ihrem Rücktrittsgesuch an Trump, sie hoffe, dass
der nächste Heimatschutzminister die Unterstützung des Kongress und
der Gerichte dabei habe, die Gesetze zu ändern, die es bislang
erschwerten, die Grenze vollständig zu sichern.
Der Sender CBS News berichtete unter Berufung auf Regierungskreise,
Nielsens Abgang sei Teil eines größeren personellen Umbaus im
Heimatschutzministerium, der auf Trumps Berater Stephen Miller
zurückgehe. Miller ist ein Hardliner in der Einwanderungspolitik und
gilt als einer der Architekten von Trumps Kurs.
Nielsen hatte das Amt als Heimatschutzministerin seit Dezember 2017
inne. Sie war auf John Kelly gefolgt, den Trump zu seinem Stabschef
gemacht hatte. Kelly hatte seinen Posten im Weißen Haus zum
Jahreswechsel verlassen; er und Nielsen sind Vertraute.
Für Schlagzeilen hatte Nielsen im vergangenen Sommer mit der Trennung
von Familien an der Grenze zu Mexiko gesorgt. Im Rahmen dieser
sogenannten Null-Toleranz-Politik gegenüber Einwanderern, die die
Grenze illegal übertreten, trennte die Regierung mehr als 2.700
Kindern von ihren Eltern. Nielsen verteidigte dies als notwendige
Maßnahme, da es Schlupflöcher in den Einwanderungsgesetzen gebe, an
denen nur der Kongress etwas ändern könne. Nach massiver Kritik
vollzog Trump eine Kehrtwende und ordnete per Dekret ein Ende der
umstrittenen Praxis an. Daraufhin wurden Eltern und Kinder gemeinsam
festgehalten.
Erst am Donnerstag hatte das Weiße Haus überraschend die Nominierung
von Ronald Vitiello als Direktor der Polizeibehörde ICE
zurückgezogen. Die Behörde ist für die Festnahme von Einwanderern
ohne Papiere zuständig. Trump hatte als Grund für die Entscheidung
angegeben, er wolle eine strengere Richtung einschlagen. Nielsen soll
Vitiello als Kandidat unterstützt haben.
In Trumps zweijähriger Amtszeit hat es bereits zahlreiche Rücktritte
und Entlassungen gegeben. So wird etwa der wichtige Posten des
Verteidigungsministers von Patrick Shanahan nur kommissarisch
geleitet, weil der bisherige Amtsinhaber James Mattis im Dezember
zurückgetreten war.
Das Ministerium für Heimatschutz wurde als Reaktion auf die Anschläge
vom 11. September 2001 aufgebaut. Es ist so etwas wie das Ministerium
für innere Sicherheit, während das US-Innenministerium überwiegend
mit den Nationalparks und öffentlichem Land befasst ist. In dem
riesigen Apparat von "Homeland Security" sind viele verschiedene
Regierungsbehörden zusammengefasst. Insgesamt hat das Ministerium
etwa 240.000 Mitarbeiter.
(aj/dpa)