
Eine Näherin trägt bei der Arbeit eine Schutzmaske.Bild: dpa / Marco Alpozzi
Wirtschaft
25.03.2020, 09:3425.03.2020, 09:34
In Zeiten der Coronavirus-Krise haben Unternehmen mit Auftragseinbrüchen zu kämpfen. Was also tun mit den freien Kapazitäten? Einige Firmen stellen ihre Produktion auf Schutzausrüstung um, denn die wird momentan dringend gebraucht. Das kann auch ein Weg sein, um sich in der Krise über Wasser zu halten. Ein Überblick über einige Firmen, die diesen Weg beschritten haben.
Autozulieferer macht in Atemschutzmasken
Der Autozulieferer ZF in Friedrichshafen am Bodensee stellt seit
Anfang März Atemschutzmasken in China her. Dazu habe das Unternehmen
extra eine Maschine angeschafft, die täglich rund 90.000 bis 100.000
Stück herstellt, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. ZF ist auf
die Masken für seine rund 14.000 Mitarbeiter in den etwa 40 Werken in
China angewiesen.
Das Tragen eines Mundschutzes bei der Arbeit ist
dort nämlich seit Ausbruch des Erregers Sars-CoV-2 vorgeschrieben.
Ohne einen ausreichenden Vorrat hätte die Produktion eingestellt
werden müssen. Mit der produzierten Stückzahl soll es möglich sein,
dass die Arbeiter ihre Masken spätestens alle vier Stunden wechseln.
Arbeiten für die bayrische Landesregierung
Auch der bayerische Zulieferer Zettl Automotive produziert
Atemschutzmasken, wenn auch im Auftrag der Landesregierung. Die Firma
näht eigentlich Sitzbezüge. Für die Masken wird Zettl von dem
Vlies-Hersteller Sandler mit Material für eine Million Schutzmasken
beliefert, wie das bayerische Wirtschaftsministerium mitteilt. "Die
fertigen Masken werden vom THW an Kliniken, Arztpraxen und
Pflegeeinrichtungen verteilt", sagt eine Sprecherin.
Masken sollen gespendet werden
Der italienische Autokonzern FCA plant eine seiner Fabriken zur
Herstellung von Atemschutzmasken umzubauen. Fiat Chrysler
Automobiles (FCA) will die Masken anschließend an
medizinisches Personal spenden. Ziel sei es, mehr als eine Million
Gesichtsmasken pro Monat zu produzieren. Nach Unternehmensangaben
sollen die Schutzmasken in einem asiatischen Werk hergestellt werden.
Arbeiten auch am Samstag
Der schwäbische Bekleidungshersteller Trigema hat seine
Produktion zumindest teilweise auf Mund- und Nasenschutz-Masken
umgestellt. Dem Unternehmen lägen schon Aufträge für mehr als 200 000
Stück etwa von Kliniken, Pflegeheimen, Behörden und anderen vor. Um
die Nachfrage befriedigen zu können, werde auch samstags gearbeitet.
Mit der Produktion von Schutzausrüstung könne die Umstellung auf
Kurzarbeit verhindert werden. Wegen der Corona-Krise sei rund 50
Prozent des Absatzes weggebrochen. "Da war ich nicht ganz undankbar,
dass ich vorher großspurig gesagt habe: Ich kann das nähen", sagt
Unternehmenschef Wolfgang Grupp.
25.000 Masken pro Tag
Auch der Hemdenhersteller Eterna aus dem niederbayerischen Passau
hat angesichts der Corona-Krise mit der Produktion von Gesichtsmasken
begonnen. Im slowakischen Eterna-Werk sei die Produktion auf
Schutzmasken umgestellt worden, wie ein Sprecher mitteilt. Künftig
sollen bis zu 25.000 Masken pro Tag gefertigt werden. Auftraggeber
ist die slowakische Regierung.
Produktion bereits komplett umgestellt
Der Berliner Brautmodenhersteller Bianco Evento kündigt ebenfalls
an, in Zukunft Schutzkleidung und Mundschutzmasken verkaufen zu
wollen. Die Produktion sei bereits komplett umgestellt. Pro Woche
sollen rund 35 000 Masken und 5000 Kittel geliefert werden. "Bianco
Evento möchte fortan alle Möglichkeiten der hauseignen
Textil-Produktionsstätte nutzen, um Kliniken, Pflegeheime, Behörden
und weitere medizinische Bereiche zu unterstützen", heißt es.
Alkoholhersteller ebenfalls dabei
Durch die Ausbreitung des Coronavirus werden auch
Desinfektionsmittel knapp. Alkoholhersteller wollen deshalb
aushelfen: Der Spirituosenhersteller Jägermeister aus Wolfenbüttel
etwa stellt dem Klinikum Braunschweig 50 000 Liter Alkohol zu
Herstellung des Mittels zur Verfügung, wie die Klinik mitteilt. Der
Getränkeproduzent Berentzen prüft ebenfalls mögliche Lieferungen. Man
denke darüber nach, Hersteller von Desinfektionsmitteln zu
unterstützen oder selbst welches herzustellen, teilt die Firma mit.
Das Kölner Unternehmen Klosterfrau Healthcare (früher Klosterfrau
Melissengeist) will 100.000 Liter Desinfektionsmittel an das Land
Nordrhein-Westfalen spenden. Das sagte NRW-Ministerpräsident Armin
Laschet in einer Sondersitzung des Landtags. Schon kommende Woche
wolle das Unternehmen 150.000 von insgesamt 500.000 Flaschen
Handdesinfektionsmittel bereitstellen.
(dpa/lin)