
Für das Nonnenkloster Pühtitsa im estnischen Kuremäe wäre das ein harter Einschnitt.Bild: imago images / image broker
International
In Estland sorgt ein russisch-orthodoxes Kloster für politische Spannungen: Die Regierung verdächtigt Nonnen, verdeckt für Russland zu arbeiten – und zieht mit einem neuen Gesetz Konsequenzen.
24.06.2025, 11:2824.06.2025, 11:28
Klingt wie aus einem Spionagefilm: In Estland sollen Nonnen Teil eines russischen Netzwerks zur Einflussnahme sein. Das behauptet die estnische Regierung und richtet den Vorwurf direkt an das berühmte Pühtitsa-Kloster in Kuremäe.
Wie der britische "Telegraph" berichtet, sei das Kloster eng mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden – und damit aus Sicht Estlands ein potenzielles Einfallstor für russische Propaganda. Die Anschuldigungen sind Teil einer umfassenderen Strategie: Tallinn will den russischen Einfluss im Land eindämmen, nicht nur politisch.
Gegen Spionage mit Nonnen: Gesetz soll russische Einflussnahme stoppen
Ein neues Gesetz zielt nun genau auf solche Verbindungen ab. Künftig sollen religiöse Organisationen keine Beziehungen mehr zu Gruppen unterhalten dürfen, die die nationale Unabhängigkeit Estlands gefährden könnten. Gemeint ist vor allem: alles, was mit Moskau verbunden ist.
Für das Pühtitsa-Kloster wäre das ein harter Einschnitt. Die orthodoxen Nonnen beziehen sich in ihrem Glauben direkt auf das Patriarchat von Moskau – genau diese Verbindung würde durch das neue Gesetz gekappt. Die Regierung betont aber: Das Kloster könne auch ohne offizielle Verbindung zu Russland bestehen, nur eben ohne die bisherigen rechtlichen Sonderrechte.
"Wir widmen uns Gott – nicht der Politik"
Die Äbtissin des Klosters, Filareta Kalatšova, weist die Vorwürfe entschieden zurück. Gegenüber dem "Telegraph" erklärt sie: "Wir leben hier im Gebet und in Arbeit. Wir halten uns fern von der Politik." Zwar unterstütze das Moskauer Patriarchat öffentlich den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – das bedeute aber nicht, dass die Nonnen in Kuremäe damit etwas zu tun hätten.
Sie betont: "Wir widmen unser Leben Gott – nicht Moskau." Dennoch räumt sie ein: Die spirituelle Verbindung zur russischen Kirche sei zentral für das religiöse Leben im Kloster. Das neue Gesetz empfindet sie daher als direkten Angriff auf die Religionsfreiheit.
Gesetz gegen Russland-Einfluss: Tallinn bleibt bei seiner Linie
Die Regierung in Tallinn hält dagegen: Das Gesetz sei kein Angriff auf den Glauben, sondern eine Sicherheitsmaßnahme. Befürchtungen, dass das Kloster geschlossen werden müsse, weist die Regierung zurück. Doch sie bleibt bei ihrer Forderung: Wenn das Kloster seine Verbindung zum Moskauer Patriarchat nicht löst, muss es mit Konsequenzen rechnen – zumindest in rechtlicher Hinsicht.
Das Spannungsfeld zwischen Glaube, Politik und nationaler Sicherheit ist damit in Estland so sichtbar wie selten. Und mittendrin: Ein Kloster, das sich selbst als Ort des Friedens versteht – und doch zum geopolitischen Spielball geworden ist.
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