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Afghanistan: Frauenrechtsaktivistin Taranom Seyedi sendet Hilferuf aus Versteck

Taranom Seyedi setzt sich für Frauenrechte in Afghanistan ein.
Taranom Seyedi setzt sich für Frauenrechte in Afghanistan ein.Bild: Instagram
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"Bitte helft uns. Ich habe wirklich sehr viel Angst um das Leben meiner Familie": Afghanische Frauenrechtsaktivistin Taranom Seyedi sendet Hilferuf

18.08.2021, 17:5113.09.2021, 15:43
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Nach dem Rückzug der militärischen Kräfte der USA und der Nato-Verbündeten, darunter auch Deutschland, ist die Lage in Afghanistan chaotisch und dramatisch. Die Taliban haben schnell die Macht übernommen. Nun fürchten all diejenigen um ihr Leben, die während des Nato-Einsatzes ausländischen Kräften geholfen haben oder am Aufbau der Zivilgesellschaft beteiligt waren, etwa dabei, die Lebensbedingungen für Frauen zu verbessern.

Vor allem die Lage der Frauen in Afghanistan wird sich laut Experten nun dramatisch verschlechtern. Viele befürchten erneute Einschränkungen, Zwangsehen, ein Ende der Möglichkeiten zur Ausbildung, die Verdrängung aus dem öffentlichen Leben, wie unter der Herrschaft der Taliban in den Jahren 1996 bis 2001. Vivian Hashemi, von der Hilfsorganisation zur Förderung der Rechte afghanischer Frauen "ZAN" sagte gegenüber watson:

"Unter dem Regime der Taliban durften Mädchen nicht zur Schule, von der Universität ganz zu schweigen. Um das Haus zu verlassen, mussten sie vollverschleiert sein und auch dann war ihnen dies nur in männlicher Begleitung möglich. Bei einem Regelbruch gab es öffentliche und teils brutale Bestrafungen."

Wie sehr man die Taliban fürchten muss, zeigt die Verzweiflung der Afghanen und Afghaninnen: Es gibt Videos von Menschen, die sich an Flugzeuge geklammert hatten und in die Tiefe stürzten. Dass die Taliban eine Generalamnestie für ihre Gegner versprochen haben, beruhigt diese nicht.

Taranom Seyedi ist eine dieser Gegnerinnen der Taliban. Sie ist Aktivistin und kämpfte jahrelang für die Rechte der Frauen in Afghanistan. Die Unternehmerin versuchte, die von Männern geprägte Gesellschaft zu verändern. Watson hat Kontakt mit Taranom Seyedi aufnehmen können, die direkt aus ihrem Versteck in Afghanistan berichtet.

watson: Frau Seyedi, wie ist die Lage vor Ort?

Die Taliban sind überall, die Situation hier ist nicht gut. Alle Afghanen und Afghaninnen müssen in ihren Häusern bleiben.

Wo befinden Sie sich gerade?

Ich bin aus meinem Haus geflüchtet und verstecke mich und meine Familie derzeit im Haus von Freunden, weil wir in Gefahr sind. Wir sind immer noch hier und in Schwierigkeiten.

Was machen die Taliban mit Menschen, die Sie als Ihre Feinde ansehen?

Alle Menschen, die mit der Regierung und anderen sozialen Einrichtungen zu tun hatten, sind in Lebensgefahr.

Warum sehen die Taliban Sie als Feindin an?

Wir haben mehrere Jahre versucht, die Demokratie und die Frauenrechte in unserem Land zu verteidigen, aber jetzt sind meine Familie und ich in Gefahr und es gibt keinen Weg, zu entkommen. Es gibt keinen Weg hier raus.

Gibt es denn wirklich überhaupt keine Fluchtmöglichkeit für Sie?

Alle Botschaften sind geschlossen. Es gibt keine Flüge und die Grenzen sind dicht. Die Taliban haben angefangen, die Häuser zu durchsuchen – Wohnung für Wohnung.

Gibt es noch Hoffnung?

Ich bitte Sie darum, meine Worte in die Welt zu tragen, damit uns jemand hilft. Die Lage ist nicht gut. Bitte helft uns. Ich habe wirklich sehr viel Angst um das Leben meiner Familie.

Die schrieb uns die Frauenrechtlerin über Instagram. Evakuierungsaktionen der Nato-Verbündeten sind angelaufen, auch Deutschland hat inzwischen mehrere Hundert Menschen aus Afghanistan herausgeholt. Doch nur die Wenigsten, die fliehen wollen vor den Taliban, haben die Möglichkeit.

Unesco: Leitfaden soll Rassismus in Schulbüchern verhindern

Rassismus findet sich in unserem Alltag überall – auch in Büchern. People of Color werden seltener in Büchern abgebildet, sowohl als Charaktere als auch im Bild. Oft nehmen sie dann auch nur eine Nebenrolle ein, werden als "die Anderen" gesehen und bekommen klischeehafte Rollen zugewiesen.

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