Politik
Exklusiv

Nancy Faeser: Staatenlose fordern Gesetzes-Reform zur Staatsangehörigkeit

ARCHIV - 04.07.2016, Bayern, München: Ein deutscher Reisepass liegt in einem Labor der Kriminaltechnik der Bundespolizei am Flughafen, während im Hintergrund ein Urkundenprüfer der Bundespolizei an ei ...
Die Einbürgerung ist für viele Menschen in Deutschland nicht – oder nur schwer – möglich.Bild: dpa / Matthias Balk
Exklusiv

Gesetzes-Reform gefordert: "Deutschland hat Staatenlose viel zu lange ignoriert"

16.06.2023, 08:2116.06.2023, 09:33
Mehr «Politik»

Staatenlosigkeit ist kein seltenes Phänomen. Im Gegenteil. Überall auf der Welt kämpfen Hunderttausende Menschen mit Problemen, denen sich Staatsbürger:innen nicht bewusst sind.

Mehr als 126.000 Menschen sind in Deutschland ohne Staatsbürgerschaft. Nur ein Bruchteil davon – 29.455 laut Statistischem Bundesamt – sind als staatenlos registriert. 97.150 Menschen leben also in Deutschland mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Viele von ihnen sind sogar in Deutschland geboren, hier zur Schule gegangen. Die ungeklärte Staatenangehörigkeit stellt diese Menschen vor große Hürden im Alltag: Sie haben simpel ausgedrückt in Deutschland nicht einmal Grundrechte.

Christiana setzt sich für die Integration von staatenlosen Menschen in Deutschland ein.
Christiana Bukalo hat eine Organisation gegründet, die Staatenlose empowern und unterstützen will.Bild: Dominik Morbitzer

Eine dieser 126.000 Staatenlosen ist Christiana Bukalo. Wegen der fehlenden Rechte für Menschen ohne Staatsangehörigkeit hat sie eine Organisation gegründet: Statefree. Damit will sie Staatenlose unterstützen. Nun fordert die Organisation eine Änderung der Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes.

Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.

Staatenlosigkeit: Organisation Statefree äußert Kritik an Gesetzentwurf

Das Bundesinnenministerium hat Anfang des Jahres einen Entwurf für ein neues Staatsangehörigkeitsgesetz zur Abstimmung vorgelegt. Daraus ist nun nach langen Diskussionen der "Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts" entstanden, der an das Eckpunktepapier zum modernen Einwanderungsgesetz der Bundesregierung angeknüpft.

Erklärtes Ziel laut Innenministerin Nancy Faeser (SPD): "Anreize für Integration [schaffen], statt Hürden aufzubauen und lange Wartezeiten zu verlangen."

News Themen der Woche KW12 Bundesinnenministerin berät in Berlin mit Amtskolleginnen und Amtskollegen aus fünf weiteren EU-Mitgliedsstaaten über die europäische Migrationspolitik und das Gemeinsame Eu ...
Bundesinnenministerin Nancy Faeser will an der Situation für Staatenlose in Deutschland etwas ändern.Bild: imago images / Chris Emil Janßen

Die Organisation Statefree hat an diesem Referentenentwurf jedoch Kritik. Deshalb reichte sie am Donnerstag ihre Empfehlungen für die Reform des Gesetzes beim Innenministerium ein.

Christiana Bukalo sagt dazu gegenüber watson:

"Das neue Staatsangehörigkeitsgesetz bietet Deutschland die Chance, endlich Verantwortung für die Inklusion staatenloser Menschen in unserer Gesellschaft zu übernehmen. Viel zu lange hat Deutschland die über 126.000 Menschen ohne Staatsangehörigkeit in diesem Land ignoriert."

Reform des Gesetzes also schön und gut, aber Bukalo sieht dennoch Nachbesserungsbedarf:

"Wir fordern die Sichtbarkeit von Staatenlosen im neuen Gesetz sowie Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit für staatenlose Kinder und die erleichterte Einbürgerung für staatenlose Menschen, die bereits seit Jahren als faktische Inländer in Deutschland leben. Nur so kann das Recht auf Einbürgerung auch für die Menschen gelten, die zu keinem anderen Staat gehören."

Konkrete Nachbesserung an Staatsangehörigkeitsgesetz gefordert

Im Referentenentwurf des Innenministeriums steht: "Es besteht [...] ein gesamtgesellschaftliches Interesse, dass sich möglichst viele Migrantinnen und Migranten [...] für eine Einbürgerung entscheiden, um aktiv das gesellschaftliche Zusammenleben mitzugestalten".

Dabei werde laut den Forderungen von Statefree die schutzbedürftige Gruppe der Staatenlosen nicht berücksichtigt. Wichtig sei vor allem: Staatenlosigkeit im Staatsangehörigkeitsrecht sichtbar zu machen, fordert Statefree. Zudem sollen Einbürgerungsprozesse so angepasst werden, dass sich Staatenlose aus ihrer Lage befreien können und Zugang zu Grundrechten bekommen.

Konkret fordert Statefree daher folgende Nachbesserungen:

  • Explizite Nennung von Staatenlosigkeit im Staatsangehörigkeitsgesetz
  • Erleichterung der Einbürgerung von staatenlosen Kindern
  • Erleichterte Einbürgerung für in situ Staatenlose (faktische Inländer)
  • Angleichung der Mindestaufenthaltsdauer für die Einbürgerung staatenloser Personen

Würden diese Anpassungen am Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums vorgenommen, bedeute das gleichzeitig auch eine Übereinstimmung des internationalen Rechts und der gängigen Praxis in den EU-Nachbarländern, schreibt Statefree außerdem.

US-Wahl und die Spaltung der Gesellschaft: Was Deutschland daraus lernen sollte

Seit der US-Wahl steht fest: Donald Trump wird erneut ins Amt des US-Präsidenten zurückkehren. Spannend war das Rennen ums Weiße Haus allemal. Doch es war ein Wahlkampf, der von starker Polarisierung und emotionaler Abneigung zwischen den beiden politischen Lagern geprägt war. Er hat die gesellschaftlichen Gräben in den Vereinigten Staaten weiter vertieft.

Zur Story