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Deutschland
15.07.2019, 07:5715.07.2019, 10:15
"Ein Krankenhaus vor Ort ist für viele Bürger ein Stück Heimat" schrieb Gesundheitsminister Jens Spahn erst kürzlich auf Facebook. Dennoch meinen Experten nun: Es müsste fast jedes zweite Krankenhaus in Deutschland geschlossen werden, um eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten.
Der radikale Vorschlag kommt von der Bertelsmann Stiftung: In einer am Montag veröffentlichten Untersuchung raten die Autoren, von aktuell 1400 Krankenhäusern lediglich 600 größere und besser ausgestattete zu erhalten. Diese könnten dann mehr Personal und eine bessere Ausstattung erhalten.
Die schnelle Erreichbarkeit eines Krankenhauses ist nicht das Wichtigste
Nun würde man denken: Ist es nicht gefährlicher für die Patienten, wenn die nächstgelegene Klinik geschlossen wird und sie in Notfällen längere Fahrtzeiten in Anspruch nehmen müssen?
Nicht unbedingt, meinen die Autoren der Bertelsmann-Studie. Denn die schnelle Erreichbarkeit eines Krankenhauses ist nur ein vermeintlicher Vorteil, wenn der Facharzt oder die notwendigen medizinischen Geräte fehlen.
"Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten haben genügend Erfahrung für eine sichere Behandlung."
Eine Fallstudie für die Region Köln/Leverkusen und den angrenzenden ländlichen Raum habe gezeigt, dass Patienten dort bei einer Verringerung der Zahl der Kliniken von 38 auf 14 im Durchschnitt keine längeren Fahrzeiten in Kauf nehmen müssten.
"Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten haben
genügend Erfahrung für eine sichere Behandlung", betonen die Autoren
der Studie.
Viele Komplikationen und Todesfälle ließen sich durch
eine Bündelung von Ärzten und Pflegepersonal sowie Geräten in weniger
Krankenhäusern vermeiden. Kleine Kliniken verfügten dagegen häufig
nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung, um lebensbedrohliche
Notfälle wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall angemessen
behandeln zu können.
Fast jedes 3. Krankenhaus in Deutschland schreibt rote Zahlen
Hinzu kommt, dass die finanzielle Lage vieler Krankenhäuser in Deutschland prekär ist. 2017 hat laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft fast jede dritte Klinik rote Zahlen geschrieben.
Die Autoren der Bertelsmann-Studie schlagen einen zweistufigen Aufbau
einer neuen Krankenhausstruktur vor. Neben Versorgungskrankenhäusern
mit durchschnittlich gut 600 Betten soll es etwa 50 Unikliniken und
andere Maximalversorger mit im Schnitt 1300 Betten geben. Aktuell hat
ein Drittel der deutschen Krankenhäuser weniger als 100 Betten. Die
Durchschnittsgröße der Kliniken liege bei unter 300 Betten.
(dpa/ak)
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