Der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union Tilman Kuban löst eine Welle der Empörung aus. Grund: Er stellt eine Kindertagesstätte öffentlich auf Twitter bloß. Denn die Einrichtung hatte zuvor angekündigt, keine Muttertagsgeschenke mehr zu basteln. Für Kuban anscheinend unverständlich.
Auf Twitter wettert er: "Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt." Samt seiner Kritik veröffentlicht er auch den Kita-Brief. Brisant: Kontaktdaten der Einrichtung hatte er zunächst nicht geschwärzt.
Erst später sieht Kuban wohl seinen Fehler ein, und setzt einen neuen Tweet ab. Dazu schreibt er: "Ein vorheriger Tweet wurde mit Kontaktdaten der Kita gepostet. Zum Schutz der Kinder und der Einrichtung habe ich diesen entfernt und die Daten geschwärzt."
Zu spät, meint ein User in den Kommentaren. Der Tweet sei stundenlang öffentlich einsehbar gewesen. "Screenshots davon finden sich in extremistischen Telegram-Gruppen. Ich denke, das Internet ist nichts für Sie", schreibt er. Sein Tweet hat offenbar spürbare Folgen für die Kinder und Erzieher:innen der Kita.
SPD-Politiker Liban Farah berichtet auf Twitter, über die Kita "brach die Hölle" herein. Die Einrichtung befände sich in seinem Landkreis. Er berichtet, dass die Kinder verängstigt und die Erzieher:innen bedroht sowie beleidigt werden.
Da es sich bei der Einrichtung um eine katholische Einrichtung handelt, meldet sich auch wohl auch die katholische Kirche in Deutschland zu Wort.
Über ihr Nachrichtenportal üben sie in einem Schreiben harsche Kritik an dem CDU-Bundesabgeordneten Kuban. Es heißt:
Populisten wie Kuban würden die Gesellschaft spalten und ihren Kulturkampf auf dem Rücken derjenigen austragen, die die Gesellschaft zusammenhalten, wie etwa die Erzieher:innen. "Auf ein christliches Menschenbild kann sich solche populistische Politik nicht berufen, die für alles andere als das idealisierte Bild der intakten bürgerlichen Kernfamilie nur Spott und Verachtung übrig hat (...)", heißt es weiter.
Der populistische Tweet sei schnell geschrieben gewesen, durch den sich Kita und Bistum zu einer Entschuldigung für etwas zwingen ließen, wofür es keine Entschuldigung brauche. "Populismus ist viel bequemer als seriöse Kinder- und Familienpolitik", teilt die katholische Kirche in Deutschland mit. Eine klare Ansage an den Christdemokrat Kuban und die "UnionWatch" applaudiert auf Twitter.
"Es ist wirklich selten, dass ich die katholische Kirche lobe, aber hier hat sie den absolut richtigen Ton gegenüber der Hetze von Herrn Kuban und Teilen der CDU/CSU getroffen", heißt es in einem Tweet. Die "UnionWatch" verfolgt tagespolitische Kommentare und Nachrichten rund um die Union und ihre Skandale.
Im Tweet hängt ein Textausschnitt des Schreibens der katholischen Kirche in Deutschland bei: Eine Erklärung, warum sich die Kita gegen das Basteln von Muttertagsgeschenke entschieden hat.
Laut der katholischen Kirche in Deutschland braucht es Sensibilität für jene Kinder, für die Vater- oder Muttertag kein fröhlicher Anlass sei, sondern Erinnerung an einen Verlust. Doch auf Respekt habe der CDU-Politiker Kuban mit Verachtung reagiert.