Der gesamtgesellschaftliche Umgang mit der AfD gehört zu den drängendsten Fragen in der aktuellen politischen Debatte. Diese wird bundesweit als rechtsextremistischer Verdachtsfall geführt. Die Parteien aus dem demokratischen Spektrum betonen immer wieder, die AfD "inhaltlich stellen" zu wollen – mit bislang überschaubarem Erfolg.
Auch unter Journalist:innen ist die Handhabung mit der AfD umstritten. Unter einigem Wirbel hatte der Sender Welt im April Thüringens CDU-Chef Mario Voigt und den AfD-Politiker Björn Höcke zum TV-Duell eingeladen. Über den Ausgang des Schlagabtauschs gab es geteilte Meinungen.
Mit ihrer gleichnamigen ARD-Talksendung hat auch die Journalistin und Moderatorin Anne Will 16 Jahre lang die deutsche Debattenlandschaft geprägt. Ende 2023 gab sie ihre Sendung ab, im Januar hat Caren Miosga die Polit-Talkshow übernommen.
Seit April betreibt Anne Will den Podcast "Politik mit Anne Will" und war nun bei dem Podcast "Feelings" von Comedian Kurt Krömer zu Gast. Dort ging es auch darum, ob man Politiker:innen der AfD in Talkshows einladen sollte.
"Du kannst es eigentlich nicht machen, weil das Politiker sind, die sich einem konstruktiven Gespräch in der Regel verweigern", sagte Will. "Andererseits sind das demokratisch gewählte Politiker. Man muss sie beteiligen am öffentlichen Diskurs."
Anne Will erzählte weiter, dass auch sie davon ausgegangen sei, dass sich die AfD durch den Einzug in den Bundestag selbst entzaubern würde: "Man dachte schon, durch Parlamentsarbeit würden sie sich so weit dekonstruieren, dass man sie danach nicht mehr wählt."
Das Verhältnis zwischen der Öffentlichkeit und der AfD sei "ein Ritt auf der Rasierklinge", man sei "nicht waffengleich unterwegs", sagte Will. "Man selbst hält es mit Respekt, Anstand und faktenbasierter Argumentation. Und dein Gegenüber sagt: 'Hä, was, ne, das ist aber anders.'"
Anne Will hatte die Partei in der Anfangsphase in ihre Sendung eingeladen – später allerdings nicht mehr. Ihre Nachfolgerin kündigte noch vor der Erstausstrahlung einen anderen Umgang an.
Angesichts der anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg müsse man auch mit Vertreter:innen der AfD reden, sagte Caren Miosga im "Spiegel". "In allen drei Bundesländern liegt die AfD vorn, also müssen wir sie einladen." Das gelte aber nicht für alle aus der Partei. "Nicht wenige von ihnen sind Meister im Errichten von Lügengebäuden. Da kommst du als Moderatorin im Überprüfen der Aussagen live nicht hinterher."