Markus Söder sorgt mit seinem Genderverbot in Bayern aktuell für viel Aufsehen. Bild: imago images / IMAGO/Frank Hoermann
Deutschland
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und selbstbewusster Verfechter von konservativen Werten, lässt kaum eine öffentliche Rede verstreichen ohne zumindest am Rande gegen die "woke" Bubble zu schießen. Seine CSU-Partei wirbt mittlerweile auf der eigenen Website schon mit dem Slogan "Weiß-blau statt Woke".
Mit der Einführung eines Genderverbotes für die gesamte öffentliche Verwaltung in Bayern hat Söder seine Kampfansage gegen die "grüne Verbotspartei" zum 1. April perfekt gemacht. Ausgerechnet ein Hersteller für Sextoys nimmt das nun zum Anlass für eine ganz besondere Aktion.
Womanizer nutzt Genderverbot für politischen Werbe-Gag
Das Womanizer-Unternehmen wurde ebenfalls in Bayern gegründet, seit 2014 werden unter dem Markennamen online verschiedene Vibratoren verkauft. Unter dem Hashtag #Imasturbate setzt sich das Unternehmen für eine sex-positive Einstellung und Inklusivität über die deutschen Grenzen hinaus ein.
Mit einer Kampagne in München nutzt das Womanizer-Team hierfür direkt das lokale Genderverbot. Vor einem pinken Hintergrund ist ein Bild von Markus Söder neben einem Womanizer-Vibrator abgebildet. Darunter stehen die Kommentare "Hat was gegen *Innen" und "Hat was für *Innen".
Mit einer pikanten Aktion macht ein Sextoy-Hersteller auf das bayerische Genderverbot aufmerksam. Bild: presse womanizer
Entsprechende Plakate zu der Kampagne werden laut Berichten des "Horizont"-Magazins aktuell an zwei Bahnhöfen im Münchener Raum gezeigt. Auf watson-Anfrage bestätige Womanizer die Aktion.
Als besonderes Schmankerl für alle Interessierten wirbt das Unternehmen mit einer Rabattaktion auf das beworbene Produkt. Auch hier setzt man den bissigen Promo-Witz fort: Die zehn Prozent Reduzierung erhalten Kund:innen nur unter Angabe des Codes "Gendern".
Sextoy-Unternehmen mit klarer Kritik an Genderverbot
Unternehmensangaben zufolge soll die Aktion allerdings nicht nur Eigenwerbung sein, sondern auch eine deutliche Kritik in Richtung Landesregierung. "Indem wir Menschen in ihrer ganzen Vielfalt sprachlich sichtbar machen, werden wir gesellschaftlicher Komplexität gerecht", erklärt Elisabeth Neumann, Head of User Research bei Womanizer.
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Konkret hat der Ministerrat des bayerischen Freistaates beschlossen, gendergerechte Sprache in Behörden und staatlichen Bildungseinrichtungen zu verbieten. "Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig", heißt es hierzu entsprechend in der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern (AGO).
Was bei einem Verstoß vonseiten bayerischer Lehrer:innen oder Beamt:innen droht, ist bisher nicht klar. Denkbar sind laut Expert:innen Disziplinarverfahren bis hin zu außerordentlichen Kündigungen.
Privatpersonen und Unternehmen wie Womanizer haben auch in Bayern die freie Wahl bezüglich gendergerechter Sprache. Für Managerin Neumann sind die Einschränkungen "unbegreiflich", sie bezeichnet Sprache als "Spiegelbild unserer Gesellschaft".
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte die Verwendung von Sonderzeichen im Wortinneren zuletzt nicht empfohlen und auf mögliche Probleme bei der Lesbarkeit hingewiesen. Ein Verbot wie in Bayern dürfte aber letztlich eher zu mehr Protestaktionen à la Womanizer führen als zu konservativer Zurückhaltung.
Lange Zeit war es still um die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nach Ende ihrer Kanzlerschaft hatte sie nur sehr wenige öffentliche Auftritte. Aktuell steht sie aber wieder im Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit. Am 26. November sollen nämlich ihre Memoiren erscheinen.