Zur 500. Feier der Reformation war der evangelischen Kirche kein Gag zu schade. Es gab eine Luther-Tomate (besonders bissfest), Luther-Socken (besonders standhaft) und einen Luther als Playmobil. Bibel-Fleddern für ein Kunstprojekt – das geht der evangelischen Kirche dann aber doch zu weit.
Ein bizarrer Kunststreit in der Pfalz in 3 Akten.
In diesem Jahr feiert die Evangelische Kirche der Pfalz ein besonderes Jubiläum. Vor zweihundert Jahren vereinigten sich die getrennten reformierten und lutherischen Kirchen zu einem Kirchenbund. Das sollte jetzt gefeiert werden. Die Künstlerin Silvia Mielke aus dem südpfälzischen Dorf Jockgrim erhielt den Zuschlag.
Die Künstlerin ist für ihre Arbeiten und Installationen mit Papier bekannt. So fleddert sie alte Telefonbücher, um daraus Neues Entstehen zu lassen.
Fürs Pfälzer Kirchenjubiläum wollte sie aus alten Bibeln Seiten heraustrennen, um sie auf alte Kabeltrommeln zu befestigen. In Kaiserslauterns Innenstadt sollten so zwei ehemals zwischen Reformierten und Lutheranern getrennte Kirchen symbolisch miteinander verbunden werden. Pfarrerin Mechthild Werner, die Initiatorin des Projekts, sagte:
Am Anfang war das Wort? Mitnichten. Am Anfang war der Streit. Die Bezirkssynode Kaiserslautern lehnte das Vorhaben ab. In einem Beschluss heißt es:
Jetzt soll die Installation in Ludwigshafen und Frankenthal gezeigt werden. So hat es die Evangelische Kirche der Pfalz entschieden. Die Idee die kirchliche Einheit zwischen Lutheranern und Reformierten zu feiern ist aber erst mal dahin. Kirchenrat Wolfgang Schumacher sagte:
Noch bis zum 8. August können ausgetrennte Seiten eingereicht werden. In der Pfalz waren sie schon immer eigen, bei den Protestanten. Kirchenpräsident Udo Sopp war einst sogar Boss des Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern, die auch gern Rote Teufel genannt werden.
Das Ganze ist aber mehr als eine Posse aus der pfälzischen Provinz. Vor Jahren wollte der niederländische Islamkritiker Geert Wilders in seinem Film "Fitna" Seiten aus dem Koran reißen. Die Aufregung war groß. Die Niederlande ließen vor der Internet-Premiere sogar Botschaften im Ausland schützen.
Im Film selbst war dann auch der beim Zerreißend von feinem Papier übliche Ton zu hören. Aber nichts passierte. Wilders hatte sich eines Telefonbuchs bedient.
Die Religion hat's eben schwer mit der gedanklichen Freiheit. Nicht nur in der Pfalz.