An der Kieler Promenade "Kiellinie" hat ein Tornado Menschen ins Wasser gestoßen.Bild: dpa / Philipp Brandl
Deutschland
30.09.2021, 09:5330.09.2021, 09:56
Ein Tornado zieht laut Polizei in Kiel an der Uferpromenade entlang – Menschen werden ins Wasser gespült oder von Gegenständen getroffen.
Ein Meteorologe betont: Vorhersagen lässt sich so ein Ereignis nicht.
"Nicht vorherzusagen": Tornado zieht über Kieler Promenade
Tornados auf dem Wasser sind zu dieser Jahreszeit nach
Darstellung eines Meteorologen nicht ungewöhnlich – auch nicht vor
Kiel. Nach Polizeiangaben waren am frühen Mittwochabend mehrere
Menschen an der Kiellinie verletzt worden. "So etwas ist absolut
nicht vorherzusagen", sagte der Kieler Diplom-Meteorologe Sebastian
Wache von WetterWelt der Deutschen Presse-Agentur. Entstanden sei der
Tornado am Rande Kiels im Stadtteil Meimersdorf.
Der Tornado war laut Behörden gegen 18.00 Uhr über die Kiellinie – eine beliebte Promenade am Ufer - gezogen. Vier Menschen wurden nach
Angaben der Feuerwehr bei dem Ereignis schwer verletzt. Drei hätten
zudem mittelschwere Verletzungen erlitten, mehrere Menschen seien
leicht verletzt worden.
Bei dem Versuch, zwei Ruderboote aus dem Wasser zu retten, seien
mehrere Ruderer auf einem Steg überrascht worden, teilte die
Feuerwehr weiter mit. "Sie sind vollständig durcheinander gewirbelt
worden und dabei sind auch Leute ins Wasser gefallen." Einige hätten
umherfliegende Gegenstände an den Kopf bekommen. 60 Helfer waren vor
Ort, der Einsatz dauerte etwa zwei Stunden.
Meteorologen gehen von Tornado aus
"Auf Grundlage von Bildern gehen wir davon aus, dass es sich um einen
Tornado handelte", sagte Meteorologe Michael Bauditz vom Deutschen
Wetterdienst (DWD) der Deutschen Presse-Agentur. Endgültig könne er
es noch nicht sagen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden zudem in einem
Neubaugebiet in Kiel-Meimersdorf mehrere Dächer abgedeckt. In
Kiel-Gaarden seien Ziegel von Dächern gerissen worden. Im Netz waren
zahlreiche Videos des Vorfalls zu sehen. "Das ist ja der Hammer",
hörte man eine Stimme beim Anblick des Wetterphänomens auf einem
Twitter-Video.
Der Vorsitzende des Ersten Kieler Ruder-Clubs von 1862, Bernd Klose,
sagte: "Es sind Menschen betroffen. Das ist traurig." Rund um den
Verein erinnerten am späten Abend ein umgestürzter Baum, abgerissene
Äste oder ein umgekippter Müllbehälter an das heftige Ereignis. "Da
ist viel durch die Gegend geflogen", sagte ein Mitarbeiter eines
nahen Lokals. "Das hat alle emotional mitgenommen."
Zum Zeitpunkt des Vorfalls saß Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer
(SPD) im Wirtschaftsausschuss der Stadt und erfuhr durch eine SMS der
Feuerwehr von dem Sturm. Kurz danach habe er eine Kurznachricht
seines Sohnes erhalten, der auf dem Weg zum Rudertraining bei dem
Club war, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sein Sohn habe Glück
gehabt, sei erst wenige Augenblicke nach dem Tornado dort
eingetroffen. "Da sieht man, wie schnell sowas geht", sagte der
Verwaltungschef. Er sprach der Feuerwehr und den Rettungskräften
seinen großen Dank aus.
Tornados sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen
Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen
mit Gewittern auf. Dabei reicht aus der Gewitterwolke ein
rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe.
(vdv/dpa)