Dieser Tage fürchten sich die Entscheider in Europa vor Donald Trumps "Make a Deal"-Mentalität. Nach dem Ende des Nato-Gipfels in Brüssel, so die Sorge, könnte alles anders aussehen, als zuvor.
Das 1949 gegründete Verteidigungsbündnis, das sich stolz als Sieger im Kalten Krieg bezeichnet, steht vor großen inneren Verwerfungen. In Trumps Worten klingt das so: Auf der einen Seite erlegt die EU den USA Handelsbeschränkungen auf "und dann wollen sie, dass wir sie fröhlich in der Nato verteidigen".
Er verkennt das Investment, das er leisten muss. Die negativen Folgen einer geschwächten Nato würden vor allem einen treffen: die Vereinigten Staaten selbst. Aus der gefühlten Stärke Trumps würde am Ende eine neue Schwäche hervorgehen.
Der US-Präsident ist kein Anhänger der Nato, das haben mittlerweile alle verstanden. Immer wieder kritisiert er den unfairen Deal, den sein Land bei den Ausgaben für das gemeinsame Bündnis machen würde.
Zwei Prozent ihres Brutto-Inlandsprodukt (BIP), so argumentiert er, hätten die Bündnispartner bis 2024 für die gemeinsame Verteidigung versprochen. Kaum einer halte sich daran.
Auf den ersten Blick ist da was dran. Die USA investieren rund dreimal so viel in die Nato wie die übrigen 28 Europäischen Staaten und Kanada zusammen.
Berechtigte Fragen, aber sie kümmern den US-Präsidenten nicht. Er droht nach wie vor damit, sein Land aus der Nato zu nehmen, Soldaten aus Deutschland abzuziehen und die Europäer ihre Verteidigung selbst regeln zu lassen.
Trump aber gibt den Händler und will den besten Deal: Der Präsident setzt damit das transatlantische Bündnis aufs Spiel, schlicht weil er glaubt, es sei zu teuer.
Dabei entstehen für die USA ohne das Bündnis so hohe Kosten, dass sogar Trump das verstehen müsste.
Er verneint, dass in Europa:
All diese Punkte machen die EU zum wichtigsten Partner, den die USA hat. Das bteonte auch der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk, der Trump in den vergangenen Tagen hart kritisiert hat.
Zieht sich der US-Präsident zurück, schwächt er diese gemeinsame Sicherheit. Die Hilfe der EU bei den Folgen humanitärer Krisen, der Vermittlung bei Konflikten, auch die militärische Bewältigung von Konflikten wie dem in Afghanistan, sie würde wegfallen.
Die USA selbst müssten am Ende wirtschaftlich und politisch deutlich mehr "ausgeben", um in der Sprache des Präsidenten zu bleiben, um das alles wieder aufzufangen.
Ohne das West-Bündnis schrumpft der Präsident seinen eigenen Einfluss in
der Weltpolitik weiter ein – macht aus den mächtig voranschreitenden
USA von früher einen geopolitischen Schwächling, der viel Raum für die Konkurrenz lässt.
Der Einfluss Russlands würde wachsen, das Trump gerade erst selbst erneut als "Konkurrenten" bezeichnet hat. Vladimir Putin hat großes Interesse an einer geschwächten europäischen Verteidigungspolitik. Schon jetzt gibt es auch jene Kräfte in Europa, die sich lieber an Russland orientieren würden, als an den USA.
Ähnliches passierte auch, nachdem die Trump 2017 die US-Mitgliedschaft bei der transpazifischen Partnerschaft (TTP) zurücknahm. Seitdem ist der chinesische Einfluss in Asien massiv gewachsen.
Die Vereinigten Staaten, einst wichtiger und großer Spieler in der Region, spielen seitdem eine untergeordnete Rolle.